• 03.11.2008 01:21

  • von Pete Fink

Titelwende in Texas? Edwards dominiert - Johnson schwächelt!

Carl Edwards verkürzte in Texas seinen Rückstand auf Jimmie Johnson mit einem Schlag von 183 auf 106 Punkte - Juan Pablo Montoya übel abgeschossen

(Motorsport-Total.com) - Nun hat es Jimmie Johnson doch noch erwischt: Sieben Mal in Folge fuhr der Hendrick-Pilot im NASCAR-Chase 2008 in die Top 10, zweimal gewann er und in zwei Rennen belegte er Platz zwei. Sein Vorsprung vor Carl Edwards (Roush-Ford) wuchs logischerweise auf 183 Punkte an, aber auf dem Texas Motor Speedway könnte sich das Meisterschaftsblatt in buchstäblich allerletzter Sekunde noch einmal gewendet haben.

Titel-Bild zur News: Carl Edwards

Jubel: Sieger Carl Edwards machte in Texas 77 Punkte auf Jimmie Johnson gut

Denn während Edwards das Dickies 500 über weite Strecken dominierte, flog Johnson früh aus der Führungsrunde, konnte sich jedoch im Gegensatz zur Vorwoche in Atlanta nicht mehr davon erholen, und wurde am Ende nur als 15. abgewunken. Edwards hingegen griff am Ende noch einmal ganz tief in die Strategiekiste und fuhr ohne Tankstopp 69 Runden am Stück, was ihm schließlich den Sieg sichern sollte.#w1#

Der Grund für den Benzinpoker Edwards' war Gelbphase Nummer fünf, in der sich einige seiner Konkurrenten nur zwei neue Goodyear-Gummis aufschnallen ließen, was den Roush-Piloten beim Service von Platz eins bis auf Rang sieben zurückwarf. Doch im Gegensatz zur Konkurrenz riskierte Edwards im Finale alles, fuhr nicht mehr zu einem Splash-and-Dash-Stopp an die Box, und trug seinen roten Ford Fusion in den letzten Runden mit Halbgas zum Triumph.


Fotos: NASCAR in Texas


Der Auslöser dieser ominösen Gelbphase war die unschöne Szene eines ansonsten sehr ruhig verlaufenden Sprint-Cup-Rennens: Ein in Texas erneut bärenstarker Juan Pablo Montoya (Ganassi-Dodge) kam auf der Gegengerade leicht in Kontakt mit dem bereits überrundeten David Gilliland (Yates-Ford). Zwei Kurven später revanchierte sich Gilliand und fuhr dem Kolumbianer einfach geradewegs in dessen Dodge Charger hinein.

Montoya erlebt 2008 ein Seuchenjahr

Juan Pablo Montoya

Juan Pablo Montoya wurde in Texas von David Gilliland abgeschossen Zoom

Montoya krachte mitten auf der Start/Zielgerade bei hoher Geschwindigkeit in die Außenmauer. Der 33-Jährige blieb zwar unverletzt, musste sein Rennen aber als 43. und Letzter beenden. NASCAR reagierte prompt und nahm den Yates-Ford Gillilands sofort aus dem Rennen.

Erneutes Pech für die Montoya-Mannschaft also, denn der schwarze Dodge Charger mit der Startnummer 42 zeigte sich in Texas absolut konkurrenzfähig. Wie von der Tarantel gestochen fuhr Montoya von Startplatz 22 aus locker in die Top 10 und lag nach 90 von 334 Runden bereits auf Platz sechs. Doch am Ende sollte wieder keine Top-Platzierung herausspringen - die Saison 2008 gerät zur Seuche für das Ganassi-Team.

Dem Dickies-500-Sieger Edwards konnte dies herzlich egal sein. Eine alte NASCAR-Regel lautet: Wer in Atlanta gewinnt, der sieht in Texas ebenfalls gut aus - und dies sollte sich auch 2008 bewahrheiten. "Cousin-Carl" entpuppte sich in Fort Worth zuerst als Kannibale und später als brillanter Pokerspieler, der den Spritverbrauch seines 5,7 Liter V8-Ford-Triebwerks genau einzuschätzen wusste.

Denn Jimmie Johnson fiel mit eklatanten Handlingsproblemen schnell zurück und wies nach nur 97 Umläufen bereits eine ganze Runde Rückstand auf. "Kannibale" Edwards versuchte gleichzeitig das Optimum aus den langen Grünphasen herauszuholen und hielt sein Tempo an der Spitze aus guten Gründen extrem hoch.

Johnson dieses Mal farblos

Jimmie Johnson

Nur Platz 15: Jimmie Johnson ärgerte sich in Texas über seine Leistung Zoom

Je mehr Fahrzeuge er überrunden würde, desto größere Probleme würde er Johnson bereiten, damit dieser nicht als Bester der Überrundeten den Lucky Dog bekommen würde. Im Gegensatz zur Vorwoche in Atlanta waren die Johnson-Probleme jedoch hausgemacht, denn Crewchief Chad Knaus spekulierte in Sachen Setup offenbar mit der Dämmerung, was aber nicht wie gewünscht funktionieren sollte.

Im Gegenteil: Johnson bekam als Überrundeter durch das Edwards-Tempo plötzlich Gesellschaft von einer ganzen Menge hochkarätiger Gegner. Diese hießen unter anderem Jeff Burton, Dale Earnhardt Jr., Tony Stewart, Denny Hamlin, Jeff Gordon, Brian Vickers, Mark Martin oder auch Kurt Busch. All diese NASCAR-Prominenz bemühte sich genauso wie Johnson um den Lucky Dog, während Edwards vorne unangefochten das Rennen diktierte.

Dieses Szenario änderte sich in Runde 263 schlagartig. Nach dem Foul an Montoya ließen sich Jamie McMurray (Roush-Ford), Clint Bowyer (Childress-Chevrolet), Martin Truex Jr. (DEI-Chevrolet) und Dale Earnhardt Jr. (Hendrick-Chevrolet) jeweils nur zwei neue Reifen aufziehen. Auch Greg Biffle (Roush-Ford) und Kyle Busch (Gibbs-Toyota) schoben sich in der Box an Edwards vorbei.

Missouri-Mann spielt Texas hold'em

Carl Edwards Jack Roush

Carl Edwards und Teamchef Jack Roush freuten sich über einen Benzincoup Zoom

Zwar kam der Texas-Dominator in der Folge schnell wieder auf Position vier nach vorne, McMurray, Biffle und Bowyer waren jedoch bereits enteilt. Zugleich war klar, dass bei einem Benzinfenster von etwa 50 Runden - und beim Restart noch 65 zu absolvierenden Umläufen - das gesamte Feld noch einmal zum Tanken kommen müsste.

Dachte man jedenfalls, denn während aus der Spitzengruppe einer nach dem anderen die Box ansteuerte, blieb Edwards seelenruhig auf der Strecke. Natürlich verschaffte er sich auf diese Art und Weise einen riesigen Vorsprung, aber im gleichen Atemzug zogen sogar die Überrundeten wieder an Edwards vorbei, weil der Mann aus Missouri nur noch um die Strecke herumrollte.

Doch dieses Vabaque-Spiel ging auf: Es kam am Ende der 334 Runden von Texas zu keiner Verlängerung mehr und Edwards gewann sein achtes Saisonrennen vor Jeff Gordon, der genau die gleiche Strategie an den Tag legte. Jamie McMurray wurde als Erster der Tankenden auf Platz drei abgewunken, gefolgt von Clint Bowyer und Greg Biffle, der sich damit ebenfalls wieder ins Titelgeschäft brachte.

Nur noch zwei Rennen zum Titel

Phoenix

Phoenix: Nächste Woche gastiert der Sprint-Cup in der Wüste von Arizona Zoom

Sechster wurde Chase-Pechvogel Kyle Busch, der sich langsam aber sicher wieder auf Normalform zurückarbeitet. Kevin Harvick, Martin Truex Jr., Matt Kenseth und David Reutimann rundeten die Top 10 ab. Johnson hingegen konnte auch im Finale keine furiose Aufholjagd mehr starten und beendete das Rennen mit Rundenrückstand als 15.

Das hat Konsequenzen, denn sein Vorsprung in der Gesamtwertung ist von vormals 183 Punkten auf nur noch 106 Zähler zusammengeschmolzen. Biffle rangiert als Dritter mit 143 Punkten Rückstand auf Johnson. Bei noch zwei ausstehenden Saisonrennen ist dieser Vorsprung durchaus aufholbar.

Es folgen noch zwei Rennen um den Sprint-Cup-Titel 2008: Kommende Woche gastiert der NASCAR-Tross in Phoenix, das eine Leib-und-Magen-Strecke von Johnson ist. Sollte Edwards auch dort in der Lage sein, vom Vorsprung des Kaliforniers erneut etwas abzuknabbern, dann ist eine Woche später zum Finale in Homestead Hochspannung garantiert - denn Südflorida ist absolutes Roush-Terrain!