• 30.06.2015 16:02

Warum Marquez in Assen auf den harten Vorderreifen setzte

Die Bridgestone-Analyse von Assen: Warum Marc Marquez als einziger Fahrer den härteren Vorderreifen gewählt hat und warum Jorge Lorenzo Probleme hatte

(Motorsport-Total.com) - In der MotoGP-Saison 2015, der letzten für Bridgestone als Reifenausstatter, purzeln auf vielen Strecken die Rundenrekorde. So auch in Assen. Valentino Rossi stellte im Qualifying einen neuen absoluten Bestwert auf dem 4,5 Kilometer langen Kurs in den Niederlanden auf. Marc Marquez markierte im Rennen einen neuen Rundenrekord. Die Renndistanz von 26 Runden (118 Kilometer) wurde um mehr als 20 Sekunden schneller absolviert als die bisherige Bestmarke.

Titel-Bild zur News: Marc Marquez

Im Gegensatz zu Rossi setzte Marc Marquez auf den härteren Vorderreifen Zoom

Im Rennen setzte nur Marc Marquez auf den härteren Vorderreifen. Suzuki entschied sich sich für den weicheren Hinterreifen. Auch die Open-Fahrer wählten geschlossen die Mischung soft (zur Reifenliste). Bridgestone Chefingenieur Masao Azuma gibt technische Auskunft über die Dutch TT und erklärt, welche Auswirkungen die überhöhten Kurven auf den Hinterreifen haben. Das sorgte für die Probleme bei Jorge Lorenzo.

Frage: "In Assen wurden viele Rekorde gebrochen. Wie bewertest du das Rennwochenende aus Bridgestone-Sicht?"
Masao Azuma: "Es war ein positives Wochenende für uns. Nicht nur wegen der gezeigten Pace der Fahrer, sondern es gab auch wenig Zwischenfälle. Unser Reifenkontingent hat für alle sehr gut funktioniert. In Assen ist es wichtig, dass die Hinterreifen für hohe Temperaturen und Belastungen ausgelegt sind. Trotzdem müssen sie genug Grip bieten und Konstant arbeiten. Ich denke, das haben wir geschafft."

"In Assen kann es zwischen dem Vormittag und dem Nachmittag große Temperaturunterschiede geben. Wir hatten genug Vorderreifen dabei, damit die Fahrer auf diese Änderungen reagieren konnten. Es wurden Rekorde gebrochen, obwohl Assen für die Reifen eine Herausforderung ist. Deshalb bin ich mit unserer Performance zufrieden."

Frage: "Mit Marc Marquez hat sich nur ein Fahrer im Rennen für den härteren Vorderreifen entschieden. War es eine Überraschung, dass nicht mehrere Fahrer medium ausgewählt haben?"
Azuma: "Ich war nicht überrascht, dass nicht mehrere Fahrer auf diesen Reifen gesetzt haben. Traditionell bevorzugen die Fahrer in Assen weichere Vorderreifen, denn sie wollen in den Kurven so viel Grip wie möglich haben. Erst in den vergangenen Jahren bieten wir den Medium-Reifen an."


Fotostrecke: GP Assen, Highlights 2015

"Am Freitag war Marc einer von zwei Fahrern, die diesen Reifen testeten. Er meinte, dass ihm dieser Reifen in der Bremsphase eine bessere Stabilität ermöglicht, ohne die Leistung in den Kurven zu negativ zu beeinflussen. Im Warmup war er mit diesem Reifen sehr schnell. Obwohl die Temperaturen im Rennen etwas niedriger als im vierten Freien Training waren, war es die beste Option für ihn."

"Die Open-Fahrer haben den weichsten Hinterreifen gewählt. Diese Mischung bietet nicht die gleiche Bremsstabilität, aber bietet in den Kurven mehr Grip und kommt schneller auf Temperatur."

Frage: "Da es in Assen einige schnelle Passagen gibt, wird der Hinterreifen stark beansprucht. Müssen deshalb die Hinterreifen für diese Strecke speziell entwickelt werden?"
Azuma: "Assen nimmt die Reifen hart ran, weil es schnelle Kurven gibt. Außerdem sind einige der schnelleren Passagen leicht überhöht. Wir müssen auch sichergehen, dass die Reifen viel Grip bieten. Die Kurvenüberhöhung verstärkt die Belastung bei den Hinterreifen signifikant. Deshalb braucht es eine spezielle Entwicklung für diesen Kurs, um die Sicherheit für die Fahrer zu gewährleisten."


MotoGP in Assen

"Bei vielen Strecken verwenden wir beim Hinterreifen eine spezielle Konstruktion, damit es mehr Grip in Schräglage gibt. In Assen können wir diese Spezifikation aber nicht verwenden. Stattdessen verwenden wir Mischungen, die die beste Balance zwischen Grip, Haltbarkeit und Hitzebeständigkeit aufweisen. Wir haben nicht nur Rundenrekorde gesehen, sondern es gab keinen abnormalen Reifenverschleiß. Unser Reifenkontingent hat zu den unterschiedlichen Bedingungen gepasst."