Sprint Unlimited: Hamlin übersteht das Chaos und siegt

Denny Hamlin (Gibbs-Toyota) setzt sich im Sprint Unlimited at Daytona durch - Big-One reist zahlreiche Favoriten ins Verderben: Die Stimmen der Beteiligten

(Motorsport-Total.com) - Der letzte Sieger des NASCAR-Jahres 2013 ist auch der erste Sieger des NASCAR-Jahres 2014: Denny Hamlin (Gibbs-Toyota) setzte sich in der Nacht von Samstag auf Sonntag unter dem Flutlicht des Daytona International Speedway im nicht zur Meisterschaft zählenden Sprint Unlimited durch (So lief das Rennen im Einzelnen).

Titel-Bild zur News: Denny Hamlin

Denny Hamlin eröffnete sein NASCAR-Jahr 2014 perfekt: Sieg beim Sprint Unlimited Zoom

Nachdem Hamlin den Großteil der 75-Runden-Distanz (unterteilt in drei Segmente) auf Platz eins verbracht hatte, lag er drei Runden vor Schluss nur noch auf Platz acht. Im Schlussspurt setzte sich der Fahrer des schwarzen Gibbs-Toyota mit der Startnummer 11 dann aber unwiderstehlich durch und ließ der von Brad Keselowski (Penske-Ford) angeführten Konkurrenz keine Chance. "Vielen Dank an mein Team. Das beste Auto hat gewonnen. Jetzt haben wir zweimal hintereinander gewonnen", so Hamlins Kommentar in der Victory Lane in Anspielung auf seinen Sieg beim Saisonfinale 2013 in Homestead.

Wird sich der Gibbs-Pilot auch in seinem Budweiser-Duel am Donnerstag oder beim ersten Punkterennen der neuen Sprint-Cup-Saison - dem Daytona 500 am kommenden Sonntag - durchsetzen können? Soweit ist es noch nicht. Zunächst einmal steht für Hamlin der zweite Sieg beim Einladungsrennen im Februar in den Ergebnislisten. Im Jahr 2006 hatte der damalige Rookie seinen ersten Triumph gefeiert. Damals lief das Rennen noch unter dem Titel Budweiser Shootout.


Fotos: Sprint Unlimited at Daytona


Bevor das Sprint Unlimited um 2:35 Uhr MEZ mit der Grünen Flagge eröffnet wurde, stand das Fan-Voting im Mittelpunkt. Die Länge der drei Segmente, die Startaufstellung und die Reihenfolge beim Restart für Segment drei wurden von den NASCAR-Fans rund um den Globus entschieden. Beim Rennformat erhielt die Aufteilung der 75 Runden in 30-25-20 Runden die meisten Stimmen. Für die Startaufstellung wurde auf Wunsch der Fans das Ergebnis des Abschlusstrainings vom Freitag herangezogen.

Somit führten Hamlin als Polesetter und Jamie McMurray (Ganassi-Chevrolet) neben ihm in Reihe eins das Feld auf die Reise. Champion Jimmie Johnson (Hendrick-Chevrolet) befand sich als 18. am Ende des Feldes. Das noch recht zahm verlaufene Segment eins über 30 Runden wurde zur sicheren Beute von Hamlin, während der Abend für Johnson bereits gelaufen war.

Jimmie Johnson eröffnet Crash-Festival

Jimmie Johnson

Für Champion Jimmie Johnson war noch vor Ende des ersten Segments Feierabend Zoom

Der sechsmalige und amtierende NASCAR-Champion hatte seinen schwarzen Hendrick-Chevy nach 28 Runden im Windschatten von Leader Hamlin aus der Kontrolle verloren. Kevin Harvick (Stewart/Haas-Chevrolet) lag direkt hinter Johnson, als dessen Auto ohne Fremdeinwirkung in Turn 4 plötzlich übersteuernd nach links abbog und in die innere Safer-Barrier einschlug.

"Ich versuchte, an der 11 dran zu bleiben, doch in Turn 4 konnte ich das Auto einfach nicht halten", so die Stellungnahme von Johnson, der den Einschlag in die innere Streckenbegrenzung locker weggesteckt hat. Der Hendrick-Chevy war zwar demoliert. Es handelte sich dabei aber nicht um das Auto, mit dem der Champion am Sonntag das Qualifying zum Daytona 500 unter die Räder nehmen wird. Stattdessen hatte das Team für das Einladungsrennen wie üblich ein eigenes Chassis aufgebaut.

Die Gelbphase zwischen Segment eins und zwei wurde von allen Fahrern zum Boxenstopp genutzt. Die beiden Ex-Champions Brad Keselowski (Penske-Ford) und Jeff Gordon (Hendrick-Chevrolet) zockten und verzichteten auf einen Reifenwechsel. Sie ließen nur Sprit nachfüllen und waren somit die Ersten, die sich wieder auf die Rennstrecke begaben.

Big-One reist zahlreiche Favoriten ins Verderben

Keselowski führte das Feld ins zweite Segment, bevor wenig später der erste Big-One der NASCAR-Saison 2014 folgte: Matt Kenseth (Gibbs-Toyota), die vier Stewart/Haas-Chevys von Tony Stewart, Kevin Harvick, Kurt Busch und Danica Patrick, die beiden Ford Fusion der Roush-Piloten Carl Edwards und Ricky Stenhouse Jr. sowie Jeff Gordon wurden allesamt ins Verderben gerissen.

Viel deutete darauf hin, dass der Tempoverlust am Auto von Keselowski schlicht und ergreifend auf die Luftbewegungen im Feld zurückzuführen war. Die Theorie, dass der über dem Daytona International Speedway leuchtende Vollmond Schuld hatte, ist aber nicht erwiesen. Fakt ist: Keselowski hatte auf der Außenbahn kein Auto direkt vor sich und stand somit direkt im Wind, während sich Kenseth im Windschatten von Leader Hamlin befand.

Tony Stewart, Jeff Gordon, Kurt Busch, Matt Kenseth

Runde 36: Tony Stewart, Jeff Gordon, Kurt Busch, Matt Kenseth und andere crashen Zoom

Kenseth wurde vom langsamer werdenden Keselowski überrascht und verriss seinen Gibbs-Toyota vor die Nase von dessen Penske-Teamkollegen Joey Logano. Dahinter brach das Chaos aus. "Mir war nicht klar, dass Joey so dicht hinter mir liegt", gestand Kenseth, für den das Rennen ebenso gelaufen war wie für Stewart, Gordon, Edwards, Kurt Busch, Stenhouse und Patrick. "Ich war überrascht, wie ruhig das Rennen begonnen hatte, doch dann wurde es richtig wild. Zum Glück sind alle okay", kommentierte Gordon.

Stenhouse hatte im Chaos der vor ihm ineinander rauschenen Autos ausgerechnet den grünen Stewart/Haas-Chevy seiner Lebenspartnerin Danica Patrick getroffen. "Es wäre schön gewesen, am Schluss noch dabei gewesen zu sein, doch es hat nicht sollen sein. Ausgerechnet mein Freund war es, der in mich reinknallte. Was ein Mist", gab Patrick zu Protokoll. Stenhouse dazu: "Ich konnte nichts sehen, habe nur einen heftigen Schlag gespürt. Leider war sie es, die ich getroffen habe." Der Kommentar seines Roush-Teamkollegen Edwards zum ersten Big-One des NASCAR-Jahres 2014 lautete: "Ein teurer Spaß."

Wieder ein Mega-Save von Kyle Busch

Kyle Busch

Unglaublich: Diese Einlage meisterte Kyle Busch (18) ohne Dreher Zoom

Als die 25 Runden von Segment zwei vorüber waren, war es erneut Hamlin, der als Spitzenreiter notiert wurde. Erst zu diesem Zeitpunkt endete das Fan-Voting für die Reihenfolge beim Restart zu Segment drei. Hier entschieden die NASCAR-Fans für die Variante Boxenstopp, weshalb die nur noch neun im Rennen verbliebenen Piloten allesamt noch einmal die Pitlane aufsuchen mussten.

Die Gibbs-Crew am Auto von Leader Hamlin arbeitete am schnellsten und schickte ihren Fahrer als Ersten wieder auf die Piste. Die ersten Verfolger am Ausgang der Boxengasse waren McMurray, Logano und Dale Earnhardt Jr. (Hendrick-Chevrolet). Somit wurde das über 20 Runden gehende Segment drei mit Hamlin/McMurray in Reihe eins und Logano/Earnhardt Jr. in deren Nacken in Angriff genommen.

Im Verlauf der letzten 20 Runden landeten dann auch noch Earnhardt Jr. und Marcos Ambrose (Petty-Ford) in der Mauer. "Marcos wusste wohl nicht, dass ich außen neben ihm lag", ärgerte sich "Junior" über den Simultan-Abflug. Kurz zuvor hatte Kyle Busch (Gibbs-Toyota) wie schon vor exakt zwei Jahren mit einem schier unglaublichen Save von sich reden gemacht: Diesmal fing Busch seinen Camry nach einer Berührung mit Brad Keselowski wieder ein, obwohl der gelbe Bolide mit der Startnummer 18 bereits funkensprühend im 90-Grad-Winkel zur Fahrtrichtung durch Turn 4 driftete.

Hamlin im Schlussspurt nicht aufzuhalten

Denny Hamlin

Nur diese acht Autos sahen nach 75 Runden die Zielflagge Zoom

Beim Ritt über die Rasenfläche wurde zwar der Frontsplitter beschädigt, dennoch mischte Kyle Busch im Schlussspurt wieder munter mit und durfte auf eine Wiederholung seines Husarenritts von vor zwei Jahren hoffen. Damals hatte der jüngere der beiden Busch-Brothers das Einladungsrennen nach seinem funkensprühenden Save tatsächlich noch gewonnen.

Diesmal aber war für Kyle Busch gegen Gibbs-Teamkollege Denny Hamlin kein Kraut gewachsen. Trotzdessen, dass er drei Runden vor Schluss nur als Achter geführt wurde, setzte sich Hamlin im finalen Sprint zur Karierten Flagge schließlich gegenüber dem Penske-Duo Brad Keselowski und Joey Logano durch und siegte. Kyle Busch fing Logano auf den letzten Metern noch ab und lief als Dritter ein.

Kevin Harvick wurde Fünfter. Der Stewart/Haas-Neuzugang hatte Glück. Auch er war in den Big-One des zweiten Segments involviert, konnte das Rennen aber fortsetzen und kämpfte in der Schlussphase genau wie Kyle Busch nach seinem Save tatsächlich wieder in der Spitzengruppe mit. Jamie McMurray, der in Segment eins mit Überhitzungsproblemen zu kämpfen hatte, Marcos Ambrose, der beim Crash von Dale Earnhardt Jr. direkt beteiligt war und Childress-Neuzugang Ryan Newman waren beim turbulenten Auftakt des NASCAR-Jahres 2014 die letzten verbliebenen Fahrer, die die Zielflagge sahen.