• 19.06.2015 13:09

  • von Sebastian Fränzschky & David Emmett

Pol Espargaro: Kein Spaß, kein Appetit, kein Schlaf

Bei Ex-Moto2-Champion Pol Espargaro macht sich Frustration breit: Der Fahrstil des Spaniers harmoniert nicht mit der Yamaha, die Freude am Fahren fehlt

(Motorsport-Total.com) - Tech-3-Yamaha-Pilot Pol Espargaro zählt bisher zu den größten Enttäuschungen der Saison. Yamaha, Tech-3-Teamchef Herve Poncharal und Espargaros Fans erwarteten 2015 vom Spanier eine deutliche Steigerung. Doch die blieb bisher aus. Aktuell ist der Moto2-Weltmeister der Saison 2013 nur Neunter der Fahrerwertung und steht im Schatten von Teamkollege Bradley Smith.

Titel-Bild zur News: Pol Espargaro

Pol Espargaro und die Yamaha M1 bilden keine harmonische Verbindung Zoom

Am vergangenen Rennwochenende musste Espargaro vor heimischen Fans eine weitere Enttäuschung verdauen. Im Rennen stürzte der Yamaha-Pilot: "Ich bin in dieser Kurve noch nie gestürzt. Es ist eine seltsame Stelle für einen Sturz. Es ist schade, beim Heimrennen vor den Fans zu stürzen, nachdem ich einen tollen Start hatte", bedauert der sympathische Spanier.

"Normalerweise habe ich immer gute Laune, doch momentan fällt es mir schwer, gut gelaunt zu sein", bemerkt Espargaro, der nach den Ursachen für den Sturz sucht. "Ich gewann hier in der Moto2 und zeigte bei den 125ern gute Rennen. Bis auf die Kollision mit Marc stürzte ich hier nie im Rennen. Es ist enttäuschend, das Rennen so zu beenden", betont der Tech-3-Pilot.

Keine Freude am Fahren

"Ich hatte das gesamte Wochenende keine Haftung. Das Motorrad ließ sich schlecht in die Kurven steuern. Das war in Mugello ähnlich. Das Motorrad schiebt am Kurvenausgang nach außen. Ich muss sehr stark drücken, um das Motorrad auf Kurs zu halten", beschreibt Espargaro die Probleme mit der Tech-3-Yamaha. Bereits im vergangenen Jahr erkannte er, dass die Charakteristik der M1 nicht zum aggressiven Fahrstil passt, mit dem er in der Moto2 sehr erfolgreich war.

"Ich fahre nicht so aggressiv wie gewohnt. Ich kann nicht so fahren, wie ich mir es wünsche. Ich spüre, dass ich langsam bin und weiß, dass ich schneller fahren kann. Ich weiß nicht, was ich sagen soll", grübelt Espargaro. "Nach den Rennen hat meine Crew immer irgendwelche Ideen, wie man die Probleme lösen kann. Doch wir müssen vorher Lösungen entwickeln."

Pol Espargaro

Frustrierter Pol Espargaro: "Ich bin nicht der Pol, der ich sonst bin" Zoom

Von Yamaha erhält Espargaro Rückendeckung: "Sie helfen mir bereits. Wir haben Meetings, in denen wir uns unterhalten. Sicher habe ich keine Werksmaschine und muss mich mehr an das Motorrad gewöhnen als umgedreht. Manchmal ist das problematisch, weil ich einen anderen Fahrstil habe. Das führt zu Problemen, doch sie unterstützen mich. Yamaha vertraut mir und glaubt an mich. Ich muss ihnen danken."

"Ich möchte aber endlich Ergebnisse erzielen - nicht für Yamaha sondern für mich. Ich muss wieder den Spaß am Fahren zurückfinden. Momentan habe ich keinen Spaß. Zudem kann ich nicht gut schlafen. Mir schmeckt das Essen nicht. Ich bin nicht der Pol, der ich sonst bin", stellt der Spanier klar. Die Ergebnisse der ehemaligen Gegner sorgen für noch mehr Frust. Andrea Iannone und Marc Marquez sind Espargaros Orientierung.


Fotos: Pol Espargaro, MotoGP in Barcelona


Vergleich mit Iannone und Marquez

"Mit allem Respekt für Iannone, aber ich bin überzeugt, schneller zu sein als er", so Espargaro. "Ich besiegte ihn in der Moto2, ich besiegte ihn bei den 125ern, ich besiegte ihn immer. Doch momentan zieht er vorbei und fährt mir davon. Das ist nicht normal. Ich sollte mit ihm kämpfen können. Die Yamaha-Werksfahrer sind sehr schnell. Ich weiß nicht, ob es an den Fahrern oder am Motorrad liegt. Ich fuhr nie mit Jorge oder Vale. Ich kann also nicht beurteilen, ob sie stärker sind als ich."

"Iannone und Marc kenne ich aber ziemlich gut. Es ist nicht normal, dass sie uns in den Rennen so viel Zeit abnehmen", ärgert sich Espargaro. "Ich würde nicht behaupten, dass ich schneller bin als sie, doch in der Moto2 und bei den 125ern konnte ich sie herausfordern. Jetzt bin ich chancenlos, weil ich mich nicht an die Yamaha gewöhnen kann. Ich bin in dieser Saison einfach nicht schnell genug. Ich bin etwas verloren." Ein Test der Yamaha-Werksmaschine ist momentan nicht geplant: "Das wird nicht passieren", so Espargaro.