Sechs MotoGP-Hersteller: Bluten die Satellitenteams aus?

Die neuen Hersteller könnten den Satellitenteams das Leben in den kommenden Jahren richtig schwer machen - Talente werden kaum noch zu bekommen sein

(Motorsport-Total.com) - Mit dem Einstieg von KTM werden 2017 ganze sechs Hersteller in der MotoGP mit einem eigenen Werksteam antreten. Die Österreicher wandeln auf den Spuren von Yamaha, Honda, Ducati, Suzuki und Aprilia. Das war vor einigen Jahren noch anders, als es an der Spitze lediglich Ducati und die beiden japanischen Schwergewichte Yamaha und Honda gab. 2017 werden es doppelt so viele Hersteller sein. Dadurch ergeben sich auch auf dem Fahrermarkt völlig neue Konstellationen für die Teams.

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"Ich denke, dass es sehr, sehr positiv ist, dass es mehr Hersteller gibt. Ich glaube, dass die Fahrer und die Fans davon profitieren werden. Die Show wird sich verbessern, und es gibt mehr Marken und Teams, die man unterstützen kann", erklärt Yamaha-Teamchef Lin Jarvis. Allerdings ist er sich auch bewusst: "Insgesamt wird dadurch der Preis für einen Fahrer steigen."

"Wenn du in der Vergangenheit (als Fahrer; Anm. d. Red.) einen Werksvertrag haben wolltest, dann gab es nur sechs mögliche Plätze - jetzt sind es zwölf", spielt er auf die MotoGP-Neulinge beziehungsweise Rückkehrer Suzuki, Aprilia und KTM an. "Den Preis eines Topfahrers wird es vielleicht gar nicht so sehr beeinflussen, aber für die Satellitenteams wird es sehr hart werden, ein junges Talent zu verpflichten und zu halten", glaubt Jarvis.

"Das wird sehr schwierig werden, denn logischerweise haben die Werke mehr Geld als die Satellitenteams. Es wird jetzt zwölf Piloten geben, die einen Werksvertrag bekommen können. Das ist schon eine Veränderung. Aber ich denke, dass die Topfahrer sich weiterhin zwischen den Teams bewegen werden, die gewinnen können - und davon wird es nur zwei oder drei geben. Daran wird sich nichts ändern", vermutet Jarvis.


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Trotzdem ist Jarvis' Argumentation schlüssig. So stieg Maverick Vinales 2015 beispielsweise direkt mit dem Suzuki-Werksteam in die MotoGP auf. Einige Jahre zuvor wäre es deutlich schwieriger geworden, gleich im ersten Jahr in der Königsklasse einen Werksvertrag zu bekommen. Stefan Bradl wählte als amtierender Moto2-Champion 2012 zum Beispiel noch ein anderen Weg. Sein erster Arbeitgeber in der MotoGP war Honda-Satellitenteam LCR.

Heutzutage wird es für Satellitenteams wie LCR immer schwieriger, talentierte Nachwuchspiloten zu verpflichten. Honda-Teammanger Livio Suppo glaubt allerdings, dass es auch für die Werke schwieriger werden wird. Schließlich hat man nun noch mehr Konkurrenten, wenn es darum geht, einen der Topfahrer unter Vertrag zu nehmen. Ein Indiz könnte hier der Wechsel von Jorge Lorenzo zu Ducati sein.


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"Es wird ganz sicher schwieriger werden", grübelt Suppo und erklärt: "Aber das ist natürlich auch gut für den Sport. In diesem Jahr haben neun verschiedene Piloten und vier verschiedene Hersteller gewonnen. Das ist etwas Besonderes, und ich denke, dass es momentan ein großer Pluspunkt der MotoGP ist. Wenn das bedeutet, dass die Fahrer häufiger wechseln, dann ist das zwar ein Problem für uns, aber es ist gut für den Sport."