Bradl: "Konnte nicht ewig auf Lucios Entscheidung warten"

Vor dem Rennwochenende in Indianapolis spricht Stefan Bradl über seine hektische Sommerpause und die Aussichten für die kommende Saison mit Forward

(Motorsport-Total.com) - Nach den schlechten Ergebnissen in Assen und am Sachsenring war bereits zum Beginn der Sommerpause klar, dass Stefan Bradl um seine Zukunft bei LCR-Honda kämpfen muss. Nach den ersten neun Saisonrennen belegt der Deutsche nur Platz neun in der Fahrerwertung - zu wenig für die Entscheidungsträger bei HRC, die Bradl bereits nach zweieinhalb Jahren auf das Abstellgleis stellten.

Titel-Bild zur News: Stefan Bradl

Stefan Bradl: "Das Forward-Team hat sich sehr stark für mich interessiert" Zoom

In der Sommerpause gab es Gerüchte um mögliche Nachfolger bei LCR. Durch die fehlende Unterstützung von Honda fühlte sich Bradl als Notnagel und schaute sich bei den anderen Teams um. Forward-Chef Giovanni Cuzari machte kein Geheimnis daraus, dass Bradl zu seinen Wunschkandidaten gehört. Durch Aleix Espargaros anstehenden Transfer zu Suzuki und das Karriereende von Colin Edwards musste Cuzari für 2015 zwei neue Piloten verpflichten und entschied sich für Bradl, der dankend annahm.

In Indy hat Bradl nun erstmals die Chance, offen über den stressigen Sommer zu sprechen. "Ehrlich gesagt hatte ich ziemlich wenig Urlaub, weil es nach dem Sachsenring heiß herging mit den Vertragsverhandlungen. Es ist gut, endlich wieder an einer Rennstrecke zu sein. Die anderen Dinge sind geklärt. Jeder weiß, dass ich unterschrieben habe. Ich freue mich auf das neue Abenteuer", bemerkt der Deutsche im Gespräch mit 'Sport1'.


Fotos: MotoGP in Indianapolis, Pre-Events


LCR-Teamchef Lucio Cecchinello hätte Bradl gern im Team behalten, war aber auf die Zustimmung von HRC angewiesen. Als einige HRC-Kandidaten absagten, stieg Bradls Kurs wieder. Doch es war zu spät für eine Vertragsverlängerung: "Lucio konnte mir kein fixes Angebot unterbreiten. Mir lief die Zeit davon. Deshalb musste ich mich nach anderen Möglichkeiten umsehen. Das Forward-Team hat sich sehr stark für mich interessiert. Wir sind ins Gespräch gekommen und konnten eine gute Einigung erzielen", erklärt Bradl.

Stefan Bradl

Bradl tauscht 2015 seine Honda RC213V gegen die Forward-Yamaha ein Zoom

"Ich konnte nicht ewig auf Lucios Entscheidung warten. Deshalb habe ich mich für eine andere Richtung entschieden", fügt der ehemalige Moto2-Weltmeister hinzu, der bei den Vertragsverhandlungen auf die Hilfe eines Managers verzichtete: "Die Verhandlungen habe ich zum großen Teil selbst geführt. Natürlich habe ich mir ein paar Helfer und Informanten dazugeholt, die mir ihre Meinungen mitgeteilt haben. Schlussendlich musste ich die Entscheidung selbst treffen. Natürlich habe ich aber auch auf einige Meinungen gehört."

Ab 2015 sitzt Bradl dann auf der Open-Yamaha des Forward-Teams. Im Gegensatz zur laufenden Saison muss das Team dann ein eigenes Chassis einsetzen. Yamaha möchte nicht länger Chassis-Teile liefern. "Ich denke schon, dass es ein gutes Paket ist. Man konnte sehen, dass Aleix Espargaro sehr gute Leistungen erzielen konnte. Fahrerisch ist er auf einem guten Niveau, doch das Motorrad kann ebenfalls nicht allzu schlecht sein", grübelt Bradl.

"Ich werde über ein schlagkräftiges Paket verfügen und versuchen, gute Leistungen zu zeigen. Ein möglicher Aufstieg ins Werksteam liegt noch zu weit in der Zukunft. Das ist Zukunftsmusik. Dazu kann und will ich nichts sagen", betont er. "Wir werden 2015er-Material zur Verfügung haben, wahrscheinlich aber ohne Seamless-Getriebe. Man muss abwarten, wie sehr Yamaha an diesem Projekt interessiert ist. Mir haben sie vermittelt, dass sie großes Interesse daran haben."