• 24.02.2012 04:13

  • von Pete Fink

Daytona am Donnerstag: Und dann war da noch...

Neben den Duel-Siegern Tony Stewart und Matt Kenseth standen am Donnerstag noch ganz andere im Fokus: Danica Patrick und einige Hinterbänkler

(Motorsport-Total.com) - "Gib Gas, gib Gas, gib Gas!" So lautete der einstimmige Chor der Roush-Crew von Matt Kenseth, als die Startnummer 17 in der letzten Runde des zweiten Gatorade-Duels aus Turn 4 heraus geschossen kam. Wenige Augenblicke später gingen die Fäuste kollektiv nach oben und der obligatorische Jubelsprung über die kleine Boxenmauer folgte: Kenseth hatte sein Duel gewonnen, der erste Tag des entscheidenden Daytona-Wochenendes 2012 ging zu Ende.

Titel-Bild zur News: Danica Patrick

Danica Patrick erlebte ihren ersten heftigen Sprint-Cup-Crash

Ähnlich fröhlich wie im Kenseth-Lager war die Stimmung auch unter den knapp 100.000 Zuschauern, die schon am Donnerstag den Weg ins weite Rund des Daytona International Speedways gefunden hatten. Ein laues Lüftchen wehte, der Florida-Sommer schickte mit knapp 30 Grad Celsius erste massive Vorboten. Und auch im Fahrerlager war die Stimmung beim ersten offiziellen Punkt-Wochenende 2012 äußerst entspannt.


Fotos: NASCAR: Daytona 500, Donnerstag


NASCAR-Champion Tony Stewart hatte gerade das erste Gatorade-Duel gewonnen und präsentierte sch gut aufgelegt bis kampfeslustig. "Im Budweiser-Shootout wurde ich Zweiter, Carl (Edwards; Anm. d. Red.) hat sich die Pole für das 500 geholt. Scheinbar machen wir beide genau da weiter, wo wir 2011 aufgehört hatten." Natürlich wurde eine Prognose eingefordert, wie "Smoke" den Titelkampf 2012 gerne sehen würde. Kommt es etwa wieder zu einem Showdown Stewart gegen Edwards?

Wenn es nach dem so hauchdünn Unterlegenen geht: Ja. "Ich würde gerne punktgleich mit Tony nach Homestead reisen und ihn in Turn 3 der letzten Runde überholen", scherzte Edwards in Anspielung auf 2011. Dieses Mal natürlich mit dem umgekehrten Ausgang. Doch "Smoke" hatte seine Augen auch auf Sprint-Cup-Rookie Danica Patrick gerichtet, die wenige Minuten zuvor in ihrem Duel hart in die Streckenbegrenzung auf der Innenseite der Gegengerade gecrasht war. "Bis dahin ist sie ein gutes Rennen gefahren", lautete das Urteil des Patrick-Chefs.

Danica Patrick und ihr Ersatzauto

Danica Patrick

Danica Patrick beratschlagt sich mit Crewchief Greg Zipadelli Zoom

Während der Stewart/Haas-Boss noch witzelte, war das Team der Startnummer 10 unter den wachsamen Augen von Crewchief Greg Zipadelli bereits damit beschäftigt, den giftgrünen Ersatz-Chevy durch die technische Inspektion zu befördern. Patrick wiederum muss in ihrem Daytona-Debüt nun von hinten ins Rennen gehen und unkte: "Wer weiß? Vielleicht ist mein Backup-Car ja sogar viel schneller als das Einsatzauto."

Doch auch die Kollegen fanden Zeit zum Sinnieren. "Für die Meisterschaft hat das Daytona 500 überhaupt keine Bedeutung", glaubt etwa Denny Hamlin. Jimmie Johnson, der den Gibbs-Piloten im Titelkampf in der Saison 2010 knapp hinter sich hielt, war da anderer Meinung: "Der Shootout war noch Spaß pur, aber jetzt ist alles anders. Es wird im 500 wieder ein aufregendes Finish geben, was die Fans sicher freut. Aber es wird auch einige geben, die hier wertvolle Punkte liegen lassen."

Neben den beiden Shootout-Siegern Stewart und Kenseth befanden sich noch einige Piloten im Mittelpunkt, die auf den allerletzten Drücker ins Startfeld rückten, weil sie sich in ihren Duels qualifizieren konnten. Zum Beispiel Joe Nemechek. "Als Fahrer und Teambesitzer weiß ich eines", erklärte "Front-Row-Joe". "Wenn du dieses Rennen nicht schaffst, dann reißt das für ein kleines Team so ein großes Loch in die Kasse, dass du sehr lange brauchst, bis du das wieder aufgeholt hast."

Der Letzte kassiert im Daytona 500 anno 2012 immer noch "knapp 260.000 Dollar", wie Robby Gordon verriet. Der Gordon-Dodge schaffte ebenfalls den Sprung ins 500. Inklusive Sponsorengelder kann das "Great American Race" also eine Gesamtbörse von rund 500.000 Dollar bedeuten. Dave Blaney im Baldwin-Chevy gehört auch zu dieser erlauchten Gruppe. Eigentlich hätte Blaney aufgrund seiner Endplatzierung 2011 einen sicheren Top-35-Startplatz gehabt, der ihm aber nach einem oft kritisierten Punktetausch mit Danica Patrick abhanden kam.

Earnhardt und die NASCAR-Massen

Joe Nemechek

"Front-Row-Joe" Nemechek kurz vor seinem Gatorade-Duel Zoom

Eine Art späte Genugtuung empfand Blaney deswegen aber nicht. "Ich bin einfach nur froh, dass ich dabei bin", sagte er und fügte schelmisch an: "Bemerkungen vom traditionellen Old-School-Racing sind in der aktuellen NASCAR eh überflüssig." So sieht es auch Robby Gordon: "Wir stehen im Rennen. Punkt. Und wenn ich einen Teil der 260.000 Dollar an Roger Penske bezahlen muss, um von ihm einen starken Dodge-Motor zu bekommen, dann werde ich den Scheck mit einem Lächeln unterschreiben."

Eines hat sich über die Winterpause nicht geändert. Trotz einer Danica Patrick ist Dale Earnhardt Jr. nach wie vor mit größtem Abstand der Liebling der NASCAR-Massen. Sowohl bei der Fahrerpräsentation, als auch später in seinem Duel stand Daytona Kopf, als "Junior" im Rennverlauf einmal an die Spitze fuhr und sich am Ende ein Duell mit Stewart lieferte.

"Ich weiß natürlich, dass ich sehr viele Fans habe", merkte Earnhardt an. "Deswegen versuche ich im Rennen auch oft, ganz vorne zu fahren. Dann stehen die Fans auf ihren Stühlen und deswegen macht das schon Sinn. Klar macht es immer Spaß, auf Platz eins zu fahren, aber mit dieser gewaltigen Unterstützung macht es einfach noch mehr Freude." Was sich wohl in eine Massenekstase verwandeln würdea, wenn "Junior" am Sonntagabend vor knapp 200.000 Zuschauern das Daytona 500 gewänne...