• 28.05.2007 04:35

  • von Pete Fink

Casey Mears gewinnt den NASCAR-Marathonkrimi

Casey Mears holte sich den Sieg beim Coca-Cola 600 in einem von zahlreichen Unfällen geprägten, spektakulären Cup-Rennen, das am Ende ein Spritkrimi war

(Motorsport-Total.com) - Das Coca-Cola 600 auf dem Lowe's Motor Speedway war ein spektakulärer Thriller, der sich durch viele Führungswechsel und einige atemberaubende Unfälle auszeichnete. Casey Mears hieß der Sieger eines Nextel-Cup-Laufs, der sich zu einem wahren Ausscheidungsrennen in Sachen Benzin entwickelte.

Titel-Bild zur News: Casey Mears

Casey Mears gewann den spektakulären Spritpoker von Charlotte

Im Gegensatz zum Indy 500 gab es in Charlotte keinerlei Wetterprobleme, in North Carolina herrschte strahlender Sonnenschein vor 165.000 Zuschauern, als die beiden Penske-Piloten Ryan Newman und Kurt Busch die Meute der 43 Fahrer in das längste aller 36 Saisonrennen führten.#w1#

Viele Favoriten früh mit Zwischenfällen

Start Cup Rennen Charlotte

Ryan Newman führt das Feld in die 600 Meilen von Charlotte Zoom

Doch lange herrschte keine Friedfertigkeit auf dem 1,5 Meilen Oval, denn zwei spektakuläre Crashs bestimmten die Anfangsphase der Coca-Cola 600: In Runde 53 flog plötzlich ein geplatzter Reifen von Jimmie Johnson quer durch das Feld, und löste eine wahre Massenkarambolage aus.

Insgesamt 13 Piloten waren involviert, neben Johnson unter anderem Juan Pablo Montoya, Tony Stewart, Kevin Harvick und Clint Bowyer. Zehn Runden später folgte ein weiterer spektakulärer Crash, als Tony Raines und Jeff Gordon kollidierten. Gordon rutschte quer über das Gras, und knallte frontal vor A.J. Allmendingers Red-Bull-Toyota - viel Arbeit für die Mechaniker.

Beim Restart in Runde 71 bildeten Kurt Busch, Denny Hamlin, Matt Kenseth, Dale Earnhardt Jr., Ryan Newman und Kyle Busch die Top 6. Kurz darauf war auch Jeff Burton in der Mauer, "irgendetwas ist gebrochen" lautete sein Funkspruch - die Anfangsphase in Charlotte geriet zu einem wahren Favoritensterben.

Vickers im Red-Bull-Toyota ganz stark

Brian Vickers Red Bull Toyota

Brian Vickers lieferte eine ganz starke Vorstellung ab Zoom

Dann beruhigte sich das Rennen und es kam eine längere Grünphase, in der Red-Bull-Toyota ein kräftiges Lebenszeichen gab - Brian Vickers lag an der Spitze. Das Feld gab ein buntes Bild ab, denn aufgrund der vielen Kaltverformungen zu Rennbeginn bestand beinahe die Hälfte der sichtbaren Materialien auf den Chassis aus Klebeband in allen denkbaren Farbschattierungen.

Auch nach einer Debris-Gelbphase blieb Vickers in Führung vor Kyle Busch. Earnhardt Jr. lag auf Rang drei und war einer der wenigen 'Big Names', der bislang ohne besonderen Vorkommnisse gut im Rennen lag - doch das änderte sich in Runde 154, als er mit einem Plattfuß an die Box musste, und eine ganze Runde verlor.

Vorne zog Vickers seine Kreise - er fuhr in dieser Phase mehr Führungsrunden, als alle Toyotas in der ganzen Saison bisher. Scheinbar hatte das Motor-Update des Toyota Racing Development Centers im Red-Bull-Team eine besondere Wirkung.

Johnson und Stewart mit Comeback

Johnson Stewart

Johnson und Stewart kamen nach frühen Zwischenfällen zurück Zoom

Bei langsam eintretender Dunkelheit in diesem NASCAR-Marathon schob sich in der Folge Kurt Busch wieder nach vorne und übernahm nach 175 Runden kurz die Spitze. Auch Mark Martin und der in Charlotte immer gefährliche Jimmie Johnson tauchten nun im Vorderfeld auf - eine ganz starke Leistung der Hendrick-Crew, die nach dem frühen Schaden wieder im Geschäft war, gleiches galt auch für Tony Stewart.

Plötzlich drehte sich Kurt Busch und löste eine weitere Gelbphase aus, im Rahmen derer sich Johnson sogar an die Spitze setzen konnte, während "Junior" den "Lucky Dog" bekam, und dadurch wieder in der Führungsrunde zurück war. Matt Kenseth nahm überhaupt keine neuen Reifen, und schob sich so hinter Johnson und Vickers auf Platz drei. Pole-Sitter Ryan Newman hatte unterdessen Motorenprobleme, und fiel zur Rennhalbzeit weit zurück.

Die nächste Crash geschah in Runde 220, als Carl Edwards einen Reifenschaden erlitt, und seinen Teamkollegen David Ragan und Altmeister Bill Elliott mit ins Verderben riss - die Folge war Gelbphase Nummer acht.

Probleme bei Vickers und Kyle Busch

Kyle Busch

Kyle Busch hatte Mitte des Rennens größere Probleme Zoom

Vickers vermeldete nach insgesamt 75 Führungsrunden Probleme mit der Servolenkung, auch Kyle Busch hatte Probleme mit seiner Batterie, doch glücklicherweise befanden sich zu diesem Zeitpunkt nur noch 13 Autos in der Führungsrunde, wodurch beide nicht allzu weit nach hinten durchgereicht wurden.

Beim Restart in Runde 227 lagen unter den Flutlichtern von Charlotte die 'Big Names' plötzlich wieder vorne: Kenseth vor Johnson, Stewart und Earnhardt Jr. Doch während sich Vickers sofort wieder auf den Vormarsch begab, hatte Kyle Busch zwei Mauerküsse kurz hintereinander, und fiel nach 252 Runden weit zurück.

Auch der Red-Bull-Pilot kam nun in Schwierigkeiten, denn er verlor seine Servolenkung völlig, während vorne Johnson und Kenseth einen Parallelflug mit vielen Führungswechseln vollführten. Stewart und Earnhardt Jr. folgten in Lauerstellung.

Das Finale wird vorbereitet

Casey Mears

Casey Mears war der große Unbekannte zwischen den Top-Leuten Zoom

100 Runden vor Rennende kam das Feld in den Bereich, wo theoretisch nur noch ein einziger Stopp zu absolvieren war, und die Frage lautete, wer von der vier verbliebenen Top-Leuten das Coca-Cola 600 gewinnen können würde. Johnson konnte bereits vier von elf Saisonrennen gewinnen, während "Junior" und Stewart noch auf ihren ersten Saisonsieg warteten und auch Kenseth war seit Fontana im Februar sieglos.

Kurt Busch verabschiedete sich mit einem spektakulären Abflug aus dem Kreis der Favoriten, als er seinen Dodge Charger ausgangs Turn 2 verlor. Damit war nach Newmans Motorschaden auch der zweite Penske aus dem Rennen, die komplette erste Startreihe sah die Zielflagge nicht.

Hinter den Top 4 rückten nun bei spürbar sinkenden Streckentemperaturen auch Casey Mears, Denny Hamlin und Mark Martin langsam in den Vordergrund - außer dem Ford von Matt Kenseth befanden sich sieben Chevys auf den ersten acht Plätzen.

66 Runden vor Ende musste Brian Vickers schließlich dem Fehlen seiner Servolenkung Tribut zollen, denn er setzte seinen Red-Bull-Toyota seitwärts an die Mauer - doch er hatte Riesenglück, bekam den "Lucky Dog" und blieb als 15. in der Führungsrunde.

Die große Benzinfrage

Casey Mears

Casey Mears rollt mit leerem Tank über die Ziellinie Zoom

Johnson hatte große Probleme beim Stopp und fiel bis auf Rang zehn zurück - vorne fuhr 59 Runden vor Schluss Tony Stewart vor Mears, Kenseth, "Junior" und Martin. Das Benzinfenster in Charlotte lag zwischen 50 und 55 Umläufen, es war also ein heftiger Spritpoker zu erwarten.

Vorerst roch es nach dem ersten Saisonsieg von Stewart, denn er schien das Feld zu kontrollieren, während Jimmie Johnson, wie nicht anders zu erwarten, in Riesenschritten aufholte und 30 Runden vor Ende bereits wieder Vierter war.

20 Runden vor Ende eröffnete Matt Kenseth das Benzinspiel, während durchsickerte, dass Stewart Sprit für zwei Runden fehlen würde. Dale Jr. fuhr derweil die schnellsten Runden und schob sich auf Platz zwei. Neun Runden vor Ende kam Johnson für einen "Splash and Dash", jetzt ging es Schlag auf Schlag: Mark Martin, Stewart, Earnhardt Jr., Hamlin - alle mussten an die Box.

Draußen blieb Casey Mears, der mit dem letzten Tropfen Sprit als glücklicher Überraschungssieger über die Ziellinie rollen konnte. Zweiter wurde J.J. Yeley vor Kyle Petty und Reed Sorenson - alle ebenfalls mit den letzten Spritresten. Red-Bull-Pilot Brian Vickers wurde hervorragender Fünfter.

Der Benzinpoker von Charlotte sah also erneut einen Hendrick-Chevrolet vorne und Mears feierte seinen ersten Nextel-Cup-Sieg überhaupt. Damit haben alle vier Hendrick Piloten in der Saison 2007 einen Sieg einfahren können.