• 05.04.2009 23:47

  • von Pete Fink

Durststrecke beendet: Jeff Gordon siegt in Texas!

Nach 47 erfolglosen Rennen gewann Jeff Gordon das Samsung 500 in Texas vor Jimmie Johnson und Greg Biffle - Juan Pablo Montoya starker Siebter

(Motorsport-Total.com) - Ausgerechnet Texas! So könnte das Motto des Samsung 500 lauten, bei dem Jeff Gordon gleich einen doppelten Fluch ablegte. Bis zum Sonntagabend waren der Texas Motor Speedway und das Oval von Homestead die einzigen beiden aktuellen Sprint-Cup-Strecken, auf denen der vierfache NASCAR-Champion in seiner 18 Jahre andauernden Karriere noch kein einziges Rennen gewinnen konnte.

Titel-Bild zur News: Jeff Gordon

Jeff Gordon holte sich in Texas endlich wieder einmal einen Sprint-Cup-Erfolg

Seit dem 13. Oktober 2007 blieb Gordon in 47 Anläufen der Weg in die Victory Lane verwehrt, und ausgerechnet auf dem Oval, das der 37-Jährige gerne als seine schlechteste Strecke überhaupt bezeichnet, beendete der Hendrick-Pilot diese längste Durststrecke seiner Laufbahn. Das alles ist nun Geschichte.#w1#


Fotos: NASCAR in Texas


Es war ein typischer Jeff-Gordon-Auftritt, der flott begann und gegen Rennmitte etwas nachließ. Doch im Gegensatz zur jüngsten Vergangenheit berappelte sich sein Hendrick-Team wieder. Das Auto lief wie am Schnürchen, und als es beim letzten Boxenstopp 26 Runden vor dem Ende um die berühmte Wurst ging, brachte die Gordon-Crew den Chevrolet Impala mit der Startnummer 24 in Front.

Im Finale einmal an der Spitze liegend, hatte Gordon freie Fahrt und sicherte sich seinen lange überfälligen Sprint-Cup-Sieg. Auch wenn sein Hendrick-Zwilling und hartnäckiger Verfolger Jimmie Johnson (2.) alles Menschenmögliche versuchte, um seinem Teamkollegen noch einmal gefährlich werden zu können.

Der Texas-Pechvogel heißt Edwards

Matt Kenseth, Greg Biffle

Ford-Comeback: Greg Biffle und Matt Kenseth fuhren beide ein starkes Rennen Zoom

Für Johnson reichte es genau so wenig, wie für den Pechvogel des Rennens: Dieser hieß Carl Edwards, der in der Saison 2008 noch beide Texas-Auftritte für sich entscheiden konnte. Auch am Sonntag lag Edwards noch vor dem letzten und entscheidenden Boxenstopp in Front, doch dann ging beim Reifenwechsel vorne etwas schief: Der Roush-Ford kam nur als Elfter auf die Strecke zurück und beendete das Rennen als Zehnter.

Überhaupt präsentierte sich das Roush-Team nach seinem Short-Track-Zwischentief in Texas gewohnt stark: Dritter wurde ein gut aufgelegter Greg Biffle, der zur Rennmitte viele Runden lang an der Spitze lag, dem aber - ebenfalls nach einem Boxen-Fauxpas - am Ende gegen die Hendrick-Fraktion die Zeit davonlief. Matt Kenseth rundete als Fünfter ein respektables Mannschaftsergebnis ab.

Rang vier ging in Texas an Tony Stewart (Stewart/Haas-Chevrolet), der damit sein Ergebnis der Vorwoche in Martinsville egalisierte. Neu-Teamchef Stewart benutzt in der Saison 2009 Kunden-Chevrolets von Rick Hendrick, und da mit Mark Martin auf Platz sechs ein dritter echter Hendrick-Chevy ins Ziel kam, lautete das Markenduell in Texas eindeutig Ford gegen Chevrolet.

Kyle Busch mit Rückschlag

Jeff Gordon, Kyle Busch

Kyle Busch (hi.) sah in Texas kein Land gegen Jeff Gordon und Co. Zoom

Dodge hatte mit Penske-Pilot Kurt Busch (8.) nur einen Charger in unmittelbarer Schlagdistanz zur Spitzengruppe, während Toyota keinen Camry in die Top 10 brachte. Am besten schnitt dabei noch Polesetter David Reutimann (Waltrip-Toyota; 11.) ab, der zwar zu Rennbeginn eine Zeitlang ganz vorne lag, später aber aufgrund einer Boxenstrafe aus der Führungsrunde geworfen wurde.

Auch das Gibbs-Team erlebte einen durchwachsenen Sonntag: Ein unauffälliger Denny Hamlin landete auf Rang zwölf, während Kyle Busch erst durch einen Lackaustausch mit John Andretti samt folgendem Plattfuß zurückgeworfen wurde. Später gesellte sich noch ein Pit-Lane-Speeding dazu, und Kyle Busch hatte alle Hände voll zu tun, als 18. Schadensbegrenzung zu betreiben.

Gleiches gilt auch für einen anderen NASCAR-Superstar: Dale Earnhardt Jr. befand sich eigentlich auf dem Weg zu einer Top-10-Platzierung, doch ein Mauerkontakt im Finale zwang den Hendrick-Chevrolet mit der Startnummer 88 zu einem Boxenstopp unter Grüner Flagge. Das ist im Sprint Cup nahezu automatisch verbunden mit einem Rundenverlust, den Earnhardt als 22. nicht mehr gutmachen konnte.

Montoya klopft an den Chase

Juan Pablo MontoyaFontana, California Speedway

Juan Pablo Montoya robbt sich Stück für Stück an den NASCAR-Chase heran Zoom

Ganz anders präsentierte sich hingegen Juan Pablo Montoya: Der Kolumbianer zeigte eines seiner bislang besten Ovalrennen überhaupt, verlor mit einer kontrollierten und fehlerfreien Fahrt niemals den Kontakt zur Spitzengruppe, und landete am Ende auf einem ausgezeichneten siebten Platz.

Damit schob sich Montoya in der Sprint-Cup-Gesamtwertung am heute indisponierten Kevin Harvick (Childress-Chevrolet; 27.) vorbei auf Platz 13, und hat nur noch 19 Punkte Rückstand auf Rang zwölf, der zum Einzug in die NASCAR-Playoffs berechtigt.

Der große Haken an der Geschichte: Mit Harvick, Biffle, Earnhardt Jr., Ryan Newman, Mark Martin und Brian Vickers sitzen dem Kolumbianer sechs absolute NASCAR-Schwergewichte im Nacken. Doch die Performance der Earnhardt-Ganassi-Crew stabilisiert sich von Wochenende zu Wochenende zusehends.

Phoenix, die nächste Hendrick-Spezialstrecke

Jimmie Johnson

Jimmie Johnson kann sich nach Ostern auf das Phoenix-Rennen freuen Zoom

Der Mann des Sonntags hieß jedoch eindeutig Jeff Gordon. Natürlich konnte der alte und neue Tabellenführer seine Spitzenposition in der Gesamtwertung auf nunmehr 162 Punkte ausbauen. Sein härtester Verfolger heißt jetzt Jimmie Johnson, was erste Parallelen zur Saison 2007 aufkeimen lässt, als die beiden Hendrick-Zwillinge das NASCAR-Geschehen absolut im Griff hatten.

Denn während Gordon und auch Johnson seit einigen Wochen durch eine nahezu perfekte Konstanz überzeugen können, unterläuft der Konkurrenz immer wieder ein Ausrutscher nach unten. Heute lautete das Opfer Kyle Busch, und auch Carl Edwards blieb 2009 bislang einiges schuldig.

Zu allem Überfluss steht nach der Osterpause nun das Rennen in Phoenix an. Diese Strecke befindet sich seit der Einführung des Car of Tomorrows fest in Hendrick-Hand: Die letzten drei Auftritte gewann Johnson, im Frühjahr 2007 behielt Jeff Gordon die Oberhand. Die Konkurrenz dürfte also spätestens seit Texas vorgewarnt sein.