Edwards beklagt Mangel an nachrückenden US-Piloten

Colin Edwards will dem rückläufigen Trend der Nachwuchsförderung in den USA Einhalt gebieten und wundert sich über die steigende Anzahl US-Rennen im Kalender

(Motorsport-Total.com) - Nachdem die Königsklasse des Zweiradsports in den Jahren 1995 bis 2004 einen großen Bogen um die Vereinigten Staaten machte, kehrte das "Land der unbegrenzten Möglichkeiten" in der Saison 2005 in Form des US-Grand-Prix in Laguna Seca zurück auf die MotoGP-Landkarte. Auf der kalifornischen Berg- und Talbahn wurde bereits zu Zeiten der 500er-Klasse gefahren. Nach 1994 verschwand die Piste jedoch für zehn Jahre aus dem Kalender.

Titel-Bild zur News: Colin Edwards

Routinier Colin Edwards ist der MotoGP-Status im eigenen Land ein Rätsel

Im Jahr 2008 gab es dann erstmals ein MotoGP-Rennen auf dem Infield-Kurs des Indianapolis Motor Speedway, wo seither alljährlich das zweite USA-Gastspiel der Königsklasse stattfindet. Mit dem geplanten Auftritt auf dem Circuit of The Americas in Austin kommt künftig möglicherweise ein drittes US-Rennen hinzu. Schon in der kommenden Saison könnten die MotoGP-Stars auf dem von Hermann Tilke erdachten Kurs im Herzen von Texas ihre Runden drehen.

"Texas Tornado" Colin Edwards würde dies natürlich begrüßen, stellt sich aber die Frage, wo die Gründe für den US-Aufschwung der MotoGP-WM während der zurückliegenden Jahre liegen. "Es ist großartig. Erschreckend finde ich aber, dass wir meiner Meinung nicht mehr Motorräder verkaufen als vor zehn oder 15 Jahren. Verkaufen wir überhaupt welche?", so der Forward-Pilot im Vorfeld des Indianapolis-Grand-Prix fragend.

Kaum Nachwuchs aus den USA

Edwards ist gegenwärtig einer von drei US-Boys in der Königsklasse und plant, seinen Helm so schnell nicht an den Nagel zu hängen. Nicky Hayden bleibt der Szene durch seine Vertragsverlängerung im Ducati-Werksteam für mindestens ein weiteres Jahr erhalten. Hingegen wird Ben Spies die MotoGP-WM nach seinem selbst verkündeten Abschied aus dem Yamaha-Werksteam aller Voraussicht nach in Richtung der Superbike-Weltmeisterschaft und der dort antretenden BMW-Truppe verlassen.

USA-Flagge

Dem Trend nach mehr US-Rennen steht ein Rückgang im Starterfeld gegenüber Zoom

Hinsichtlich nachrückender US-Piloten sieht es düster aus. Das weiß auch Edwards. "Gebt mir zehn Jahre. Ich bin gerade dabei, meinen Sohn anzulernen", so der 38-jährige Routinier. Anlässlich seines Promi-Auflaufs im "Texas Tornado Boot Camp" an diesem Wochenende unterhielt sich der US-Amerikaner unter anderem mit Jorge Lorenzo über das Thema Nachwuchsförderung in Spanien und stellt gravierende Unterschiede fest.

Tiger-Woods-Methode in Spanien

"Dort fahren schon Fünf- oder Sechsjährige auf Pocket-Bikes den ganzen Tag im Kreis. Es ist diese Tiger-Woods-Methode, die sie auf ein Motorrad steigen lässt, sobald sie laufen können", sagt Edwards und fügt hinzu: "Ich habe damals auch so angefangen, bin mir aber nicht sicher, ob die Kids hierzulande auch heutzutage schon im derart jungen Alter eine Chance bekommen." Um diesem Trend entgegenzuwirken, unterhält Edwards selbst seit Frühjahr 2011 sein eigenes Trainingslager in Houston. In Spanien leitet unter anderem Lorenzos Vater eines der angesprochenen Nachwuchsprogramme.

Während Spanien neben Lorenzo derzeit fünf weitere Piloten (Dani Pedrosa, Alvaro Bautista, Hector Barbera, Aleix Espargaro, Ivan Silva) im MotoGP-Starterfeld stellt und in Person von Marc Marquez bereits der nächste hochkarätige Vertreter das Landes einen Vertrag für 2013 in der Tasche hat, werden Edwards und Hayden die US-Flagge im kommenden Jahr aller Voraussicht nach allein hochhalten müssen.