• 15.01.2008 16:03

  • von Pete Fink

Teamwork - oder alle jagen Hendrick

Hendrick Motorsports wird auch 2008 das Team sein, das es zu schlagen gilt, doch die Konkurrenz bedient sich mittlerweile der Methoden von Johnson und Co.

(Motorsport-Total.com) - Es gibt nicht wenige NASCAR-Beobachter, die das Geschehen der kommenden Sprint-Cup-Saison als eine Aufholjagd des Feldes gegen das Team von Hendrick Motorsports beziffern. "Sie sind die Ferrari der NASCAR", erklärte zum Beispiel der ehemalige Formel-1-Weltmeister Jacques Villeneuve dieser Tage in Daytona recht anschaulich.

Titel-Bild zur News: Jimmie Johnson

Jimmie Johnson ist einer der Gejagten und die Konkurrenz kopiert Hendrick

Die Erfolgsstatistik von Hendrick aus dem Jahr 2007 ist beeindruckend: Man gewann nicht nur die Hälfte aller 36 Saisonrennen und belegte in der Fahrerwertung mit Jimmie Johnson und Jeff Gordon auch die Ränge eins und zwei, man zeigte sich auch im Hinblick auf das Car of Tomorrow als die absolut dominante Mannschaft - und genau dieses Fahrzeug wird 2008 an allen Wochenenden gefahren werden.#w1#

Ein großes Erfolgesgeheimnis - und das ist nun offensichtlich auch den anderen NASCAR-Teams schmerzlich bewusst geworden - liegt in der engen Zusammenarbeit von Johnson und Gordon, die ab der Saison 2008 mit Dale Earnhardt Jr. noch um einen weiteren Baustein ergänzt werden wird.

Doch die Zeit der Eigenbrötler, die auch im eigenen Rennstall eher ihr eigenes Ding durchzuziehen versuchten, ist noch aus einem anderen Grund Geschichte, und das liegt an den extrem strengen Richtlinien des neuen NASCAR-Autos, die die einzelnen Spielräume der Teams weitgehend einschränken, wodurch eine intensive Kommunikation im Team autoübergreifend umso wichtiger werden wird.

Penske-Dodge ist so ein Beispiel. Neben Kurt Busch und Ryan Newman wird ab 2008 ein drittes Auto mit Sam Hornish Jr. an den Start gehen. "Wir müssen uns die Details noch intensiver ansehen", weiß Kurt Busch, "und ich hoffe, dass uns mit Sam und seiner Mannschaft nun drei komplette Programme zur Verfügung stehen werden, die ihre Ideen gegenseitig austauschen können."

Was die Dodge-Teams jedoch nicht machen, ist sogar eine teamübergreifende Kommunikation, wie sie etwa Toyota betreibt. Dort spricht man ganz offen davon, dass Red Bull, Michael Waltrip oder auch Bill Davis mit dem Neuzugang von Joe Gibbs Racing kooperieren sollen - und es auch bereits tun.

Viele Kooperationen bei Toyota

Sam Hornish Jr.

Sam Hornish Jr. soll bei Penske-Dodge wertvolle Informationen liefern Zoom

Die Zusammenarbeit mit Gibbs beträfe auch Fragen des Chassis und der Aerodynamik, bestätigte John Probst, der Technische Direktor von Red Bull gegenüber 'Motorsport-Total.com'. "Ich selbst habe mich schon mindestens fünfmal mit ihren Ingenieuren getroffen."

Gibbs-Neuzugang Kyle Busch verriet in Daytona, dass alle gesammelten Informationen "bereits auf dem Gibbs-Server" seien. Einiges im Bereich der Motoren sei bereits auf die Autos von Denny Hamlin und Tony Stewart transferiert worden und im Gibbs-Shop auf deren Simulatoren erprobt worden. "Wir wollen den Teamkollegen alles das geben, was wir gelernt haben, so dass sie hierher zurückkommen können und sie den gleichen Weg einschlagen können, wie wir."

Auch Bill Davis Racing arbeitet intern völlig offen. "Wir werden alle Daten für das Blaney-Auto verwenden", erklärte Slugger Labbe, der Crew-Chief von Jacques Villeneuve nach dessen drei Testtagen. Der Erfolg kam sofort, denn Blaney fuhr am Montag aus dem Stand heraus Bestzeit in Daytona.

Die Toyota-Teams machen also im Prinzip nichts anderes, als das Erfolgsgeheimnis von Hendrick zu kopieren. Champion Jimmie Johnson weiß, was die Stunde geschlagen hat: "Mit der Zeit werden alle das neue Auto verstehen und die Lücke wird immer kleiner werden. Und je enger die Teams zusammen arbeiten, desto schneller wird man einen gemeinsamen Nenner und das beste Paket finden können."

Es bleibt also die Frage, ob und wie schnell die Konkurrenz den Vorsprung, den die Hendrick-Organisation noch haben sollte, aufholen kann. Anhand der in Daytona erzielten ersten Ergebnisse könnten die Toyotas mit ihrem Generalangriff dabei in vorderster Front stehen.