Zeelenberg lobt Lorenzos Reife

Der Yamaha-Teammanager erklärt die Strategie des neuen Weltmeisters im Titelkampf und hofft, dass man 2013 beim Getriebe Fortschritte macht

(Motorsport-Total.com) - Durch Dani Pedrosas Ausfall in Australien konnte sich Jorge Lorenzo vorzeitig zum zweiten Mal als MotoGP-Weltmeister feiern lassen. Der Yamaha-Pilot musste beim Saisonendspurt aber hinnehmen, dass sein größter Konkurrent meist ganz oben stand, während Lorenzo selbst meist nur Zweiter wurde. Doch dafür leistete sich der Spanier keine Fehler und bewies mit dem Titel, dass die Strategie richtig war.

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Wilco Zeelenberg weiß, dass Jorge Lorenzo 2012 viel zu verlieren hatte

"Er hatte zwar den Speed, aber um gegen den extrem starken Dani zu gewinnen, hätte er noch mehr pushen und mehr Risiken eingehen müssen", erklärt Yamaha-Teammanager Wilco Zeelenberg der 'Motorsport aktuell'. "Da hat er jedes Mal abgewiegelt und dabei verstehe ich ihn voll und ganz. Unter Umständen, wie zu Beginn der Saison, hätte Jorge sicher einige dieser Rennen gewonnen. Wohl nicht alle, aber sicher das eine oder andere."

"Er musste aber mehr auf Sicherheit gehen als zu Saisonbeginn. Doch genau das zeigt auch seine Reife, weil er abwiegen kann, wann es besser ist, zurückzustecken. Wir hatten uns überlegt, dass es vielleicht für den Titel gar nicht so schlecht wäre, wenn Jorge mit einem Sieg die Selbstsicherheit von Dani etwas brechen würde. Er hatte aber auch viele Punkte zu verlieren, und seine Strategie hat sich am Ende ausgezahlt", lobt Zeelenberg.

Jorge Lorenzo

Dani Pedrosa wurde für Jorge Lorenzo zu einer ernsten Bedrohung Zoom

In Australien überspannte Pedrosa schließlich den Bogen und rutschte in Führung liegend weg. "Er musste immer weiter gewinnen und auf einen Fehler von Jorge hoffen. Aber in Australien hat er selbst den Fehler gemacht, er hat zu hart gepusht. Er musste aber auch auf einer Strecke, die er nicht mag, und wo Casey eine Klasse für sich ist, alles geben", berichtet der Yamaha-Teammanager. "Das hat auch gezeigt, wie richtig die Strategie von Jorge war."

Der zweite Titelgewinn war für Lorenzo deutlich schwieriger als der erste vor zwei Jahren. Damals fiel Hauptkonkurrent Valentino Rossi nach seinem Sturz in Mugello in der Wertung weit zurück. Zudem fehlte Pedrosa die Konstanz und Casey Stoner ein konkurrenzfähiges Motorrad. Zeelenberg sichtet bei Lorenzo zudem deutliche Verbesserungen: "Er hat eine noch größere Routine am Limit, er spürt noch genauer, was geht und was nicht. Das hat man auch in Sepang sehr gut gesehen, als er einen Sturz vermeiden konnte, weil er gespürt hat, dass es kommen wird. Cal und Dovi haben das nicht gespürt und sind deshalb gestürzt. Das ist seine besondere Fähigkeit, die Jorge momentan zum Stärksten macht."

In der kommenden Saison wird Lorenzo einer der großen Favoriten sein. Ungewiss ist, ob Rossi bei Yamaha an alte Erfolge anknüpfen kann. Die größte Gefahr für Lorenzo dürfte Pedrosa darstellen, der 2012 immerhin ein Rennen mehr gewinnen konnte als der Weltmeister. Technisch liegt Honda derzeit knapp vorne. "Wir haben genug Leistung, aber Honda hat ein Getriebe, das ihnen Vorteile beim Beschleunigen besonders in Schräglage gibt, weil es keinen Schalt-Schock austeilt. Da müssen wir aufholen", fordert Zeelenberg.

Der Yamaha-Teammanager hofft, dass Rossi als Nummer zwei Lorenzo zu noch stärkeren Leistungen antreiben kann: "Es ist auf alle Fälle gut, einen starken Teamkollegen zu haben, denn erst dann weiß man, wo man steht. Wenn an einem Tag, an dem du nicht gut drauf bist, der Typ nebenan das Bike auf die Pole stellt, dann gibt das noch mehr Ansporn."