• 21.11.2010 22:36

  • von Pete Fink

Homestead-Thriller: Jimmie Johnson - die Fünfte!

In einem wahren NASCAR-Krimi gewann Jimmie Johnson seinen fünften Titel in Folge - Denny Hamlin und Kevin Harvick geschlagen, Carl Edwards siegt

(Motorsport-Total.com) - Sein markerschütternder Siegerschrei war vermutlich bis Miami Beach zu hören. Champion Jimmie Johnson brüllte seine Freude nach der Zieldurchfahrt geradezu heraus. Und dies völlig zu Recht: Am Sonntagabend in Homestead holte sich der 35-jährige Kalifornier seinen fünften NASCAR-Titel in Folge! Eine bis dato unvergleichliche NASCAR-Ära nimmt seinen Fortgang. "Fünf am Stück, das ist schon verdammt geil", jubelte Johnson in der Victory Lane.

Titel-Bild zur News: Jimmie Johnson

Titel Nummer fünf: Jimmie Johnson setzt seine NASCAR-Ära fort

Hinter einem unangefochtenen Homestead-Sieger Carl Edwards, der in seinem Roush-Ford nicht weniger als 189 von 267 Runden in Front lag, reichte Johnson ein zweiter Platz zur Titelverteidigung. Denn die Konkurrenz patzte: Der bisherige Tabellenführer Denny Hamlin (Gibbs-Toyota) wurde früh in einen Dreher verwickelt, der ihm rechts vorne den Frontsplitter verbog. Kevin Harvick (Childress-Chevrolet) wiederum wurde spät im Rennen zu schnell in der Boxengasse erwischt.


Fotos: NASCAR in Homestead


Trotzdem entpuppte sich das Ford 400 als ein würdiger finaler NASCAR-Krimi, weil auch Johnson einmal mehr Probleme in der Boxengasse bekam. Fast zeitgleich holten Hamlin und Harvick massiv auf, was dazu führte, dass alle drei Titelkandidaten einmal im Rennverlauf in einer virtuellen Gesamttabelle die Nase vorne hatten. Aber eben nicht in Runde 267, da hatte Johnson den Sack längst zugemacht.

Hamlin früh in Problemen

Denny Hamlin

Denny Hamlin und sein verbogener Frontsplitter vorne rechts Zoom

Hamlins Probleme begannen in Runde 24, als er ausgangs Turn 2 mit dem Roush-Ford von Greg Biffle aneinandergeriet. Der Kontakt bog ihm den rechten Frontsplitter nach oben, was der Balance natürlich nicht gut tat. "Bis zu diesem Vorfall war unser Auto unglaublich schnell", lamentierte Hamlin zu Recht, denn binnen 24 Runden hatte er sich von Startplatz 38 bis auf Position 18 nach vorne gearbeitet.

Seine Rundenzeiten waren in der Folge immer noch auf dem Niveau der Top 20, weshalb sich der schwarze Gibbs-Toyota zumindest in der Führungsrunde halten konnte. Johnson fuhr unterdessen solide in den Top 5 mit, Harvick schnupperte an den Top 10. Als in Runde 66 die erste Serie der Green-Flag-Stopps anstand, sicherte sich Johnson fünf wichtige Bonuspunkte für eine Führungsrunde.

Zu diesem Zeitpunkt hatte der Hendrick-Pilot in der Gesamtwertung einen virtuellen Vorsprung von knapp 40 Punkten. Dieser schmolz in Runde 98 gewaltig zusammen, als sich die Johnson-Crew einen schlechten Stopp erlaubte, während das Childress-Team Harvick auf Rang sechs bugsierte. Plötzlich lag Harvick auf der Strecke vor Johnson! Hamlins Crew versuchte indes, den Schaden am Toyota durch Setupveränderungen abzufangen, am Frontsplitter wurde nicht gearbeitet.

Bittere Pille für Harvick

Kevin Harvick

Nur für wenige Sekunden war Kevin Harvick der neue NASCAR-Champion... Zoom

Diese Strategie funktionierte aber nicht. Hamlin saß um Platz 20 herum fest und bettelte Crewchief Mike Ford an, bei nächster Gelegenheit den Splitter zu reparieren. Drei Gelbphasen kurz hintereinander (Runde 135, 140 und 164) boten dazu die Gelegenheit. Plötzlich war der schwarze Gibbs-Toyota wieder am Leben und arbeitete sich schnell durch das Feld nach vorne. Parallel dazu leistete sich Johnson erneut einen schlechten Boxenstopp und mit einem Schlag war das virtuelle Gesamtklassement gekippt: Nun hatte Hamlin die Nase vor Johnson und Harvick - alle innerhalb von zehn winzigen Punkten!

Im Rennen war Harvick nun Dritter, Hamlin Sechster, Johnson Neunter. Gelbphase Nummer sieben ließ in Runde 186 das Drama überkochen: Ein superschneller Harvick-Stopp beförderte den Childress-Piloten an die Spitze - sowohl im Rennen, als auch in der Gesamtwertung. Aber nur für Sekundenbruchteile, denn NASCAR hatte den 34-Jährigen in der Boxengasse zu schnell gestoppt. Ein Riesenpech: Harvick musste sich ganz hinten in der Führungsrunde auf Rang 29 anstellen.

Wenig später wurde Spitzenreiter Carl Edwards seinen härtesten Konkurrenten Martin Truex Jr. (Waltrip-Toyota; 11.) los, als dieser einen Reifenschaden erlitt. Damit war der zweite Edwards-Sieg innerhalb einer Woche eigentlich klar, doch das Homestead-Drama um die Meisterschaft war noch nicht ganz entschieden. Während sich Harvick nun auf eine entfesselte Aufholjagd machte, zündete Johnson seinen - natürlich nicht vorhandenen - Turbo.

Harvick dreht Kyle Busch um

Kyle Busch, Kevin Harvick

Nicht die feine englische Art: Kevin Harvick schickt Kyle Busch in die Mauer Zoom

Der Hendrick-Chevy präsentierte sich ab Runde 200 in Bestform und erzielte Rundenzeiten, die sogar schneller waren als Spitzenreiter Edwards. Harvick brauchte unterdessen nur 25 Runden, um von Platz 29 auf sechs (!) zu fahren. Hamlin ließ in Runde 200 eine Möglichkeit zum Reifenwechsel aus und verlor zusehends den Anschluss.

Dem Gibbs-Piloten schwammen nun endgültig die Titelfelle davon, was ihn in Runde 238 zu einem Green-Flag-Stopp zwang. Harvick und Johnson reagierten prompt. Kurze Zeit später drehte Harvick den Gibbs-Toyota von Kyle Busch um, der daraufhin spektakulär in die Streckenbegrenzung krachte und Feuer fing. Das war das endgültige Ende für Hamlin, der auf diese Weise nach seinem Stopp eine Runde zurück lag.

Zwar konnte er in der Gelbphase den Wave-Around nutzen, was ihn wieder in die Führungsrunde brachte, doch die so dringend benötigten frischen Reifen durfte er sich - gemäß dem NASCAR-Reglement - nicht aufziehen lassen. Die hätte sein angeschlagener Toyota aber dringend gebraucht. Hamlin kämpfte sich zwar noch von Rang 18 auf 14 nach vorne, mit der Meisterschaftsentscheidung hatte er jedoch nichts mehr zu tun.

Johnson am Ende souverän

Jimmie Johnson

Der Titelmoment: Jimmie Johnson überquert in Homestead die Ziellinie Zoom

17 Runden vor dem Ende kam es zum letzten Restart. Edwards führte vor Johnson und Harvick. Es war Harvicks allerletzte Chance für einen Frontalangriff auf Johnson, doch dessen Hendrick-Chevy war einfach zu gut: Johnson nistete sich hinter Edwards ein, ließ Harvick verhungern und fuhr einen bombensicheren zweiten Platz nach Hause. Das reichte.

"Ich wusste, dass ich gegen die 99 nichts ausrichten konnte", berichtete der nunmehr fünffache NASCAR-Champion. "Also habe ich mir Sprit und Reifen für eine mögliche Green-White-Checkered-Verlängerung aufgehoben." Harvick wiederum anerkannte seine Niederlage: "Wir haben alles Menschenmögliche getan - bis auf den Rennsieg. Und beim letzten Restart hatte ich ganz einfach keine Chance gegen Jimmie."

Im Johnson-Lager war der Jubel nach der erfolgreichen Zieldurchfahrt umso größer. "In diesem Jahr haben wir gezeigt, aus was für einem Holz dieses Team geschnitzt ist", erklärte der Dauerchampion, der für die bis dato erfolgreichste NASCAR-Ära der über 60-jährigen Historie verantwortlich ist. Sein Wunsch: "Hoffentlich sehen auch die Leute, die keine Fans der 48 sind, ein, dass sie heute etwas ganz spezielles erlebt haben." Nämlich den fünften Johnson-Titel in Folge.

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