Gewitter und Aufholjagd: Kansas-Sieg für Jimmie Johnson

Nach zweistündiger Unterbrechung gewinnt Jimmie Johnson das SpongeBob SquarePants 400 vor Kevin Harvick - Grandioses Sprint-Cup-Debüt von Erik Jones

(Motorsport-Total.com) - Dass das SpongeBob SquarePants 400 auf dem Kansas Speedway in Kansas City nicht ohne Regenschauer über die Bühne gehen würde, war anhand der Wettervorhersage zu erwarten. Dass es am Samstagabend um 18:45 Uhr Ortszeit (1:45 Uhr MESZ) pünktlich losging, war die erste Überraschung. Die zweite war die Tatsache, dass alle 267 Runden absolviert wurden. Allerdings hielt sich der Regen nicht komplett zurück. Als nach 98 zurückgelegten Runden ein heftiges Gewitter über dem Kansas Speedway niederging, kam für zwei Stunden und 15 Minuten die Rote Flagge heraus.

Titel-Bild zur News: Jimmie Johnson

Dritter Saisonsieg und dritter Sieg auf dem Kansas Speedway für Jimmie Johnson Zoom

Anschließend wurde den Zuschauern packendes Racing geboten, das die Ereignisse des ersten Teils des Rennens locker in den Schatten stellte. Fünfeinhalb Stunden nachdem Polesetter Joey Logano (Penske-Ford) das Feld auf die Reise geführt hatte, kam schließlich die Karierte Flagge heraus. Der Sieg ging nach einer tollen Aufholjagd an Jimmie Johnson (Hendrick-Chevrolet) vor Kevin Harvick (Stewart/Haas-Chevrolet).

Unmittelbar nach dem Start hatte Johnson den ersten von drei kritischen Momenten zu überstehen. Von Startplatz 19 ins Rennen gegangen, verlor er seinen Hendrick-Chevy direkt vor Teamkollege Dale Earnhardt Jr. liegend mit heftigem Übersteuern beinahe aus der Kontrolle. Artistisch fing der sechsmalige NASCAR-Champion den Wagen ab, fiel aber aus den Top 30 heraus. Kurz vor der Unterbrechung aufgrund des Gewitters lief Johnson Gefahr, überrundet zu werden. Die Rote Flagge rettete ihn. Im zweiten Teil des Rennens überstand er eine Berührung mit Brad Keselowski (Penske-Ford/7.) mit viel Glück und Können ohne Abflug.

Letzte Gelbphase bringt die Vorentscheidung

Dale Earnhardt Jun., Jeff Gordon, Jimmie Johnson

Der letzte Restart: Jimmie Johnson vor Dale Earnhardt Jr. und Jeff Gordon Zoom

Die Vorentscheidung fiel, als Ricky Stenhouse (Roush-Ford/24.) elf Runden vor Schluss mit einem Mauerkontakt in Turn 2 die letzte von insgesamt neun Gelbphasen der Kansas-Nacht herausbrachte. Johnson blieb wie seine beiden Hendrick-Teamkollegen Earnhardt Jr. und Jeff Gordon sowie Kurt Busch (Stewart/Haas-Chevrolet) auf der Bahn. Langzeitspitzenreiter Martin Truex Jr. (Furniture-Row-Chevrolet), der das Feld zum Zeitpunkt der Unterbrechung angeführt hatte und insgesamt 95 Lead-Laps ansammelte, kam für einen letzten Splash-and-Dash an die Box. Beim letzten Restart hatte Truex Jr. genau wie Johnson, Earnhardt Jr., Gordon und Busch alte Reifen drauf.

Erster in der Reihung der auf der rechten Fahrzeugseite frisch bereiften Piloten war Harvick. Beim Restart machte der amtierende NASCAR-Champion nicht viel Federlesen und zog innerhalb weniger Runden an Truex Jr., Busch, Gordon und Earnhardt Jr. vorbei. Um Johnson noch abzufangen, reichte es allerdings nicht mehr. Der Hendrick-Pilot kreuzte nach 267 Runden mit weniger als einer halben Sekunde Vorsprung die Linie als Erster. Damit hatte sich Johnson trotz seiner zwei Beinahe-Abflüge und seiner Beinahe-Überrundung durchgesetzt, hatte seinen dritten Saisonsieg und seinen dritten Sieg auf dem Kansas Speedway in der Tasche.

"Es war eine lange Nacht mit knallhartem Racing. Als wir einmal vorn lagen, ist es uns gelungen, die Führung zu verteidigen. Das war die Leistung des gesamten Teams", so Johnsons Kommentar nach seinem insgesamt 73. Sprint-Cup-Sieg, den er nach einer beherzten Aufholjagd und gerade einmal zehn Führungsrunden sicherstellte. Durch die letzte Gelbphase hatten sich auch die Sorgen eines Benzinkrimis gerade so erledigt. Beim Burnout nach der Zieldurchfahrt war der Tank des Hendrick-Chevy mit der Startnummer 48 trocken. Über die stilechte SpongeBob-Siegertrophäe werden sich Johnsons Töchter Genevieve und Lydia am meisten freuen.

"Nur" Platz neun für Langzeitspitzenreiter Martin Truex Jr.

Kevin Harvick, Martin Truex Jun.

Wieder zweimal Top 10: Martin Truex Jr. führte 95 Runden, Kevin Harvick deren 53 Zoom

Kevin Harvick kam beim elften Saisonrennen zum achten Mal auf Platz eins oder zwei ins Ziel - diesmal wie schon in Atlanta und Fort Worth als Zweiter hinter Johnson. Dale Earnhardt Jr. und Jeff Gordon sorgten auf den Plätzen drei und vier für drei Hendrick-Chevys in den Top 4. Polesetter Joey Logano wurde im Rennverlauf zweimal durch eine Strafe zurückgeworfen: Mechaniker zu früh über die Boxenmauer gesprungen und wenig später bei noch geschlossener Boxengasse hereingekommen. Dennoch reichte es für den Penske-Pilot nach einer mindestens so beherzten Aufholjagd wie jener von Johnson noch zu Platz fünf.

In Reihen der in den Top 10 ins Ziel gekommenen Piloten war Platz neun für Martin Truex Jr. die größte Enttäuschung. Sowohl vor als auch nach der über zweistündigen Unterbrechung hatte es lange Zeit so ausgehen, als würde er seinen ersten Sieg in Diensten von Furniture Row Racing einfahren können. Beim vorletzten Boxenstopp aber gab es Schwierigkeiten. Die verlorene Track-Position konnte er auch durch seinen Verzicht auf Reifen beim letzten Stopp nicht mehr aufholen.

Mit Platz neun baute Truex Jr. seine Serie an Top-10-Platzierungen in dieser Saison trotzdem auf zehn aus. Außer ihm hat eine solche Bilanz nur Tabellenführer Harvick vorzuweisen. Die Plätze sechs bis acht gingen an Matt Kenseth (Gibbs-Toyota), Brad Keselowski im zweiten Penske-Ford und Kurt Busch im zweitbesten Stewart/Haas-Chevrolet. Ryan Newman im besten Childress-Chevrolet machte die Top 10 eines weiteren NASCAR-Marathons komplett.


Fotos: NASCAR in Kansas City


Zu den Verlierern der langen Kansas-Nacht zählten Kyle Larson (Platz 15, nachdem er kurz vor Schluss in den Top 3 liegend Vibrationen bekam), Lokalmatador Clint Bowyer (Platz 21 nachdem er von Ricky Stenhouse in einen Dreher geschickt wurde), David Ragan (Platz 33 beim ersten Einsatz für Michael Waltrip Racing nach einem Dreher), Tony Stewart (Platz 39 nachdem er von Brett Moffitt in die Mauer gedreht wurde) und Denny Hamlin (Platz 41 nach Abflug nach Reifenschaden).

Sensationelles Sprint-Cup-Debüt von Erik Jones

Erik Jones

Gibbs-Teenager Erik Jones geigte beim Sprint-Cup-Debüt in den Top 5 mit Zoom

Derweil zeigte Erik Jones im Gibbs-Toyota des nach wie vor verletzten Kyle Busch ein sensationelles, wenn auch unbelohnt gebliebenes Sprint-Cup-Debüt. Bei seinem ersten Rennstart in der NASCAR-Topliga (das kurzfristige Einspringen für Denny Hamlin in Bristol nicht mitgerechnet) fuhr der 18-Jährige munter in den Top 10 mit, überholte Fahrer wie Jeff Gordon gleich mehrmals und lag zwischenzeitlich sogar in den Top 5.

In Runde 196 aber übertrieb es Jones ein wenig. Ausgangs Turn 4 verlor er seinen Gibbs-Toyota unmittelbar vor Jimmie Johnson liegend übersteuernd aus der Kontrolle. Den Fehler nahm er im TV-Interview sofort auf seine Kappe. Mit 25 Runden Rückstand brachte Jones schließlich einen nicht repräsentativen 40. Platz nach Hause, hatte aber schwer Eindruck hinterlassen.

Am kommenden Wochenende steht in der Nacht von Samstag auf Sonntag das nicht zur Meisterschaft zählende All-Star-Race in Charlotte auf dem Programm. Motorvision TV überträgt auch dieses, meist äußerst spektakuläre Rennen live und in voller Länge.