• 17.06.2014 11:50

  • von Pete Fink

Hendrick-Analyse: Kahne unter Druck

Kasey Kahne ist wieder einmal das aktuelle Sorgenkind bei Hendrick Motorsports: Wann platzt der Knoten und wie wird es weitergehen?

(Motorsport-Total.com) - Jimmie Johnson, Dale Earnhardt Jr. und Jeff Gordon standen in der laufenden NASCAR-Saison 2014 allesamt bereits in der Victory Lane. Das konstant starke Hendrick-Trio befindet sich daher auf direktem und problemlosem Kurs in Richtung Playoffs. Das dazugehörige Ticket haben die Mehrfachsieger Johnson und Earnhardt bereits sicher in der Tasche. Jeff Gordon steht nach seinem Kansas-Sieg und jeder Menge Punkten sozusagen mit eineinhalb Beinen im Chase 2014.

Titel-Bild zur News: Kasey Kahne

Kasey Kahne im Fokus: Top-Resultate dringend erwünscht Zoom

Das große Sorgenkind im Hendrick-Quartett heißt Kasey Kahne, der 2014 eine wahre Seuchensaison erlebt. Nur fünf Top-10-Platzierungen in den ersten 15 Saisonrennen sind für einen Hendrick-Piloten viel zu wenig. Die Kritik wird lauter, das weiß auch der 34-Jährige, der sich nach seinem fünften Platz von Michigan äußerte: "Nach einem guten Rennen müssen die Kritiker noch nicht verstummen. Dazu waren wir vorher einfach zu schlecht. Aber ich hoffe, dass es ab jetzt bergauf geht und wir soviel aufholen können, dass wir noch in den Chase kommen."

Derzeit fehlen ihm dazu noch 18 Punkte. Kein unüberwindbares Hindernis bei noch ausstehenden elf Rennen der regulären Saison. Die Rechnung ist simpel, denn ein einziger Sieg würde vermutlich den entscheidenden Schritt in diese Richtung garantieren können. Zuzutrauen ist dies dem Hendrick-Team mit der Startnummer 5 an jedem einzelnen Wochenende. Und dieser Druck ist auch da, denn Siege werden von einem Hendrick-Piloten immer erwartet. Das weiß auch Kahne.

Das routinierte Hendrick-Team

Interessanterweise wurde in Michigan die Vertragsverlängerung von Hauptsponsor Farmers Insurance (bis 2017) bekanntgegeben. Allerdings ohne einen Piloten zu benennen. Kahnes Vertrag läuft noch bis Ende 2015. "Das sind noch eineinhalb Jahre und es geht hier nur um Leistung", kommentierte er. "Wir müssen unser Team wieder in die Spur bekommen, denn wir haben dieses Jahr Probleme ohne einen konkreten Grund. So geht das nicht. Ich hoffe, dass wir diese Probleme abschütteln können, denn ich möchte noch viele Jahre für Hendrick Motorsports fahren."

Kasey Kahne

Hauptsponsor Farmers Insurance hat verlängert - und Kahne? Zoom

Es ist in der Tat keine problemlose Bilanz. Kahne befindet sich bereits in seinem dritten Hendrick-Jahr. 2012 und 2013 holte er jeweils zwei Saisonsiege. Dazu gesellen sich im Vorjahr nicht weniger als sechs zweite Plätze. In seiner Hendrick-Premierensaison 2012 fuhr er einen starken Chase und wurde am Ende Gesamtvierter. Ganz im Gegensatz dazu klappte in den Playoffs 2013 gar nichts - Kahne landete am Jahresende auf Rang zwölf, dem letzten Chase-Platz. 2014 ist bisher kein Aufwärtstrend zu erkennen.

Eigentlich wurde er von Teambesitzer Rick Hendrick engagiert, um den hohen Altersschnitt in der Mannschaft zu senken. Jeff Gordon wird im August 43 Jahre alt und quält sich seit einigen Wochen wieder mit seinen Rückenproblemen herum. Wie lange will und kann der Kalifornier noch fahren? Earnhardt Jr. wird im Oktober 40 Jahre alt, Jimmie Johnson feiert diesen runden Geburtstag im September 2015. Kahne ist mit seinen 34 Jahren der klare Jungspund. Doch im Hendrick-Team wächst eine Alternative heran.

Chase Elliott in den Startlöchern?

Chase Elliott, der erst 18-jährige Sohnemann von "Million-Dollar" Bill Elliott, sorgt derzeit in der Nationwide-Serie für Furore. Er ist der fünfte Hendrick-Pilot, der vermutlich Ende 2015, also nach den klassischen zwei Jahren in der zweiten NASCAR-Liga, bereit für den Sprint-Cup sein wird. Also genau zu dem Zeitpunkt, an dem der Kahne-Vertrag ausläuft. Der schnelle Youngster Elliott hat mit dem alten Waltrip/Truex-Sponsor NAPA einen finanzkräftigen Sponsor im Rücken und trägt einen berühmten NASCAR-Nachnamen.

Chase Elliott

Mit Chase Elliott hat Hendrick ein kleines Juwel in der Hinterhand Zoom

Langfristig gesehen, ergeben sich dadurch einige Konstellationen: Sollte das aktuelle Hendrick-Quartett über die Saison 2015 hinaus so zusammenbleiben, müsste Rick Hendrick seinen Youngster Elliott bei einem seiner Kundenteams parken. Oder das schwächste Glied in der Kette wird ersetzt - und dieses heißt nach dem aktuellen Stand der Dinge nicht Johnson, nicht Gordon und auch nicht Earnhardt. Der Druck ist also da und Kahne weiß das genau. Irgendwann wird es Vertragsgespräche geben, Ergebnisse als Argumentationshilfe sind nötig.

"Ich weiß nicht, wann wir uns unterhalten werden, aber ich glaube, dass bei uns ein paar richtig gute Dinge geschehen", orakelte er in Michigan. "Wir brauchen jetzt Top-Leistungen und das Ganze eher früher als später. Wie gesagt: Ich würde hier gerne noch eine lange Zeit bleiben. Wir werden ja sehen, wie sich die Situation weiterentwickelt." Bleibt nur zu hoffen, dass der Knoten endlich platzt, denn ohne Top-Resultate wird sich seine Ausgangsposition sicherlich nicht verbessern.