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  • 17.11.2016 15:54

  • von Sebastian Fränzschky & David Emmett

Cal Crutchlow übt heftige Kritik an den HRC-Werkspiloten

Honda-Pilot Cal Crutchlow ist mit der Entwicklungsarbeit der Werkspiloten nicht zufrieden und kritisiert die Entscheidungen von Marc Marquez und Dani Pedrosa

(Motorsport-Total.com) - Mit Marc Marquez verfügt Honda über den wohl talentiertesten Fahrer der MotoGP. In den vergangenen vier Jahren gewann Marquez drei Mal den MotoGP-Titel. Doch Marquez' Fähigkeiten bei der Entwicklung des Motorrads scheinen Grenzen zu haben, wenn man Markenkollege Cal Crutchlow zuhört. Der Brite schimpfte nach dem Test in Valencia wie verrückt auf das, was Marquez und Teamkollege Dani Pedrosa im Laufe der Saison 2016 leisteten.

Titel-Bild zur News: Cal Crutchlow, Marc Marquez

Cal Crutchlow ist mit Marc Marquez' Entwicklungsarbeit nicht zufrieden Zoom

Nach dem Barcelona-Test Anfang Juni sortierten die Werkspiloten ein neues Chassis aus. LCR-Pilot Crutchlow durfte das Update im August in Brünn testen und war begeistert. Und auch die beiden Marc-VDS-Piloten stellten dem Chassis in Valencia ein gutes Zeugnis aus. "In bestimmten Bereichen gibt es mehr Potenzial, zum Beispiel beim Chassis, das Jack (Miller) und Tito (Rabat) probiert haben. Sie wunderten sich, warum sie das nicht vor Jahren bekommen haben."

"Doch sie (Honda) bauten sie nicht, weil die anderen beiden Fahrer das nicht wollten. Diese beiden Fahrer wählten in diesem Jahr den Motor aus, über den wir uns ständig beschwerten. Vielleicht sollte ich nach Jerez reisen. Ich weiß es nicht", erklärt Crutchlow sarkastisch, nachdem er in Valencia zwei Tage lang Erfahrungen sammelte.

Kein idealer Vergleich beim neuen Honda-Motor

Im Fokus stand Hondas neuer Big-Bang-Motor. "Es gab Positives und Negatives zu berichten", so Crutchlow. "Ich habe ein anderes Gefühl als beim vergangenen Mal. Ich gehe davon aus, dass die Werkspiloten nicht den gleichen Motor verwendet haben. Es ist schwierig, Daten zu vergleichen, doch immerhin haben wir einen Vergleich von unterschiedlichen Fahrern mit unterschiedlichen Motorrädern. Wir wären weitergekommen, wenn sie die Teile verwendet hätten, die ich fahre", ärgert sich Crutchlow.

Marc Marquez, Daniel Pedrosa

Sind Pedrosa und Marquez keine guten Entwicklungsfahrer? Zoom

"Doch es sind gute Informationen für Honda. Es gibt mit verschiedenen Mappings noch sehr viel Potenzial. Wir müssen verstehen, warum die Fahrer nicht die gleiche Wellenlänge haben, wenn es um die Entwicklung geht", fordert der Honda-Pilot, der die Arbeit der HRC-Ingenieure in Japan lobt, Marquez und Pedrosa aber öffentlich angreift.

"Honda hat gut gearbeitet, denke ich. Es ist im Moment nicht einfach, unser Paket zu verbessern. Es gibt andere Bereiche als den Motor, die wir verbessern können", ist Crutchlow überzeugt. Am Mittwoch steigerte sich der Brite um vier Zehntelsekunde. "Es war ein bisschen besser als am Dienstag. Wir probierten ein paar Dinge, wie verschiedene Setups, denn wir hatten keine neuen Teile. Am Dienstag probierten wir ein paar Teile vom Werksteam, doch es war nichts wirklich Neues dabei."

"Ich fuhr am Mittwoch mit meinen normalen Motor zwei Stints und dann verwendete ich den neuen Motor", berichtet der LCR-Pilot und betont: "Wir fuhren ziemlich lange mit dem neuen Motor." Beim Motor sieht der Routinier noch Potenzial. Dass die Honda RC213V ein nicht besonders leicht zu lernendes Motorad ist, bestätigte sich beim Nachsaisontest in Valencia.


Fotos: MotoGP-Test in Valencia


Crutchlow kommentiert Folgers Debüt nüchtern

Crutchlow schaute sich die Leistungen der Tech-3-Rookies Jonas Folger und Johann Zarco an und war nicht überrascht: "Folger und Zarco sprangen auf die Satelliten-Yamaha und waren sehr konkurrenzfähig. Sie sind nicht die schnellsten Fahrer der Welt. Sie sind noch nicht einmal nah dran. Doch das Paket ist so einfach zu fahren und deshalb sind sie so stark", kommentiert der ehemalige Tech-3-Pilot.

Jonas Folger

Jonas Folger verlor beim Testdebüt weniger als eine Sekunde auf die Spitze Zoom

Während Folger und Zarco etwa eine Sekunde auf die Bestzeit verloren, hatte Tito Rabat mit seiner Honda knapp zwei Sekunden Rückstand. "Tito fuhr Kreise um sie und ist im Nirgendwo, noch nicht einmal in der Reichweite zu ihnen. Das ist es, was ich beim ersten Mal meinte, als ich dieses Motorrad fuhr", betont Crutchlow, der Ende 2014 zum ersten Mal auf der Honda RC213V saß.