Bradl kann zwischen Yamaha- und Forward-Chassis wählen

Forward-Chef Giovanni Cuzari stellt Stefan Bradl frei, welches Chassis er in der Saison 2015 verwendet und erklärt, warum er einen Einjahres-Vertrag anstrebte

(Motorsport-Total.com) - In der Sommerpause einigten sich Stefan Bradl und Forward-Chef Giovanni Cuzari, ab der kommenden Saison zusammenzuarbeiten. Nach drei Jahren im Honda-Satellitenteam von Lucio Cecchinello entschied sich Bradl dazu, eine neue Herausforderung anzunehmen und zum momentan führenden Open-Team zu wechseln. Viel Bedenkzeit nahm sich der einzige deutsche MotoGP-Pilot nicht. Nachdem ihm klar war, dass er bei LCR nur der Notnagel ist, schaute er sich um und wurde sich mit Cuzari schnell einig.

Titel-Bild zur News: Aleix Espargaro

Forward experimentierte in der laufenden Saison mit einem eigenen Chassis Zoom

"Meiner Meinung nach ist Stefan ein starker Fahrer. Ich denke, dass er mit unserem Motorrad auf jeden Fall in den Top 10 landet, wie es jetzt mit Aleix Espargaro der Fall ist", bemerkt Cuzari im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com' und bringt seinem zukünftigen Fahrer damit sehr viel Vertrauen entgegen. Die Arbeitsweise von Bradl begeister den Forward-Teamchef: "Ich habe Stefan erst drei Mal getroffen und kann nicht besonders viel über ihn sagen. Ich mag seinen Stil. Er ist nett und ernsthaft. Das mag ich."

Bei HRC ist der Deutsche in Ungnade gefallen, weil er in zweieinhalb Jahren nur ein Top-3-Ergebnis erreichte. Shuhei Nakamoto und Livio Suppo kritisierten den ehemaligen Moto2-Weltmeister öffentlich. "Fahrer müssen motiviert werden. Stefan benötigt eine neue Motivation, denke ich", schildert Cuzari. "Er hat nach drei Jahren mit Honda die beste Entscheidung getroffen, sich ein anderes Team zu suchen. Ich kann mich glücklich schätzen, dass er bei mir unterschrieben hat."

Cuzari: Verträge sind nichts mehr wert

Dass Bradl nur für ein Jahr unterschrieben hat, möchte Cuzuri nicht überbewerten und begründet diese Entscheidung: "Das ist sehr einfach. In den beiden vergangenen Jahren habe ich gelernt, dass Verträge nichts wert sind. Niemand hält sich an irgendwas", schimpft er. "Man muss sich nur die momentane Situation anschauen. Ich habe mit Aleix einen Zweijahres-Vertrag vereinbart. Doch er wird zu Suzuki wechseln."

"Ich kann nichts dagegen machen. Natürlich könnte ich ihn aufhalten, aber warum soll ich um ein Jahr kämpfen? Ich bevorzuge es, Einjahres-Verträge abzuschließen und dann während der Saison ein zweites Jahr zu vereinbaren, wenn alles stimmt und der Fahrer glücklich ist", erklärt der Forward-Teamchef, der Bradl freistellt, ob er mit dem Yamaha-Chassis oder der Forward-Eigenkreation an den Start gehen möchte. Seitdem klar wurde, dass Honda den Production-Racer für die kommende Saison gründlich modifizieren wird, willigte Yamaha ein, auch in der kommenden Saison komplette Motorräder zu liefern.

Stefan Bradl

Ex-Moto2-Champion Stefan Bradl war bei Honda nicht mehr willkommen Zoom

"Stefan kann sich aussuchen, was er am liebsten möchte. Er sollte unser Chassis probieren. Wenn er ein gutes Gefühl damit hat, kann er es natürlich verwenden. Wir garantieren ihm aber auch, das komplette Yamaha-Paket zu nutzen, das aus dem Motor, dem Rahmen und der Schwinge besteht", bestätigt Cuzari auf Nachfrage von 'Motorsport-Total.com'. Gespannt sein darf man, wie konkurrenzfähig der Moto2-Weltmeister der Saison 2011 mit der Open-Yamaha sein wird.

Team kümmert sich um Sponsoren

Das Paket erwies sich in der laufenden Saison als konkurrenzfähig. Aleix Espargaro konnte die Factory-Piloten mehrfach herausfordern, auch wenn er auf den Geraden meist einige Meter auf die führenden Fahrer verlor, obwohl er den gleichen Motor verwendet wie die Yamaha-Factory-Piloten "Die Factory-Piloten verwenden ihre eigene Software. Wir verwenden die Magneti-Marelli-Software. Zwischen beiden Varianten gibt es einen Unterschied. Zudem fehlt uns das Seamless-Getriebe. Es gibt also ein paar Dinge, die uns fehlen", begründet Cuzari.

Deutsche Sponsoren waren bei LCR Mangelware. Forward-Chef Cuzari interessiert sich für den deutschen Markt, nimmt Bradl aber den Druck, potenzielle Geldgeber mitzubringen. "Der Fahrer muss sich auf seine Arbeit konzentrieren und das Team um den Rest. Wir haben Mitarbeiter, die sich um die Sponsoren-Akquise kümmern. Von Stefan erwarten wir gute Leistungen, damit wir für Sponsoren attraktiver werden", stellt er klar.