• 22.11.2010 04:29

  • von Pete Fink

Jimmie Johnson, der Rockstar der NASCAR

Fünf Titel in Folge und erst 35 Jahre alt: Was kann Jimmie Johnson in seiner Ära noch alles erreichen? Sind die sieben Meisterschaften das nächste Ziel?

(Motorsport-Total.com) - Chad Knaus traf den Nagel auf den Kopf: "Jimmie, mein Freund, jetzt bist du endgültig ein Rockstar", funkte der Johnson-Crewchief bei der Zieldurchfahrt ins Hendrick-Cockpit. Und tatsächlich: Die ohne jegliche Hemmungen ins Bordmikrofon gebrüllte Antwort des frischgebackenen NASCAR-Champions hätte jedem Frontman einer x-beliebigen Heavy-Metal-Band zur Ehre gereicht.

Titel-Bild zur News: Jimmie Johnson

Jimmie Johnson und sein Hendrick-Team: Fünf NASCAR-Titel in Folge

Es war der fünfte Johnson-Titel in Serie, was noch niemand in der über 60-jährigen NASCAR-Historie erreicht hat. Lediglich Richard Petty und Dale Earnhardt Sr. stehen mit jeweils sieben Meisterschaften noch vor dem mittlerweile drittbesten NASCAR-Piloten aller Zeiten. Dabei ist Johnson erst 35 Jahre alt. Zeit genug, um auch diese Rekorde zu knacken.

"Wenn ich mich daran erinnere, was damals alles geschrieben wurde, als mich Rick Hendrick vor neun Jahren engagiert hat", sinnierte der Champion. "Was macht er denn jetzt, stand da zwischen den Zeilen. Und wir haben versucht, Lowe's als Sponsor davon zu überzeugen, dass wir ein gutes Team haben werden und Rennen gewinnen. Nun sitzen wir hier. Das ist alles unglaublich."

"Klar habe ich immer gesagt, dass der erste Titel der Schönste ist. Aber das hier übernimmt jetzt die Führung. Alleine schon wegen der Konkurrenz. Man muss vor der 11 und der 29 den Hut ziehen, sie haben es mir wirklich nicht leicht gemacht. Ganz sicher waren wir in den beiden Playoffs vorher stärker, vielleicht sogar in allen Vier. Aber dieser Titel macht mich stolz, denn wir saßen Samstagnacht oft zusammen und haben heftig debattiert, was wir machen müssen, um das Auto schneller werden zu lassen."

"Natürlich war der erste Titel etwas ganz spezielles. Aber das jetzt, das hat ein anderes Feeling. Selbst in den letzten Chase-Rennen, sogar heute noch, war ich glücklich, einer von drei Piloten zu sein, die um den Titel fahren. Das hat ganz einfach Spaß gemacht. Jetzt sind es fünf Titel am Stück. Diese Erfahrung habe ich aufgesaugt und bin überglücklich, dass es tatsächlich geklappt hat."

Respekt vor Hamlin und Harvick - und den Fans

Jimmie Johnson

Der Burnout des Champions: Jimmie Johnson zum fünften Mal Zoom

Vor allem die Erfahrung war es, die Johnson im Rennverlauf ruhig blieben ließ. "Während des Rennens haben wir gar nicht soviel gesprochen. Ich habe Kevin und Denny im Rückspiegel beobachtet. Als die 11 plötzlich vor mir lag, war mir klar, dass ich nun alles geben musste. Von da an ging es bei uns vorwärts, und bei ihnen nach hinten. Ich bin auch nur ein Mensch, ich bin nicht unbesiegbar. Wir wollten 100 Prozent geben, egal wie es ausgehen würde. Dann hätten wir heute Nacht in jedem Fall gut geschlafen."

"Sicher sind Denny und Kevin enttäuscht. Die Jungs haben mir einen großartigen Kampf geliefert und wenn es so eng ist, dann muss es dir stinken. Ich habe jede Menge Respekt vor den beiden." Was ist nun der nächste Schritt? Der Angriff auf Petty und Earnhardt? "Darüber habe ich noch nicht viel nachgedacht. Klar würde ich das gerne einstellen oder überholen. Ich weiß nur nicht, wie realistisch das ist. Ich habe nie gedacht, dass ich es soweit schaffen werde. Aber jetzt genießen wir erst einmal die Fünf über den Winter und danach beginnen wir mit der Arbeit an Nummer sechs."

Nur: Wie würden die NASCAR-Fans wohl reagieren, wenn die Johnson-Ära noch viele weitere Jahre andauern würde? "Ich habe schon das Gefühl, dass man mir für meine Leistungen eine Menge Respekt entgegen bringt. Es gibt Leute, die sagen, sie würden mich hassen. Aber sie respektieren mich auch. Gerade habe ich einen Fan gesehen, der ein T-Shirt mit der Aufschrift "Ich hasse die 48" trug. Er hat mir ein Thumbs-Up gezeigt und mir gratuliert."

"Natürlich ist es in diesem Moment schwierig für die Fans zu erkennen, was wir geleistet haben, denn sie wollen ihren Favoriten gewinnen sehen. Das verstehe ich vollkommen. Aber was wir heute geschafft haben, das verdient einfach Anerkennung. Nicht nur in unserem Sport, sondern weltweit. Darauf bin ich sehr stolz und ich bemerke den Respekt auch, den man uns entgegenbringt."