• 26.04.2009 23:56

  • von Pete Fink

Keselowski siegt im Talladega-Crashdrama!

Zwei "Big Ones" und ein Horrorcrash von Carl Edwards - Brad Keselowski gewann ein denkwürdiges Talladega-Rennen mit sieben verletzten Zuschauern

(Motorsport-Total.com) - Was für ein wildes Talladega-Rennen! Der Superspeedway in Alabama ist seit jeher berühmt und berüchtigt für dramatische Zieleinläufe, die oft kontrovers diskutiert werden. Das Aarons 499 reihte sich am Sonntagabend nahtlos in diese Historie ein - und setzte am Ende sogar noch einen drauf.

Titel-Bild zur News:

"Big One": In Talladega krachte es bereits nach nur acht Runden

In den Schlussrunden ergab sich eine eigenartige Konstellation, weil sich an der Spitze des bereits stark dezimierten Sprint-Cup-Feldes zwei Pärchen gefunden hatten. Ryan Newman (Stewart/Haas-Chevrolet) wurde von Dale Earnhardt Jr. (Hendrick-Chevrolet) angeschoben, dahinter rauschte Carl Edwards in seinem Roush-Ford heran, der wiederum Brad Keselowski (Phoenix-Chevrolet) dicht an seinen Stoßdämpfern wusste.#w1#


Fotos: NASCAR in Talladega


Es kam, wie es kommen musste: Edwards/Keselowski nutzten den Schwung der Außenbahn und zogen an Newman/Earnhardt vorbei. Aus Turn 4 der Schlussrunde heraus stach Keselowski seinerseits aus dem Edwards-Windschatten und täuschte einen Angriff außen herum an.

Edwards blockte, Keselowski zog nach innen, Edwards ebenfalls. Die beiden Autos kollidierten leicht, der Roush-Ford wurde umgedreht und fing dabei Unterluft. Newmans Chevrolet (3.) gab Edwards den Rest, das Auto hob ab und krachte wenige Meter vor der Ziellinie hart in die Fangzäune. Sieben Zuschauer wurden dabei nach ersten Informationen durch herumfliegende Wrackteile leicht verletzt.

Keselowski schlägt seinen Chef

Dale Earnhardt Jun., Brad Keselowski

Dale Earnhardt Jun. gratulierte Sieger Brad Keselowski in der Victory Lane Zoom

Youngster Keselowski schlüpfte unbeschadet durch das Chaos und gewann sensationell sein erst fünftes Sprint-Cup-Rennen! Der 25-Jährige fährt normalerweise in der Nationwide-Serie für Rick Hendrick und JR Motorsports, und soll unter anderem über ein Gast-Engagement bei Phoenix-Chevrolet für zukünftige Sprint-Cup-Einsätze aufgebaut werden.

JR Motorsports wiederum ist die Firma von Dale Earnhardt Jr. (2.), der in Talladega also von seinem eigenen Nachwuchstalent geschlagen wurde. Vizemeister Edwards konnte seinem Wrack ohne Blessuren entsteigen. Der Roush-Pilot überquerte die Ziellinie zu Fuß und wurde als 24. gewertet.

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Doch dieser dramatische Zieleinlauf war nicht der einzige Aufreger eines turbulenten Frühsommertages in Alabama. Vor dem "Big One" haben in Talladega alle Beteiligten einen Heidenrespekt. Am Sonntagabend dauerte es gerade einmal acht Runden, bis 14 Piloten in eine heftige Massenkarambolage verwickelt wurden. Daytona-Sieger Matt Kenseth (Roush-Ford) und Tabellenführer Jeff Gordon (Hendrick-Chevrolet) gerieten aneinander, dahinter brach das blanke Chaos aus, das neun dieser 14 Fahrer früh um alle Siegchancen brachte.

David Gilliland drehte sich außen und stieß in seinem TRG-Chevrolet direkt mit Clint Bowyer (Childress-Chevrolet) zusammen. Childress verlor dabei neben Bowyer auch Kevin Harvick, bei Hendrick wurde Phoenix-Sieger Mark Martin verwickelt. Kasey Kahne und A.J. Allmendinger waren bei Petty-Dodge die Leidtragenden, während auch Jamie McMurray (Roush-Ford) und Scott Riggs (Baldwin-Toyota) früh ein Rennende erlebten.

Zweimal der "Big One"

Bobby Labonte

Bobby Labonte wurde in den zweiten Big One von Talladega verwickelt Zoom

Das dezimierte Feld vermied in der Folge zunächst einen weiteren Big One. Im üblichen munteren Führung-Wechsel-Dich-Spiel der Windschattenschlacht von Talladega wurde jedoch ersichtlich, dass die beiden EGR-Chevys von Martin Truex Jr. und Juan Pablo Montoya genauso bärenstark aufgestellt waren, wie Superspeedway-Spezialist Earnhardt, sein Hendrick-Teamkollege Jimmie Johnson und das Gibbs-Powerhouse um Kyle Busch und Denny Hamlin.

Es gibt zwei Strategien, um die jederzeit drohende Massenkarambolage zu vermeiden: Entweder fährt man ganz vorne im Pulk oder ganz hinten. Edwards und Tony Stewart (Stewart/Haas-Chevrolet) versuchten sich an letzterem Talladega-Plan, und gondelten über weite Strecken des Rennens am hinteren Ende des Drafts.

17 Runden vor dem Ende lag dann Kyle Busch (25.) in Front und wollte diese Spitzenposition nicht mehr abgeben. Rundenlang blockte er alle Attacken der Konkurrenz, bis es Jeff Burton (Childress-Chevrolet) zu dumm wurde. Busch drehte sich, würgte seinen Gibbs-Toyota ab, und flog so aus der Führungsrunde - und aus der Entscheidung.

Nur vier Runden später krachte es erneut: Auslöser war ein Scharmützel zwischen Hamlin und Montoya, in dessen Verlauf auch NASCAR-Champion Jimmie Johnson (30.) und der zweite EGR-Chevy von Truex Jr. verwickelt wurden. Pech für Hendrick, deren Farben nun nur noch von Earnhardt Jr. vertreten wurden.

Pech für Montoya - beide Red Bull in den Top 10

Juan Pablo Montoya

Juan Pablo Montoya (re.) konnte aus seiner Pole keinen Profit ziehen Zoom

Aber auch Pech für die bis dato bärenstark auftretende EGR-Truppe, denn mit den Positionen 20 (Montoya) und 33 (Truex) wurden die Chevys von Chip Ganassi deutlich unter Wert geschlagen. Doch in Talladega gilt es, den Big One zu vermeiden und wem dies nicht gelingt, der landet für gewöhnlich nicht in den Top 20.

So kam es, dass in der turbulenten Windschattenschlacht samt Favoritensterben plötzlich Piloten weit vorne auftauchten, die dort normalerweise nicht zu finden sind. Marcos Ambrose (JTG/Waltrip-Toyota) und Scott Speed (Red-Bull-Toyota) holten sich etwa mit den Plätzen vier und fünf ihre bis dato besten Sprint-Cup-Platzierungen.

Kurt Busch wurde bereits in den ersten Massencrash in Runde acht verwickelt, schaffte es jedoch mit einer meisterlichen Leistung seinen lädierten Penske-Dodge als Sechster über die Ziellinie zu bringen. Greg Biffle wurde als bester Ford-Pilot Siebter vor Brian Vickers. Damit brachte Red Bull beide Toyota Camry in die Top 10.

Erwähnenswert ist zudem noch das Finish von Jeff Burton: Der Childress-Pilot lag nach einem Batterieproblem früh im Rennen bereits drei Runden zurück. Erst kassierte er zwei Lucky Dogs, anschließend fuhr er aus eigener Kraft zurück in die Führungsrunde, und wurde am Ende starker Zehnter.

Macht die gelbe Linie wirklich Sinn?

Brad KeselowskiDaytona, Daytona International Speedway

Verboten: In Daytona und Talladega ist die doppelte gelbe Linie tabu Zoom

Das dramatische Talladega-Rennen würfelte auch die Gesamtwertung kräftig durcheinander: Kurt Busch (1.299 Punkte) ist nun neuer Tabellenführer vor Jeff Gordon (1.294) und Jimmie Johnson (1.235). Earnhardt Jr. machte einen großen Satz auf Platz 15, und liegt nun punktgleich aufgrund der besseren Einzelplatzierung direkt vor Montoya.

Allerdings bleiben im Zusammenhang mit dem Regelwerk einige Fragen offen. NASCAR führte zu Saisonbeginn für die beiden Superspeedways von Daytona und Talladega eine doppelt gezogene gelbe Linie ein, die in keinem Fall nach unten überfahren werden darf.

Im Herbstrennen 2008 erwischte es Regan Smith, der Tony Stewart auf genau diese Art und Weise überholte. Anschließend wurde Smith der Sieg aberkannt. Schlimmer: Er wurde bis auf Position 18 zurückgestuft. Das hat offenbar Konsequenzen, denn die folgenschwere Kollision Edwards/Keselowski hatte unter anderem ihren Ursprung darin, dass keiner der Kontrahenten im Zielsprint die günstigere, weil kürzere innere Linie aufgeben wollte.

Riskante Blockademanöver gab es in Talladega schon immer, ein Ausweichen nach unten wurde aber unter eine sehr drastische Strafe gestellt. Es bleibt also fraglich, ob die Regel der gelben Linie wirklich das Gelbe vom Ei ist, denn auf diese Art und Weise wurde den Piloten 50 Prozent ihrer Ausweichmöglichkeiten genommen. Sieben verletzte Zuschauer werden in den kommenden Wochen sicher für Diskussionsbedarf sorgen.

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