• 02.06.2015 12:37

  • von Markus Lüttgens & David Emmett

8 Stunden von Suzuka: Faszination mit Stressfaktor

Was die MotoGP-Piloten an einem Start bei den 8 Stunden von Suzuka reizt und warum nicht alle der Versuchung des Langstreckenklassikers erliegen

(Motorsport-Total.com) - Was die 24 Stunden von Le Mans im Automobilsport sind, ist im Motorradsport das 8-Stunden-Rennen von Suzuka: der Langstrecken-Klassiker und Saisonhöhepunkt schlechthin. Während dort in den früheren Jahren regelmäßig MotoGP-Piloten an den Start gegangen waren, überließen sie in jüngerer Vergangenheit überwiegend Startern aus der Superbike-Szene das Feld. Doch in diesem Jahr werden mit Pol Espargaro und Bradley Smith wieder zwei aktive MotoGP-Fahrer an den 8 Stunden von Suzuka teilnehmen.

Titel-Bild zur News: Suzuka

Die 8 Stunden von Suzuka locken 2015 prominente Starter an Zoom

Die beiden Tech-3-Piloten werden dort zusammen mit dem Japaner Katsuyuki Nakasuga auf einer neuen R1 für das offizielle Werksteam antreten. Und beide freuen sich auf diese neue Herausforderung. "Das wollte ich schon immer einmal machen", sagt Smith am Rande des Grand Prix Italien. "Seit ich für Yamaha fahre, habe ich immer wieder nachgefragt. Es hieß immer: Du stehst auf unsere Liste, wir lassen es dich wissen, wenn wir es ernsthaft in Erwägung ziehen."

Und das war in diesem Jahr soweit. Anlässlich des 60-jährigen Firmenjubiläums schickt Yamaha erstmals seit 2002 wieder ein Werksteam ins Rennen und griff dabei auf die beiden Fahrer des MotoGP-Satellitenteams Tech 3 zurück. "Das wird eine neue Erfahrung: Neues Motorrad, neues Team, neue Teamkollegen", sagt Espargaro. "In der Vergangenheit sind dort viele große Fahrer gefahren. Ich möchte Teil dieser Geschichte werden."

Renn- und Reisestress statt Urlaub

Während sein Teamkollege Smith nach der Anfrage von Yamaha nicht lange überlegen musste, zögerte Espargaro mit seiner Zusage. Und das aus gleich zwei Gründen. "Es findet während der Sommerpause statt. Es ist zwar gut, wenn man im Saft bleibt, aber man muss auch entspannen und braucht Urlaub", so der Spanier. Durch das Rennen, welches vom 23. bis 26. Juli stattfindet, bleibt von der Sommerpause der MotoGP, die vom 12. Juli bis 6. August dauert, für die beiden Suzuka-Starter nicht mehr viel übrig.

Außerdem war Pol Espargaro, ganz im Gegensatz zu seinem älteren Bruder Aleix, bisher kein großer Fan von Langstreckenrennen. "Mein Bruder hat mich schon einmal gefragt, ob wir nicht zusammen ein Langstreckenrennen fahren sollen", verrät Pol Espargaro. "Ich habe aber immer nein gesagt, denn eigentlich mag ich 40-Minuten-Rennen lieber." Doch letztlich warf er diese Bedenken über Bord und sagte zu. "Ich will das für Yamaha, für mich und für meine Zukunft machen", so Pol Espargaro. "Das ist eine Chance, die sich vielleicht nur einmal im Leben bietet."


8 Stunden von Suzuka

Die allerdings auch den Familienfrieden im Hause Espargaro auf die Probe stellte. "Er träumt schon lange davon, dieses Rennen zu fahren. Als ich im erzählt habe, dass ich dort fahren werde, war er richtig neidisch", sagt berichtet Pol Espargaro über die Reaktion seines Bruders Aleix. "Jetzt würde er gerne mit Suzuki gegen mich fahren."

Rossi und Crutchlow schwärmen von Suzuka

Doch daraus wird nichts, auch weil viele Teams den Fahrern den zusätzlichen Reisestress ersparen wollen. "Nach dem Rennen in Assen findet der erste Test statt. Ein weiterer wird dann nach dem Rennen am Sachsenring folgen", erklärt Smith. Somit reisen er und Espargaro innerhalb eines Monats drei Mal nach Japan und zurück.

Aus eben diesem Grund sah Yamaha auch von einem Einsatz der beiden Werksfahrer Valentino Rossi und Jorge Lorenzo ab, der intern angedacht worden war. Doch beide sollen sich auf den Kampf um den MotoGP-Titel konzentrieren. Der zusätzliche Stress schreckt auch andere MotoGP-Piloten von einem Start in Suzuka ab. "Ich würde gerne noch einmal dort fahren, aber nicht so lange ich in der MotoGP bin", sagt Cal Crutchlow. "Dafür ist der Terminplan zu eng."

Casey Stoner

Casey Stoner steigt in Suzuka wieder aufs Rennmotorrad Zoom

Auch Rossi denkt noch heute gerne an die 8 Stunden von Suzuka zurück, die er 2001 zusammen mit Colin Edwards gewonnen hat. "Es ist ein fantastisches Rennen und eine wunderbare Erfahrung für jeden Fahrer", so Rossi. "Es ist ein besonderes Rennen und man braucht Erfahrung. Vielleicht wird Yamaha im ersten Jahr nur Erfahrungen sammeln, weil es lange her ist, seit sie dort angetreten sind."

Hauptrivalen von Yamaha: Honda und Casey Stoner

Neue Erfahrungen sammeln werden dort auch Smith und Espargaro, denn das 8-Stunden-Rennen von Suzuka unterscheidet sich in einige Punkten erheblich von den Sprints der MotoGP. "Das Fahren im Verkehr ist der Schlüssel", weiß Crutchlow. "Es gibt dort Fahrer, die pro Runde 40 Sekunden oder eine Minute langsamer sind. Es kommt darauf an, ruhig zu bleiben."

Dennoch zeigt sich Espargaro zuversichtlich. "Das Motorrad sieht gut aus, meine Teamkollegen sind schnell und das Team bereit", sagt er. Allerdings weiß er auch um die starke Konkurrenz. Denn bei den 8 Stunden von Suzuka feiert der zweimalige MotoGP-Champion Casey Stoner ein Renncomeback. "Das Honda-Team mit Stoner und van der Mark wird ein harter Gegner sein", erwartet Espargaro.