• 25.02.2012 07:10

  • von Pete Fink

Daytona am Freitag: Und dann war da noch...

Ausnahmsweise stand am Daytona-Freitag nicht der Sprint-Cup im Mittelpunkt - dafür sorgten Danica Patrick und ein chaotisches Truck-Rennen

(Motorsport-Total.com) - Plötzlich wurde es immer stiller im Pressezentrum. Danica Patrick hatte gerade eine Bestzeit in der Qualifikation zum Nationwide-Rennen von Daytona gefahren - was aber noch niemand so richtig ernst nahm, weil die 15 schnellsten Piloten aus dem Freien Training ja alle noch an der Reihe waren. Doch einer nach dem anderen sortierte sich hinter der 29-Jährigen ein.

Titel-Bild zur News: Truck Rennen 2012 Joey Coulter

Joey Coulter (22) crasht im Truck-Rennen von Daytona

Patrick tänzelte derweil in der Boxengasse nervös von einem Bein aufs andere. Und je nervöser die Pilotin des giftgrünen JR-Chevrolets mit der Startnummer 7 wurde, desto mehr verstummten die Gespräche der Journalisten. Ist es wirklich denkbar, dass...? Tony Stewart scheiterte genauso wie Kasey Kahne und die Gebrüder Kurt und Kyle Busch. Ist das möglich...?


Fotos: NASCAR: Daytona 500, Freitag


Denny Hamlin war noch ein letztes ganz heißes Eisen im Pole-Feuer und spätestens als auch der Gibbs-Pilot hinter Patrick notiert wurde, versammelte sich die komplette Riege der Medienvertreter an den Laptops. Es herrschte plötzlich absolute Stille, abgesehen vom unisonen Geräusch heftig malträtierter Tastaturen. Es war zur Tatsache geworden: Danica Patrick hatte eine Daytona-Pole geholt!

Natürlich: Eine Pole-Position auf einem Superspeedway der NASCAR ist so gut wie gar nichts wert. Trotzdem gab es kollektiv-stumme Übereinstimmung, dass diese Schlagzeile in keiner Chefredaktion der Welt gut ankommen würde, wenn sie nicht schnellstmöglich vorliegen würde. Und so kam es, dass die Nationwide-Serie, also die zweite Liga der NASCAR, am Daytona-Freitag dem Sprint-Cup klar den Rang abgelaufen hatte.

Die Stars halten sich zurück

Danica Patrick

Danica Patrrick überraschte alle mit einer Daytona-Pole Zoom

Was natürlich auch daran lag, dass sich die Big-Boys in den beiden Sessions zuvor sehr sparsam gegeben hatten. Nach den beiden Gatorade Duels am Donnerstag war es die letzte Möglichkeit vor dem Daytona 500, ungestraft ein neues Triebwerk einzubauen, was natürlich auch alle erledigten. Aber das Risiko, das Einsatzauto bei einem nicht zwingend notwendigen Test-Run zu zerstören, war hoch. Zu hoch.

Dazu kam die Hitze. Bei sonnigen Temperaturen um die 30 Grad wurde es einigen Piloten richtig heiß. Ryan Newman (Stewart/Haas-Chevrolet) berichtete stellvertretend von den üblichen Überhitzungsproblemen - am Motor und seinen Beinen. "Ich hoffe nur, dass es morgen und am Sonntag etwas weniger warm sein wird", ätzte der "Rocket-Man". Die Wettervorhersage gibt ihm bisher noch recht.

Waren es nur die sommerlichen Temperaturen oder die relative Nähe zu Miami? Nelson Piquet Jr. hatte beim abendlichen Truck-Rennen seinen kompletten, zumeist weiblichen Hofstaat eingeladen. Dies hatte zur Folge, dass an der Piquet-Box der Duft von dezentem französischen Parfüm die Oberhand über verbranntes Reifengummi und daneben gelaufenem Sprit gewann. Herrschte da etwa ein Hauch von Monaco im sonst so raubeinigen Volkssport NASCAR?

Spektakuläres Truck-Finish

Big One Truck

Big One in Daytona: Auch Nelson Piquet (30) erwischt es Zoom

Gut, ein waschechtes Diego-Maradona-Double versprühte wesentlich weniger Charme als Piquet-Freundin Carol und Schwester Julia, die mit einigen sommerlich bekleideten Landsmänninnen die Piquet-Box erfreuten. Die sich übrigens in ihrer Frequentiertheit wesentlich vom großen Rest der Truck-Boxengasse abhob. Was wiederum verständlich war, denn viele wollten einfach nur gucken.

Bis zum spektakulären Finish. Drei Green-White-Checkered-Verlängerungen reichten nicht aus, um in einem hoch dramatischen Truck-Finale einen Sieger unter Grüner Flagge zu ermitteln. Am Schlimmsten hatte es Joey Coulter erwischt, dessen Chevy Silverado im Tiefflug in die Fangzäune vor Start und Ziel krachte. Der Sieger hieß John King, ein Truck-Rookie, der in Daytona erst sein achtes Truck-Rennen überhaupt bestritt.

Piquet war - nach einer ansonsten tadellosen Vorstellung mit Startplatz zwei und 13 Führungsrunden - zu diesem Zeitpunkt bereits außer Gefecht gesetzt. Er wurde schuldlos in einen Big One verwickelt, der die dritte Verlängerung erst möglich machte. Kaum zu glauben, aber wahr: Am Freitag in Daytona spielte der Sprint-Cup tatsächlich nur eine Nebenrolle.