Warum der Sepang-Test für Honda Konsequenzen hatte

HRC-Vize Shuhei Nakamoto erinnert sich an den ersten Sepang-Test im Februar und erklärt, warum Honda in Malaysia eine folgenschwere Entscheidung traf

(Motorsport-Total.com) - Die Honda-Piloten erlebten 2015 ein durchwachsenes Jahr, was hauptsächlich auf den zu aggressiven Motor der RC213V zurückzuführen war. Das Reglement gestattete Honda nicht, den Motor im Laufe der Saison nachzubessern. Deswegen mussten die Ingenieure in Japan versuchen, die Charakteristik des V4-Aggregats durch Modifikationen an der Elektronik, der Auspuffanlage und der Motorsteuerung zu verbessern.

Titel-Bild zur News: Marc Marquez

Die HRC-Crew entschied sich beim Test in Sepang für den falschen Motor Zoom

Doch wie konnte Honda bei der Auswahl der Motorspezifikation für die Saison 2015 solch einen groben Fehler begehen und sich dadurch die Aufgabe derart erschweren? "Der Charakter des diesjährigen Motors bereitete uns Schwierigkeiten. Ich erinnere mich noch an den Nachsaisontest in Valencia vor einem Jahr, bei dem Marc und Dani mit dem Charakter des neuen Motors nicht zufrieden waren", beginnt HRC-Vize Shuhei Nakamoto zu begründen.

"Der Motor hatte mehr Leistung, war aber nicht so fahrbar wie der alte. Beim Sepang-Test waren beide Fahrer zufriedener. Sie hatten einen guten Test. Das war unser größter Fehler", bemerkt Nakamoto und erklärt: "Durch die hohen Temperaturen und die hohe Luftfeuchtigkeit verlieren die Motoren Leistung und sind weniger aggressiv. Wir testeten also nicht bei normalen Bedingungen, als wir beim ersten Sepang-Test die Motorspezifikation auswählten, die wir für die folgende Saison verwenden wollten."

Honda geht in der MotoGP leer aus

"In Katar stellten wir fest, dass der Motor zu aggressiv ist. Wir änderten die Drosselklappen und den Auspuff. Zudem entschied sich Marc dazu, zum 2014er-Chassis zurückzukehren", blickt der Japaner zurück und bedauert die Entscheidung des ersten Sepang-Tests. Nicht nur die HRC-Werkspiloten hatten mit dem Motor Problem, auch die Satelliten-Piloten Cal Crutchlow und Scott Redding mussten kämpfen. "Dani, Marc, Cal und Scott taten sich mit dem 2015er-Motor schwer", bestätigt Nakamoto.

Während Yamaha die Fahrer-, die Hersteller- und die Teamwertung gewann, ging Honda in der Saison 2015 komplett leer aus. Nakamoto tröstet sich mit dem Moto3-WM-Titel von Danny Kent: "Ich bin sehr froh, dass wir die Moto3-WM gewinnen konnten, auch wenn es die einzige Klasse war, die wir gewinnen konnten. Es war nicht einfach, die Moto3 zu gewinnen. In der MotoGP lief es nicht wie geplant."

Marc Marquez

Marc Marquez kann noch nicht genau sagen, ob der 2016er-Motor besser ist Zoom

"Es war eine interessante Saison, für uns war es eine der schwierigsten, weil es von Beginn an nicht einfach war. Wir konnten die Moto3-WM gewinnen", ergänzt Teammanager Livio Suppo, der in dieser Saison mit ansehen musste, wie schwer sich Weltmeister Marc Marquez mit der Situation tat. Der ehrgeizige Spanier versuchte zu Saisonbeginn immer wieder, sein Motorrad zu überfahren und um bessere Positionen zu kämpfen, landete dabei aber oft im Kiesbett.

Fehler dürfen sich nicht wiederholen

Nakamoto hält fest: "Marc stürzte oft, weil er sehr hohe Ziele hatte. Er benötigt mehr Erfahrung für solche Bedingungen. Wir haben in dieser Saison sehr viel gelernt." Die Armpump-Problematik von Dani Pedrosa tat ihr Übriges zum verkorksten Saisonverlauf. Der Routinier verpasste nach dem Saisonauftakt in Katar die folgenden vier Rennen und verlor dadurch zeitig den Anschluss an die Spitze.

"Ich freute mich, Dani wieder auf dem Podium zu sehen", betont Nakamoto. Pedrosa schaffte es insgesamt sechs Mal aufs Podium. Die Siege in Japan und Malaysia waren die Höhepunkte der Saison. Im neuen Jahr möchte HRC die verkorkste Saison 2015 vergessen machen. Die ersten Anzeichen stimmen die Verantwortlichen positiv. Offensichtlich passt die Charakteristik der neuen Michelin-Reifen gut zur RC213V. Die Probleme bei der Traktion können durch die fabelhaften Hinterreifen von Michelin einfacher gelöst werden.

Shuhei Nakamoto

Shuhei Nakamoto: "In der MotoGP lief es in diesem Jahr nicht wie geplant" Zoom

Bei den Wintertests dürfen HRC aber nicht die Pannen passieren, die sich bei der Vorbereitung für 2015 ereigneten. Nakamoto hat genaue Vorstellungen: "Beim Nachsaisontest verwendeten wir das Chassis, das wir am Ende der abgelaufenen Saison einsetzten, um erneute Fehlinterpretationen zu vermeiden. Der neue Motor, die neuen Reifen und die neue Elektronik sind die wesentlichen Änderungen für die neue Saison. Durch die Änderungen bei den Reifen und der Elektronik ist es nicht einfach, den neuen Motor zu beurteilen. Wir müssen die richtigen Einstellungen für die neue Software entwickeln."