HRC: Wenig Klarheit über den 2016er-Motor

Der aggressive Motor der RC213V erschwerte den Honda-Piloten in der Saison 2015 die Arbeit, doch noch ist unklar, ob der 2016er-Motor ein echter Fortschritt ist

(Motorsport-Total.com) - Nach zwei WM-Titeln in Folge wollte Honda zusammen mit Marc Marquez in der Saison 2015 den Titel-Hattrick holen. Vielversprechende Wintertests sorgten dafür, dass der 22-jährige Spanier als großer Favorit in seine dritte MotoGP-Saison startete. Doch bald wurde klar, dass Honda bei den Wintertests einen großen Fehler begangen hat.

Titel-Bild zur News: Marc Marquez

Konnte Honda die Fahrbarkeit und die Traktion der RC213V verbessern? Zoom

Die ausgewählte Motorspezifikation überzeugte durch brachiale Leistung, doch die Fahrbarkeit des V4-Aggregats war schlecht. Am Kurvenausgang mangelte es der 2015er-Honda an Traktion. Zudem sorgte der aggressive Motor auch am Kurveneingang für Turbulenzen, die HRC durch neue Elektronikeinstellungen aber im Laufe der Saison in den Griff bekam.

Hondas großes Ziel bei der Entwicklung der 2016er-Maschine war ein Motor, der sanfter anspricht als das Aggregat der abgelaufenen Saison. Bei den Nachsaisontests testeten die Honda-Werkspiloten den neuen Motor. Doch was hat Honda im Vergleich zum Vorjahresmotor verändert, um die Fahrbarkeit zu verbessern?

"Der neue Motor hat das gleiche Bohrungs-Hub-Verhältnis wie der alte. Wir haben ein Sechsganggetriebe und es scheint, als ob der Zylinderwinkel weiterhin 90 Grad beträgt (lacht; Anm. d. Red.)", scherzt HRC-Vize Shuhei Nakamoto und lässt die MotoGP-Interessierten im Dunkeln stehen. "Ich äußere mich nie zu Details. Der Grund ist einfach: Ich weiß es nicht", so der Japaner.


Fotostrecke: Das MotoGP-Fahrerfeld 2016

Nach den beiden Testtagen in Valencia kann HRC noch nicht genau sagen, ob der neue Motor ein Fortschritt ist oder nicht. Durch den Wechsel des Reifenherstellers und die neue Elektronik sowie die neuen Chassis-Teile für 2016 gab es beim Test sehr viele Variablen. "Die Fahrer können sich noch nicht festlegen, ob der neue Motor besser oder schlechter ist", bedauert Nakamoto.

Shuhei Nakamoto

Shuhei Nakamoto kann und möchte sich nicht zu den technischen Details äußern Zoom

"Die Elektronik hat einen großen Einfluss auf die Motorcharakteristik. Unsere Ingenieure haben noch nicht genug Erfahrungen mit der neuen Elektronik gesammelt", stellt der HRC-Verantwortliche klar. "Ich hoffe, der neue Motor ist eine Hilfe, doch es ist schwierig, das jetzt genau zu beurteilen."

Eine grundlegende Revolution dürfte der 2016er-Motor nicht darstellen. Honda bleibt dem Screamer treu, der Zylinderwinkel blieb unangetastet und auf Innovationen wie eine umgekehrt drehende Kurbelwelle verzichtet man. "Man hört, dass es kein Big-Bang-Motor ist", bestätigt Nakamoto. Aber warum eigentlich? "Uns fehlt die Erfahrung, um einen Big-Bang-Motor zu bauen", so der langjährige Honda-Mitarbeiter.