Alvaro Bautista: Welche Auswirkungen das neue Drehzahllimit für Ducati hat

Ducati muss ab dem WSBK-Event in Barcelona mit weniger Drehzahl fahren: Im Fahrerlager sorgt das für viele Diskussionen - Großer Frust bei Danilo Petrucci

(Motorsport-Total.com) - Die Drehzahl-Reduzierung der Ducati Panigale V4R ist beim WSBK-Event in Barcelona das bestimmende Thema. Durch die Seriensiege von Weltmeister Alvaro Bautista wurde die Maximaldrehzahl der Ducati von 16.100 U/min auf 15.850 U/min reduziert. Bereits vor vier Jahren sorgte Bautista mit seinen Siegen für eine Limitierung von ursprünglich 16.350 U/min auf 16.100 U/min.

Titel-Bild zur News: Alvaro Bautista

Alvaro Bautista fuhr trotz neuem Drehzahllimit die Tages-Bestzeit Zoom

Die Werks-Ducatis scheint die Limitierung zumindest in Barcelona nicht besonders stark zurückzuwerfen. Am Freitag führte Alvaro Bautista die Wertung vor Teamkollege Michael Rinaldi an. Beide Bestzeiten gingen an das Ducati-Werksduo (zum FT2-Bericht).

Doch die Regeländerung hat im Fahrerlager für viele Diskussionen gesorgt (großer Frust bei Ducati-Teammanager Serafino Foti). Besonders die Ducati-Kundenfahrer, allen voran Danilo Petrucci, ärgern sich über die Änderung. Aber auch Alvaro Bautista und Michael Rinaldi haben kritische Töne angeschlagen.

Regeländerung kurz nach Alvaro Bautistas Vertragsverlängerung

"Es ist witzig. Ich verkündete, dass ich weitermache. Und kurz danach kam die Meldung, dass wir 250 U/min weniger haben", scherzt der Weltmeister, der am Donnerstag seine Zukunftspläne verkündete mehr Informationen.

"Schlussendlich sind die Regeln die Regeln. Keine Ahnung, ob das fair ist oder nicht. Sie wollen die Lücke zwischen mir und den anderen Fahrern schließen. Doch ich bin nicht der einzige Ducati-Fahrer. Die anderen Ducati-Fahrer haben zu kämpfen und die Probleme sind jetzt noch größer", erkennt Bautista.

Alvaro Bautista

Alvaro Bautista muss mit einer längeren Übersetzung fahren Zoom

"250 Umdrehungen sind nicht viel, doch andererseits ist es doch viel", bemerkt Bautista und begründet: "Hier in Barcelona waren wir im sechsten Gang am Limit. Doch jetzt müssen wir die Übersetzung länger machen, weil wir sonst 150 Meter im Begrenzer fahren würden."

"Da wir die Übersetzung länger machen müssen, haben wir in den anderen Kurven weniger Motorbremse und weniger Beschleunigung. Das spürt man schon", berichtet Bautista. "Wir haben jetzt weniger Drehzahl und Kawasaki mehr. Es wurden also gleich zwei Schritte gemacht."

Mehr Drehzahl für Kawasaki: Jonathan Rea will sich nicht äußern

Die Kawasaki ZX-10RR darf ab Barcelona 250 U/min mehr drehen. Für diese Änderung opferte Kawasaki fünf Concession-Punkte. Nach den beiden Freitags-Training wurde Jonathan Rea auf die Drehzahlanhebung angesprochen. Besonders gesprächig war der Rekord-Champion aber nicht.

"Das Thema mit der Drehzahl ist sehr kompliziert", bemerkt der Brite und verweist auf die Ingenieure: "Sie können besser sagen, wie wir das nutzen, ob wir das nutzen, ob es möglich ist, es zu nutzen. Ich bin nicht derjenige, den man fragen sollte."

Jonathan Rea

Jonathan Rea wollte nicht viel zur Regeländerung sagen Zoom

Barcelona ist für das in Spanien stationierte Kawasaki-Werksteam das Heimrennen. Doch aus sportlicher Sicht sind die Erwartungen niedrig. Jonathan Rea lag im FT2 lange Zeit außerhalb der Top 10 und schaffte erst bei der Schlussoffensive den Sprung in die Top 3.

Ein Sieg in Barcelona ist laut Rea unmöglich. "Ich fuhr im FT1 einige Runden hinter Alvaro. Bei diesen Bedingungen fühlte ich mich ziemlich konkurrenzfähig. Er machte sehr viele Fehler, als ich hinter ihm fuhr. Trotzdem fuhr er die gleichen Rundenzeiten wie ich, obwohl ich sehr sauber fuhr", staunt Rea.


Fotos: Superbike-WM 2023: Barcelona (Spanien)


"Er kam in Kurve 4, Kurve 5 und Kurve 7 von der Linie ab. Man wundert sich, wie er trotzdem diese Rundenzeiten fahren kann. Als er später sauberer fuhr, war er unglaublich schnell", berichtet Rea, der auf eine Runde mehr als eine halbe Sekunde verlor und beim Renntempo noch weiter zurückliegt.

Verfehlt die Regeländerung ihren Zweck?

Die 250 U/min weniger sind für Alvaro Bautista vermutlich weniger ein Problem als für seine Ducati-Markenkollegen. "Es ist Alvaros Schuld, weil er so viel gewinnt, aber nicht Ducatis Schuld", kommentiert Teamkollege Michael Rinaldi.

"Man muss sich nur die anderen Ducatis anschauen, mich eingeschlossen. Es ist nicht so, dass wir alle anderen deutlich besiegen. Alvaro macht das. Er ist momentan der stärkste Fahrer im Feld. Das ist für den Rest des Feldes schwer zu akzeptieren", bemerkt der Italiener kritisch.

"Ich als Fahrer habe keine Angst davor, zuzugeben, dass Alvaro im Moment der stärkste Fahrer ist. Es wäre einfach, eine Ausrede zu suchen und das Motorrad verantwortlich zu machen. Doch das ist nicht die Realität. Die Ergebnisse der anderen Ducatis zeigen das", schildert Rinaldi.

Michael Ruben Rinaldi

Michael Ruben Rinaldi findet es nicht okay, alle Ducati-Piloten zu bestrafen Zoom

Laut Rinaldi bestand kein Grund für eine Anpassung. "Toprak gewann ein Rennen und war an der Spitze. Jonathan machte einige Fehler und stürzte. Doch ansonsten kämpfte er auch um die Siege. Ich denke, es ist nicht fair, alle Ducati-Fahrer so zu bestrafen", kritisiert er.

Der überragende Topspeed der Ducati ist laut Rinaldi Geschichte. "Ich traf heute auf der Geraden auf den Ersatzfahrer von Michael van der Mark. Ich konnte ihn nicht überholen. Ducati hat ein tolles Motorrad gebaut. Auf den Geraden können wir aber nicht mehr überholen", ist Rinaldi überzeugt.

Der Ducati-Pilot erinnert sich an vergangene Jahre: "Als wir noch mit dem V2-Bike fuhren und auf den Geraden langsam waren, hat niemand irgendetwas gesagt. Johnny gewann sechs Titel in Folge. Alle haben gesagt, dass Johnny der stärkste Fahrer im Feld ist und dass er und Kawasaki gut gearbeitet haben. Jetzt beschweren sich alle über Alvaro."

Danilo Petrucci: Große Zweifel am Algorithmus

Die Entscheidung, Ducati 250 U/min wegzunehmen, wurde von einem komplizierten Algorithmus getroffen, der die Ergebnisse der einzelnen Fahrer kombiniert und dann entscheidet, ob ein Hersteller im Vorteil ist oder nicht. Barni-Ducati-Pilot Danilo Petrucci ist von diesem System nicht überzeugt.

Danilo Petrucci

Für Danilo Petrucci ist die Regeländerung ein Rückschlag Zoom

"Wir müssen darüber reden, wie dieser Algorithmus funktioniert. Es ist nicht fair, allen Ducati-Fahrern 250 U/min zu nehmen", bemerkt der Italiener. "Nur Alvaro kann mit diesem Motorrad einen Unterschied ausmachen. Ich denke nicht, dass es fair ist, wenn von allen die Leistung reduziert wird."

"Wir dominieren nicht die Meisterschaft", unterstreicht Petrucci, der bisher einige Probleme hatte. "Ich habe zu kämpfen und bin nicht vollkommen zufrieden, wie es im Moment läuft. Es ist auch nicht fair, wenn man es am Donnerstag vor dem Rennwochenende erfährt. Wir konnten lediglich die Übersetzung optimieren."

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