Danny Kent: "Einige Leute meinen, der Titel wäre unverdient"

Der Moto3-Champion hatte in der zweiten Saisonhälfte Probleme, den Vorsprung zu verteidigen: Warum war Kent in der ersten Saisonhälfte so viel stärker?

(Motorsport-Total.com) - Leopard-Pilot Danny Kent entschied die Moto3-WM mit sechs Punkten für sich und ließ sich beim Saisonfinale in Valencia als vierte Moto3-Weltmeister der Geschichte feiern. Dass es am Ende noch einmal spannend wurde, erwarteten zur Saisonhalbzeit wohl die wenigsten. Kent dominierte die erste Saisonhälfte, holte fünf Siege und stand bei acht von neun Rennen auf dem Podium.

Titel-Bild zur News: Danny Kent

WM-Leader Danny Kent musste beim Saisonfinale in Valencia zittern Zoom

Doch nach der Sommerpause lief es nicht mehr nach Plan: Bei den Rennen zehn bis 18 kassierte Kent drei Nuller und schaffte es nur bei seinem Sieg in Silverstone auf das Podium. Bei den finalen fünf Rennen sammelte der WM-Leader magere 26 Punkte, während WM-Rivale Miguel Oliveira immer näher kam. Oliveira wurde bei den finalen sechs Rennen vier Mal Erster und zwei Mal Zweiter.

Ist Kent ein verdienter Champion? "Ich weiß, dass viele Leute in den sozialen Medien meinen, dass ich diese Weltmeisterschaft wegen der zweiten Saisonhälfte nicht verdienen würde, aber wir sind alle dieselbe Anzahl von Rennen gefahren und nach diesen habe ich die meisten Punkte", bemerkt Kent. "Die zweite Saisonhälfte war hart, die erste war ein Traum. Ich habe Rennen mit zehn Sekunden Vorsprung gewonnen. Ich wünschte, mir wäre dies in der zweiten Saisonhälfte gelungen."

"Wir waren vom zweiten Rennen an an der Spitze und das ist immer schwieriger als wenn man aufholt. Livio hatte in Indianapolis beispielsweise nichts zu verlieren, ich hatte alles zu verlieren, speziell in den letzten vier Rennen. Es war eine große Erleichterung, über die Ziellinie zu fahren. Zu Beginn des Jahres waren wir einen Schritt voraus, aber die Gegner haben aufgeholt, teils mit neuen Chassis-Teilen und teils mit neuen Motoren", erklärt der Brite.

Danny Kent, Jorge Lorenzo, Johann Zarco

Kent hatte nach 18 Rennen nur sechs Punkte Vorsprung auf Miguel Oliveira Zoom

Als sich im Laufe der Saison herauskristallisierte, dass Kent auf WM-Kurs ist, kamen erste Vergleiche mit Barry Sheene auf, der bis dato der letzte Brite war, der einen WM-Titel holen konnte. Sorgte das für zusätzlichen Druck? "Ich würde nicht sagen, dass die zweite Saisonhälfte damit etwas zu tun hat", stellt Kent klar. "Was die zweite Hälfte so schlecht aussehen lässt ist der starke Saisonstart."

"Es ist eine der härtesten Klassen der Welt, nur in der Moto3 kannst du noch ein Dutzend Fahrer in der letzten Kurve hinter dir haben. In der Moto2 ist es so, dass man ungefähr da ankommt, wo man sich qualifiziert, in der Moto3 kann man von der Pole-Position auf Platz zehn zurückfallen", vergleicht der Leopard-Pilot, der von Landsmann James Toseland kritisiert wurde. "Wir haben seit Brünn nicht gesprochen. Er war ein bisschen kritisch in seinen Interviews. Ich weiß nicht was sein Problem ist", winkt Kent ab.


Fotos: Moto3 in Valencia


Kents WM-Erfolg war für Kiefer der zweite WM-Titel der Geschichte. Doch Stefan Kiefer musste zittern: "Wir hatten einen überguten Saisonstart, doch KTM hat nachgelegt, gerade auf der Chassisseite. Das wurde alles ein bisschen enger. Wenn man der Gejagte ist und in den letzten vier Rennen stets den Titel holen kann, dann schwirrt einem das als 21-Jähriger im Kopf herum und man fährt nicht mehr so aggressiv wie beispielsweise Miguel, der nichts zu verlieren hatte. Dann kommt noch so ein dummes Null-Punkte-Resultat wie in Australien hinzu, als er von Bagnaia angeschubst wurde. Da war auch ein bisschen Pech dabei", so der Deutsche.