Sepang-Kollision: HRC beteuert viel, hält aber Daten zurück

Livio Suppo stellt klar, dass Marc Marquez niemanden absichtlich blockiert, hält die Daten aus Sepang und Australien aber geheim, "um kein Öl ins Feuer zu gießen"

(Motorsport-Total.com) - Das Rennwochenende in Valencia hat endlich begonnen, doch neben der Strecke gibt es weiterhin nur ein Thema: Den 'Sepang Clash', die Kollision zwischen Valentino Rossi und Marc Marquez beim Großen Preis von Malaysia 2015. Honda setzte eine Pressekonferenz mit HRC-Sportdirektor Livio Suppo an, der gleich noch seinen Technischen Direktor, Takeo Yokoyama, mitbrachte. Wer jedoch Beweise zur Kollision in Sepang erwartete, wurde enttäuscht: Die Daten bleiben unter Verschluss.

Titel-Bild zur News: Livio Suppo

Suppo und Yokoyama enttäuschten die Journalisten: Keine Daten Zoom

"Wir wollten ursprünglich über die Daten sprechen, die wir gesammelt haben", holt Suppo aus. "Wir haben lange über die Situation nachgedacht. Wir wissen, dass dies ein spezielles Wochenende ist, weil die Atmosphäre extrem angespannt ist." Man habe sich deshalb dazu entschlossen, die Daten zurückzuhalten, um die bereits stark angespannte Stimmung nicht noch weiter anzuheizen. Honda hatte immer wieder behauptet, dass Marquez aufgrund eines Tritts von Rossi zu Boden gegangen sei. Yamaha hingegen beteuert, dass Rossi das Knie erst ausgefahren habe, als Marquez bereits fiel, um sich zu schützen.

Genau dieses Statement von HRC-Vizepräsident Shuhei Nakamoto habe die Stimmung weiter eingeheizt, gesteht Suppo einen Fehler ein (Zur Antwort von Yamaha). Der Honda-Sportdirektor beteuert, dass der Konzern die Lage nicht weiter radikalisieren, sondern zur Deeskalation beitragen möchte. Weder habe Honda das Berufungsgericht, das am Donnerstag die Strafe gegen Valentino Rossi bestätigt hat, noch Marc Marquez den Ausgang der Weltmeisterschaft beeinflussen wollen.

Marquez ein "ehrlicher Kerl"

"Wir hoffen, dass wenn Marc und Valentino auf der Strecke wieder aufeinandertreffen, dass wir einfach ein tolles Duell zwischen zwei der besten Fahrer der Welt sehen", so der 51-Jährige weiter. Er streut Rosen in Richtung der Yamaha-Box: "Valentino hat eine unglaubliche Saison hingelegt. Man muss bedenken, dass er 36 Jahre alt ist, damit hat er sich den Respekt aller verdient." Auch Yamaha habe sehr gute Arbeit geleistet: "Sie kämpfen mit beiden Fahrern um die Weltmeisterschaft. Das ist der Traum jedes Herstellers."

"Wenn man bedenkt, dass Marc in Australien gewonnen hat, kann ich mir nicht erklären, warum Leute denken, er hätte etwas falsch gemacht." Livio Suppo

Wenig erbaut zeigt sich Livio Suppo über die Reaktionen im Internet: "Wir haben alle gesehen, was auf der Strecke passiert ist. Und eine Woche später heißt es, Marc wäre der Bösewicht." Kritisiert wurde insbesondere Marquez' Fahrstil. Auch im Fahrerlager schlossen sich Experten der Meinung von Rossi an, Marquez habe gegen ungeschriebene Prinzipien verstoßen, darunter Fonsi Nieto und Alex Hofmann.

Suppo gibt zu, dass Marc Marquez ein "aggressiver Fahrer" sei, "aber er ist ein ehrlicher Kerl. Es ist korrekt, dass Honda Marc unterstützt. Denn er wollte niemals irgendetwas (in Richtung Beeinflussung der Weltmeisterschaft; Anm. d. Red.) machen." Rossi hatte Marquez bereits am Donnerstag vor dem Sepang-Rennen vorgeworfen, er würde versteckt für Jorge Lorenzo fahren. Beide waren in dieser Saison in Argentinien und bei der Dutch TT in Assen aneinandergeraten, jeweils mit einem schlechteren Ausgang für den Spanier. "Wir haben diese Worte ein bisschen unterschätzt", sagt Suppo.

Unverständnis über Australien-Vorwürfe

Rossi bezog sich insbesondere auf das Rennen in Australien, in dem Marquez durch eine sehr inkonstante Fahrweise auffiel. "Wenn man bedenkt, dass Marc in Australien gewonnen hat, kann ich mir nicht erklären, warum Leute denken, er hätte etwas falsch gemacht", erklärt der frühere Marketing-Direktor von Ducati und HRC, der seit 2013 die Rolle des Teamchefs einnimmt. "Fakt ist, dass er Jorge fünf Punkte weggenommen hat. Und Iannone war ja auch noch dabei, auch deshalb war Marc hin und wieder langsamer."

Valentino Rossi, Marc Marquez

Rossi glaubt, Marquez revanchiere sich für frühere Kollisionen Zoom

Schon im 4. Freien Training habe Marquez immer wieder langsame Runden eingelegt erklärt Suppo den anwesenden Journalisten. "Er hatte große Probleme mit dem Vorderreifen, das wird euch Bridgestone bestätigen. Wenn man genau hinsieht, erkennt man, dass er nur in Rechtskurven langsamer gefahren ist. Das ist normales Racing." Allerdings sei hier angemerkt, dass der Kurs auf Phillip Island größtenteils Linkskurven aufweist und somit die Notwendigkeit zum Reifenschonen eher in diesen Kurven bestanden hätte.

Ganz ohne Öl ins Feuer zu gießen geht es dann doch nicht. "Es ist das erste Mal, dass ich sehe, wie ein Fahrer ein Rennen gewinnt und damit einen Meisterschaftsanwärter schlägt, und dann von dem anderen Anwärter beschuldigt wird, den einen zu unterstützen", stichelt Suppo gegen Rossi. "Ich glaube, wir hatten uns alle über das tolle Rennen gefreut. Daher ist es schade, dass es danach so surreal geworden ist."