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Yamaha überzeugt, dass Lorenzo-Wechsel eine Ablenkung war

Ungewohnt früh fielen auf dem Fahrermarkt die Würfel für die MotoGP-Saison 2017 - Yamaha-Teamchef Lin Jarvis glaubt, dass das Lorenzos Leistung beeinflusst hat

(Motorsport-Total.com) - Das MotoGP-Fahrerkarussell für die Saison 2017 nahm früh an Fahrt auf. KTM meldete schon vor dem ersten Rennen die Verpflichtung von Bradley Smith und auch Valentino Rossi unterschrieb beim Saisonauftakt in Katar seinen Yamaha-Vertrag. Anschließend dauerte es nur wenige Wochen, bis die weiteren Würfel gefallen waren. Jorge Lorenzo entschied sich für Ducati und Yamaha konnte Maverick Vinales von Suzuki weglocken.

Titel-Bild zur News: Lin Jarvis

Yamaha-Teammanager Lin Jarvis zieht im Hintergrund die Fäden Zoom

In den Werksteams werden im nächsten Jahr nur vier Fahrer (Rossi, Marquez, Pedrosa, Dovizioso) auf den gleichen Motorrädern wie 2016 sitzen, der Rest steht vor einer neuen Herausforderung. "Ich glaube, dass dieser frühe Fahrermarkt alle dazu gezwungen hat, eine Entscheidung basierend auf der Saison 2015 zu treffen", meint Suzuki-Teammanager Davide Brivio. "Ungefähr im Mai hatten sich alle entschieden, da war nicht einmal ein Drittel der Saison vorbei."

Es stellt sich die Frage, ob das frühe Transferkarussell Auswirkungen auf die Leistungen der Fahrer hatte. Vor allem Lorenzo zeigte mehrere durchwachsene Rennen. Yamaha-Teammanager Lin Jarvis meint dazu: "Es ist schwierig zu sagen, welche Auswirkungen Jorges frühe Entscheidung für den Wechsel gehabt hat. Es ist ohne Zweifel eine Ablenkung. Vielleicht ist man noch zu 95 Prozent auf seinen Job konzentriert, aber dann denken schon fünf Prozent an die Zukunft. Ich kann nicht sagen, welchen Einfluss das auf ihn hatte."

Aber auch für ein Werksteam ist das keine einfache Situation, denn ab welchem Zeitpunkt verweigert man dem scheidenden Fahrer neue Entwicklungen? "Für ein Team ist eine Saison einfacher zu managen, wenn man weiß, dass deine Fahrer auch in Zukunft bleiben", betont Jarvis. "Für den Fahrer ist das wahrscheinlich genauso. Wenn es keine Ablenkung gibt, ist es normalerweise nützlich. Um auf diesem Level gewinnen zu können, braucht man den kompletten Fokus."


Fotostrecke: Das MotoGP-Fahrerfeld 2017

Suzuki: Davide Brivio stand vor neuer Situation

Die Entscheidung von Lorenzo hatte auch direkte Auswirkungen auf Suzuki, wo man schließlich Vinales an Yamaha verlor. "Ich kann das verstehen", verliert Brivio kein böses Wort über den Spanier. "Wir haben zu diesem Zeitpunkt etwas darunter gelitten, weil es noch zu früh war, um das Potenzial unserer Maschine zu demonstrieren. Es war der Beginn unserer zweiten Saison." Der Sieg in Silverstone kam erst, als Vinales schon lange seine Unterschrift bei Yamaha gesetzt hatte.

"Wir wollten eigentlich Stabilität im Team haben und mit Maverick und Aleix (Espargaro; Anm. d. Red.) weitermachen", betont Brivio. Aber es kam alles anders: "Dann hat sich Maverick zum Wechsel entschieden und wir mussten dann auch Entscheidungen treffen. Wir wählten eine neue Herausforderung. Außerdem mussten wir kreativ sein, um die starken Teams herauszufordern. Iannone zu verpflichten, war eine fantastische Chance für uns. Wir schätzen ihn als Topfahrer ein, der Rennen gewinnen kann, wenn wir ihm ein gutes Bike zur Verfügung stellen." Mit Alex Rins holte Suzuki ein Talent aus der Moto2-Klasse.

Davide Brivio

Davide Brivio wollte eigentlich mit Vinales und Espargaro weitermachen Zoom

Ducati: Trennung von Iannone schwierig

Auslöser der frühen Transferphase war Ducati. Paolo Ciabatti und Co. konnten erfolgreich Lorenzo ins Boot locken. "Manchmal ergeben sich Möglichkeiten, die man ergreifen muss. In unserem Fall sahen wir die Chance, Jorge zu verpflichten. Wir konnten auch nicht zu lange warten", sagt der Ducati-Teammanager. "Dann mussten wir uns entscheiden, wer 2017/18 sein Teamkollege sein wird. Das war keine einfache Entscheidung, beide Andreas sind seit 2013 bei uns. Es waren schwierige Zeiten und beide haben dazu beigetragen, dass wir ein konkurrenzfähiges Motorrad haben."

Schließlich musste Iannone gehen, der dann später den wichtigen Sieg in Österreich holte. "Man muss im Leben manchmal schwierige Entscheidungen treffen", sagt Ciabatti zu dieser Situation. "Und ich denke, Andrea und Jorge sind ein sehr gutes Team. Natürlich ist es schade, dass Iannone unser Team verlässt. Er hat uns den ersten Sieg seit 2010 gebracht, er ist ein schneller Fahrer und wird bei Suzuki einer unserer stärksten Gegner sein. Aber so ist das Leben, man muss das akzeptieren."

Paolo Ciabatti

Paolo Ciabatti fädelte für Ducati den Mega-Deal mit Jorge Lorenzo ein Zoom

Das Honda-Team konnte sich während der Transferperiode entspannt zurücklehnen, wie sich Livio Suppo erinnert: "Für uns war es etwas anders, weil Marc bei Honda bleiben wollte. Das ist für uns natürlich eine glückliche Situation, weil Marc etwas Besonderes ist. Auch Dani war am Ende eine logische Entscheidung. Er ist schon lange bei uns und wir pflegen ein gutes Verhältnis. Wir wissen auch wie schwierig es sein kann, wenn die Fahrer keine guten Freunde sind. Für uns ist es gut, mit diesen beiden Fahrern weiterzumachen. Im Prinzip verändern sich auch in den Kundenteams die Fahrer nicht. Das ist gut für uns."

So wie Suzuki (und Neueinsteiger KTM) geht auch Aprilia mit zwei neuen Fahrern in die kommende Saison. Dass man Stefan Bradl und Alvaro Bautista gegen Aleix Espargaro und Sam Lowes austauschte, konnten nicht alle im Fahrerlager nachvollziehen. Trotzdem ist Teamchef Romano Albesiano sicher, die richtige Wahl getroffen zu haben: "Für die Zukunft haben wir mit Aleix einen sehr schnellen Fahrer, den wir von früher gut kennen. Als sich diese Möglichkeit ergab, haben wir rasch zugeschlagen. Dazu ist Sam ein junger Fahrer. Unsere Erwartungen für das nächste Jahr sind groß, auch das Motorrad sollte sich deutlich verbessern."