Jimmie Johnson siegt im engsten Finish aller Zeiten!

Jimmie Johnson gewinnt das Sprint-Cup-Rennen in Talladega mit 0,002 Sekunden Vorsprung auf Clint Bowyer - Sechs Fahrzeuge innerhalb einer Zehntelsekunde

(Motorsport-Total.com) - NASCAR-Dauerchampion Jimmie Johnson konnte am Sonntag in Talladega ein sensationelles Sprint-Cup-Finish für sich entscheiden. Nach 188 Runden hatte der Hendrick-Pllot die Winzigkeit von 0,002 Sekunden Vorsprung auf Clint Bowyer (Childress-Chevrolet). Der Zieleinlauf war damit der engste seit Einführung der elektronischen Zeitmessung im Jahr 1993. Die bisherige, alleinige Bestmarke datiert aus Darlington 2003, wo Ricky Craven Kurt Busch ebenfalls um 0,002 Sekunden geschlagen hatte.

Titel-Bild zur News: Der Zieleinlauf beim Aaron's 499 in Talladega

Jimmie Johnson siegte im denkwürdigen Talladega-Finale um Haaresbreite

Im Unterschied zum Darlington-Finish lagen diesmal allerdings die ersten sechs(!) Fahrzeuge innerhalb einer Zehntelsekunde. Hinter Sieger Johnson und dem Zweitplazierten Bowyer lief Jeff Gordon am Sonntag in Talladega auf Rang drei ein. Dale Earnhardt Jr. belegte Rang vier vor Kevin Harvick und Carl Edwards. Diese sechs Fahrzeuge waren im Ziel nur durch 0,074 Sekunden getrennt und lieferten zusammen mit Greg Biffle (7.) und Mark Martin (8.) ein spektakuläres Zielfoto.


Fotos: NASCAR in Talladega


Sieger Johnson lag eingangs der letzten Runde nur auf Rang sieben. "Ich dachte schon, es wäre vorbei", schilderte der Dauerchampion nach seinem letztlich überraschenden Sieg in der Victory Lane. Ausgangs der letzten Kurve belegte er den fünften Platz. "Plötzlich tat sich auf der Innenseite einen Lücke auf, die wir nutzen konnten", so Johnson in Anspielung auf den entscheidenden Push von Earnhardt auf den letzten Metern, der ihn noch an den beiden Führungsduos Jeff Gordon/Mark Martin und Clint Bowyer/Kevin Harvick vorbei brachte. Der knapp unterlegene Bowyer wirkte anschließend nicht allzu enttäuscht. "Kevin hat mir am Schluss einen guten Push gegeben. Es hat Spaß gemacht, aber wir kamen einen Tick zu spät."

Two-Car-Drafts bestimmen das Bild

Jeff Gordon, Jimmie Johnson

Die vier Hendrick-Piloten führten das Feld in Talladega auf die Reise Zoom

Die vier Hendrick-Chevrolet von Jeff Gordon, Jimmie Johnson, Mark Martin und Dale Earnhardt Jr. nahmen das Aaron's 499 nach einer lupenreinen 1-2-3-4-Performance im Qualifying geschlossen von der Spitze des Feldes aus in Angriff. Gordon und Martin hatten bereits im Freien Training am Freitag intensiv den Two-Car-Draft, das Fahren in Zweierformation, geprobt und setzten den Paarlauf in der Anfangsphase perfekt um.

Wie schon beim Saisonauftakt in Daytona bildeten sich die auf den großen Superspeedways inzwischen vertrauten Zweiergruppen auch in Talladega sofort im gesamten Feld, wobei die Fahrer in der Regel versuchten, mit ihren jeweiligen Teamkollegen gemeinsame Sache zu machen.

Ein wesentlicher Unterschied im Vergleich zum Daytona 500 war allerdings die Tatsache, dass das von Zeit zu Zeit aus Gründen der Motorkühlung notwendige Tauschen der Positionen innerhalb einer Zweiergruppe das Momentum nachhaltig störte. Soll heißen, immer dann, wenn ein Zweiergespann einen Tausch vollzog, fielen beide Fahrzeuge gegenüber den anderen Paarläufern deutlich ab.

Einige Pärchen, darunter Jeff Gordon/Mark Martin sowie die beiden Earnhardt/Ganassi-Piloten Juan Pablo Montoya und Jamie McMurray ließen sich bereits früh ans Ende des Feldes zurückfallen, um der drohenden Gefahr, in einen der gefürchteten Massencrashs verwickelt zu werden, aus dem Weg zu gehen.

Carl Edwards, Matt Kenseth, Marcos Ambrose, David Ragan

Die Two-Car-Drafts bestimmten während der kompletten Distanz das Bild Zoom

Ein weiterer interessanter Aspekt, der ansatzweise bereits in Daytona zu Tage trat und in Talladega noch ausgebaut wurde, war die Zusammenarbeit mit Piloten anderer Teams, um im gemeinsamen Paarlauf schneller voran zu kommen. Aus diesem Grund waren im Rennen am Sonntag viele der Sprint-Cup-Fahrzeuge mit speziellen Drehschaltern im Cockpit ausgerüstet, mit denen die Fahrer jeweils auf die zuvor programmierten Funkfrequenzen anderer Fahrer und Teams umschalten konnten - eine Maßnahme, die in anderen Rennserien undenkbar wäre...

Kurt Busch sorgt für zwei Cautions

Red-Bull-Pilot Brian Vickers musste in Runde 28 als Erster dem engen Rennverkehr Tribut zollen. Kurt Busch (Penske-Dodge) schob den Phoenix-Chevrolet von Landon Cassill ausgangs Turn 2 in den Wagen von Vickers, der sich auf der Gegengeraden quer zum Rest des Feldes wiederfand und riesiges Glück hatte, nicht von weiteren Fahrzeugen auf die Hörner genommen worden zu sein.

Kurz vor Halbzeit des Rennens erwischte es auch Vickers' Teamkollegen Kasey Kahne. Der Red-Bull-Toyota mit der Startnummer 4 ging spektakulär in Flammen auf. Gleichzeitig sorgte wie schon 62 Runden zuvor erneut Kurt Busch mit einem etwas zu kräftigen Push im Feld für Unheil. Diesmal schob er seinen eigenen Teamkollegen Brad Keselowski an. Der blaue Dodge Charger mit der Startnummer 2 krachte daraufhin in Turn 3 des Ovals in den Petty-Ford von Marcos Ambrose. Der Wood-Ford von Daytona-500-Sieger Trevor Bayne wurde ebenfalls mitgerissen und schlug in der Mauer ein. David Ragan (Roush-Ford) hatte just in dem Moment, als sich Kurt Busch und Keselowski zu nahe kamen, ebenfalls einen Motorschaden zu verzeichnen, was für zusätzliche Konfusion sorgte.

Bayne gab im Anschluss zu Protokoll: "Ich sah, wie vor mir der Motor der 6 (Ragan) hochging. Im selben Moment passierte der Unfall mit der 2 (Keselowski; Anm. d. Red.). Es war ein harter Einschlag, der Wagen rutschte von ganz unten über die gesamte Streckenbreite und krachte in die Außenmauer. Es ist enttäuschend, denn wir hätten am Ende sicher eine gute Rolle spielen können."

Für Keselowski war das Rennen ebenso vorbei wie für Bayne. "Es war ein wilder Ritt. Vor uns wurden plötzlich alle langsamer. Wir konnten einfach nicht schnell genug verzögern", gab der Penske-Pilot seinem Teamkollegen Busch keine Schuld am Zwischenfall. "Das ist einfach das Racing in Talladega", bemerkte Keselowski abschließend.

Kyle Busch, Denny Hamlin, Matt Kenseth

Für Kyle Busch und Matt Kenseth war das Rennen in Runde 140 beendet Zoom

In Runde 140 gerieten dann die beiden Gibbs-Teamkollegen Joey Logano und Kyle Busch aneinander. Die beiden hatten tags zuvor im Nationwide-Rennen noch erfolgreich zusammengearbeitet, als Logano seinem Kollegen Busch in der letzten Runde den entscheidenden Push zum Sieg verschaffte. Diesmal war die Kooperation allerdings nicht von Erfolg gekrönt. Logano schob den Toyota mit der Startnummer 18 ausgangs Turn 2 in den Roush-Ford von Matt Kenseth. Für den Texas-Sieger war das Rennen ebenso beendet wie für Busch.

Großes Pech für Montoya

Juan Pablo Montoya (Earnhardt/Ganassi-Chevrolet) hielt sich in der Anfangsphase des 188-Runden-Rennens genau wie Teamkollege Jamie McMurray noch zurück. Die beiden absolvierten den Großteil des Rennens wie geplant im Paarlauf und kamen genau wie die beiden Hendrick-Duos Johnson/Earnhardt und Gordon/Martin jeweils geschlossen zu den Boxenstopps unter Grüner Flagge herein. Gegen Ende des Rennens waren die beiden dann zur Stelle.

In Runde 171 war es für Montoya mit der Herrlichkeit allerdings vorbei. Ryan Newman (Stewart-Haas-Chevrolet) erhielt von Denny Hamlin (Gibbs-Toyota) einen Push und drehte sich in den Ganassi-Chevy mit der Startnummer 42. Der Kolumbianer musste daraufhin mit gebrochener rechter Vorderradaufhängung die Box ansteuern und war aus der Entscheidung draußen. Unter dem Strich wurde er auf Platz 30 notiert.

Newman konnte den Wagen erstaunlicherweise abfangen und seine Fahrt fortsetzen. "Das war wirklich knapp. In erster Linie war es einfach nur Glück, dass ich den Wagen halten konnte", gab Newman später zu Protokoll. Nur drei Runden später jedoch schob Hamlin Newman auf der Gegengeraden erneut in einen Dreher. Wieder konnte der Stewart-Haas-Pilot den Wagen dank hervorragender Fahrzeugbeherrschung einfangen.

Hendrick-Piloten in der Schlussphase zur Stelle

In der Schlussphase des Rennens machten dann vier Zweiergruppen den Sieg unter sich aus. Gordon/Martin führten das Feld in die 188. und letzte Runde. Dahinter folgte das Childress-Duo Bowyer/Harvick sowie die Roush-Zwillinge Carl Edwards/Greg Biffle. Johnson/Earnhardt lagen eingangs der Schlussrunde nur auf den Plätzen sieben und acht. In Turn 2 schob Harvick seinen Partner Bowyer auf der Außenspur kurzfristig an Gordon und Martin vorbei, die innen jedoch dagegen hielten.

Clint Bowyer, Jeff Gordon, Jimmie Johnson, Kevin Harvick, Mark Martin, Dale Earnhardt Jun.

Jeff Gordon (Mitte) waren auf den letzten Metern die Hände gebunden Zoom

Die beiden Zweierformationen kamen schließlich Seite an Seite aus Turn 4 der letzten Runde und schienen den Sieg unter sich auszumachen. Von hinten nahten jedoch Johnson und Earnhardt und zogen auf den letzten Metern noch innen vorbei. Gordon waren in dieser Situation die Hände gebunden, wie er später schilderte: "Du kannst nicht alles kontrollieren. Wir blockten zuerst unten, dann kamen sie (Bowyer/Harvick) oben vorbei. Als wir wieder raufzogen, gingen sie (Johnson/Earnhardt) unten durch."

Johnson arbeitete das gesamte Rennen über mit Earnhardt zusammen, wobei die Startnummer 88 die meiste Zeit über hinter der 48 herfuhr, was sich letztlich auszahlen sollte. "In dieser Reihenfolge fühlten wir uns beide wohler", erklärte Publikumsliebling Earnhardt nach dem Rennen. "Aus irgendeinem Grund waren wir in dieser Konstellation schneller als umgekehrt. Am Schluss habe ich Jimmie nur noch über Funk durchgegeben, dass er bloß nicht vom Gas gehen solle." Seine Ergänzung "Ich konnte nicht gewinnen. Also wollte ich, dass Jimmie gewinnt" ist mit Blick auf die Tatsache, dass die 48 und die 88 seit Beginn des Jahres aus einem gemeinsamen Shop heraus operieren, kein Zufall. Johnson ist dank seines Triumphs im achten Sprint-Cup-Rennen der Saison bereits der siebte verschiedene Sieger.

Am kommenden Wochenende gönnt sich der Sprint-Cup-Tross eine Auszeit. Der neunte von 36 Meisterschaftsläufen steigt am 30. April in Richmond unter Flutlicht. Das Dreivierteilmeilenoval in Virginia entwickelte sich in den vergangenen Jahren zum Hoheitsgebiet von Joe Gibbs Racing. Kyle Busch konnte sowohl 2009 als auch 2010 das Frühjahrsrennen gewinnen, während sich Teamkollege Denny Hamlin in den beiden zurückliegenden Herbstrennen schadlos halten konnte.