• 06.07.2008 05:58

  • von Pete Fink

Kyle Busch gewinnt chaotisches Daytona-Schlachtfest

Der Sieger eines unglaublichen Daytona-Finales heißt Kyle Busch, der sämtliche Massenkarambolagen überlebte - und am Ende Carl Edwards bezwang

(Motorsport-Total.com) - Daytona hat im Coke Zero 400 wieder einmal eine typische NASCAR-Geschichte geschrieben, denn die letzten 38 der 162 Runden gerieten zu einer wahrhaft gigantischen Arie von Massenkarambolagen, deren Abfolge und Ausmaße es auch nach den harten NASCAR-Verhältnissen in sich hatten.

Titel-Bild zur News: Carl Edwards Kyle Busch

Carl Edwards und Kyle Busch lieferten sich am Ende einen beinharten Kampf

Das finale Chaos war in der angenehm warmen Florida-Nacht von Samstag auf Sonntag so groß, dass im Green-White-Chequered-Finale die Video-Aufzeichnungen herangezogen werden mussten, um überhaupt einen letztlich dann doch eindeutigen Sieger bestimmen zu können.#w1#

Dieser lautete nach intensivem Studium der TV-Bilder zum sechsten Mal in der Sprint-Cup-Saison 2008 Kyle Busch (Gibbs-Toyota), der zum Zeitpunkt der letzten und größten Massenkollision in der Schlussrunde der Verlängerung, als die Gelbphase ausgerufen wurde, die Nase um etwa eine halbe Wagenlänge vor Carl Edwards und dessen Roush-Ford-Teamkollegen Matt Kenseth hatte.

Nicht weniger als sieben Mal krachte es in diesen 38 Runden, was unter anderem mit Jeff Gordon, Jimmie Johnson (beide Hendrick-Chevrolet) und Denny Hamlin (Gibbs-Toyota) drei heiße Sieganwärter, sowie mit Jeff Burton (Childress-Chevrolet) den Zweitplatzierten der Gesamtwertung aus dem Geschehen nahm.

Hendrick-Flotte im Pech

Der "Big One", die Massenkarambolage von Daytona, lag jedoch schon rundenlang in der Luft, nachdem zuvor - wie von Zauberhand gesteuert - sämtliche Reibereien einigermaßen glimpflich verliefen. Doch als es schließlich in den finalen elf Umläufen um Alles oder Nichts ging, wurden auch die letzten Vorsichtsmaßnahmen über Bord geworfen.

Jeff Gordon Dale Earnhardt Jr.

Bärenstark, aber einfach kein Glück: Jeff Gordon und Dale Earnhardt Jr. Zoom

Kyle Busch präsentierte sich als ein etwas glücklicher, aber auch durchaus verdienter Daytona-Sieger, denn bis auf ein zwischenzeitliches Problem mit seinem Lenkrad hielt sich der alte und neue Sprint-Cup-Gesamtführende nahezu permanent in den Top 5 auf.

Der große Pechvogel von Daytona lautete jedoch wieder einmal Jeff Gordon, der eine Runde vor dem Ende noch auf Platz zwei lag, und eigentlich als derjenige erschien, der einen Kyle-Busch-Sieg am ehesten verhindern können würde. Doch ein Lackaustausch mit Carl Edwards schickte Gordon eingangs der allerletzten Runde in einen wilden Dreher, so dass der vierfache NASCAR-Champion lediglich als 30. gewertet wurde.

Sein Hendrick-Teamkollege Jimmie Johnson, der ebenfalls über weite Strecken des Rennens ganz vorne zu finden war, musste sich nach einem unglücklichen Treffer vier Runden vor dem Ende nur mit Platz 23 zufrieden geben. Auch die Sprint-Cup-Saison des amtierenden NASCAR-Champions will und will nicht so recht in die Gänge kommen.

Tony Stewart muss krank aufgeben

Eigentlich sah es in der über weite Strecken so typischen NASCAR-Windschattenschlacht auf dem 2,5 Meilen langen Superspeedway ganz nach einem Duell Hendrick-Chevrolet versus Gibbs-Toyota aus, das sich jedoch zu einem großen Ausscheidungsrennen der beiden Giganten-Teams entwickeln sollte.

Tony Stewart

Ein mitgenommener Tony Stewart sitzt nach seinem Ausscheiden in der Box Zoom

Erstes prominentes Opfer war Tony Stewart, der in Runde 71 das Feld kampflos verlassen musste. Dies geschah just in der Gelbphase, in der Juan Pablo Montoya (Ganassi-Dodge) alle seine Chancen verlor, als er und Greg Biffle (Roush-Ford) aneinander gerieten. Stewart klagte via Funk über Unwohlsein und bat seine Gibbs-Box, dass sich doch bitte J.J. Yeley als Ablösung bereit machen möge.

Der für das Coke Zero 400 nicht qualifizierte Toyota-Pilot aus dem Gibbs-Satellitenteam Hall of Fame Racing übernahm den Toyota Camry mit der Startnummer 20, und Yeleys Aufgabe bestand in der Folge darin, das Stewart-Auto mit so vielen Punkten wie möglich auszustatten, denn diese Zähler sollten Stewarts Konto gut geschrieben werden.

In der NASCAR bekommt immer der Pilot die Fahrerpunkte, der ein Rennen in Angriff nimmt - egal ob er in der Lage ist, das Rennen auch zu Ende zu fahren. Yeley musste sich also aus allen Scharmützeln heraus halten, um die für den Chase maximal möglichen Zähler zu holen. Dieses gelang ihm auch in der chaotischen Schlussphase gerade so einigermaßen und er beendete das Coke Zero 400 auf Position 20.

Kyle Busch und Roush am Ende bärenstark

Denny Hamlin, der dritte siegfähige Gibbs-Pilot, erlitt ein ähnliches Schicksal wie Jimmie Johnson. Auch er wurde gleich mehrere Male in Scharmützel verwickelt und sah die Zielflagge auf Platz 26. Neben Kyle Busch oblag es aus den beiden so dominierenden Teams also Dale Earnhardt Jr. (Hendrick-Chevrolet) mit Platz acht ein einigermaßen erträgliches Resultat einzufahren.

Kyle Busch Joe Gibbs

Kyle Busch konnte in Daytona seinen sechsten Saisonsieg feiern Zoom

Mit diesem Ergebnis wird "Junior" jedoch alles andere als zufrieden sein, denn der NASCAR-Superstar sicherte sich zuvor die zehn Bonuspunkte für die meisten Führungsrunden. Als es in den letzten Umläufen jedoch um die Wurst ging, war es ausgerechnet der Publikumsliebling, der von seinen Fahrerkollegen nicht mit einem Windschatten versorgt wurde - und am Ende noch von Platz drei auf acht durchgereicht wurde.

So blieb es der Roush-Fraktion vorbehalten, wieder einmal ein hervorragendes Mannschaftsergebnis zu holen, denn neben Edwards und Kenseth schob sich auch David Ragan am Ende weit nach vorne und wurde Fünfter. Drei Roush-Ford landeten also in den Top 5 - über dreiviertel der Renndistanz war von den Ford Fusion so gut wie nichts zu sehen.

Vierter wurde Daytona-Fuchs Kurt Busch (Penske-Dodge), der sich genauso unauffällig präsentierte wie die Roush-Fraktion, am Ende jedoch zur Stelle war. Ähnliches gilt für Robby Gordon (Gordon-Dodge) als ausgezeichnetem Sechsten. Kasey Kahne (Evernham-Dodge) auf Platz sieben, Clint Bowyer (Childress-Chevrolet) als Neunter und Mark Martin im besten DEI-Chevrolet rundeten die Top 10 ab.

Es war das Wochenende des US-amerikanischen Unabhängigkeitstages, der vor Rennbeginn mit einem großen Feuerwerk gefeiert wurde. Dieses ergänzten wenige Stunden später die 43 Sprint-Cup-Piloten auf ihre Weise - und wenn Kyle Busch auch im weiteren Saisonverlauf in der Lage ist, mit einem solch goldenen Händchen zu agieren, dann wird wohl nicht einmal das regelmäßige Pfeifkonzert der Zuschauer seinen ersten großen NASCAR-Titel verhindern können.