Stoner: "Möchte meine Liebe für den Motorsport wiederfinden"

Casey Stoner zeigt sich nach seinen ersten fünf Tourenwagen-Rennen trotz oder gerade aufgrund ausgebliebener Top-10-Ergebnisse zufrieden

(Motorsport-Total.com) - Nach insgesamt 176 Motorrad-Rennen auf WM-Ebene - 115 davon in der Königsklasse MotoGP, von denen er 38 als Sieger beendete und 31 weitere auf Platz zwei oder drei abschloss - kehrte Casey Stoner dem Zweiradsport im November des vergangenen Jahres als zweifacher MotoGP-Champion den Rücken. In diesem Jahr fährt der Australier abseits des internationalen Medienrummels in der Development-Series der australischen V8-Supercars.

Titel-Bild zur News: Casey Stoner

Casey Stoner genießt das Leben abseits des internationalen Rummels Zoom

Als Grund für seinen Abschied von der MotoGP-Szene führt der 27-jährige Australier die verlorene Lust am Sport, den er einst über alles liebte, an. "Das Verhältnis zwischen Rennsport und zusätzlichen Verpflichtungen stimmte einfach nicht mehr. Ich war einfach ausgebrannt", so Stoner im Gespräch mit 'Autosport'. Anstatt den Helm aber komplett an den Nagel zu hängen, entschloss sich der Mann aus Kurri Kurri im australischen Bundesstaat New South Wales zu einem Wechsel auf vier Räder und hält erklärt sein Motiv: "Ich möchte meine Liebe für den Motorsport wiederfinden."

Angesichts der Tatsache, dass sämtliche Rennen der zweiten Liga der V8-Supercars in Stoners Heimatland Australien stattfinden, bleibt ihm der Reisestress in Form von stundenlangen Überseeflügen erspart. Ergo bleibt dem 27-Jährigen mehr Zeit, die er mit Ehefrau Adriana und der einjährigen Tochter Alessandra verbringt. "Derzeit funktioniert das sehr gut für mich", spricht der einstige MotoGP-Held sein Familienleben an und bezeichnet sein Tourenwagen-Abenteuer als "Test", von dem er noch nicht weiß, wie er ausgeht. "Wenn es funktioniert und ich Spaß daran habe, dann könnte ich mir vorstellen, dieses Thema weiterzuverfolgen", schließt Stoner einen künftigen Aufstieg zu den V8-Supercars nicht aus, will aber nichts überstürzen: "Wenn es nicht funktioniert, dann werde ich es nicht länger versuchen."

Ergebnisse stehen nicht im Vordergrund

Bei seinem Debüt-Wochenende in Adelaide verzeichnete Stoner im ersten Lauf einen Crash. Im zweiten Durchgang arbeitete er sich vom 30. Startplatz bis auf Platz 14 nach vorn und zeigte damit trotz weniger Testkilometer im Vorfeld sein Potenzial. Die zweite Saisonstation in Barbagallo verlief für den Neuling auf vier Rädern weniger erfolgreich. Nach einer Kollision in der ersten Runde beendete Stoner den ersten Lauf auf Platz 21. In den Läufen zwei und drei des Wochenendes war mit den Plätzen 21 und 20 ebenfalls nichts zu holen. In der Gesamtwertung belegt der prominente Rookie nach zwei von sieben Saisonstationen Rang 24.

Casey Stoner

Bei der zweiten Saisonstation in Barbagallo war für Stoner nichts zu holen Zoom

Von derartigen Rückschlägen lässt sich Stoner aber nicht aus der Ruhe bringen. "Mir ist es beinahe lieber, dass ich bisher keine großartigen Ergebnisse eingefahren habe", sagt er und betont, dass er die Abgeschiedenheit vom Medienrummel sehr genießt: "Inzwischen haben mich die meisten Leute vergessen. So kann ich mich ganz auf meine Aufgabe konzentrieren und mein Leben genießen. Ich möchte in den Hintergrund treten und den Motorsport wie andere Fahrer einfach nur genießen."

Stoners rennsportliche Erfahrungen auf vier Rädern beschränkten sich vor dem Saisonauftaktwochenende in Adelaide auf "ein paar Kartrennen und zwei Testtage mit diesem Auto, die aber teilweise verregnet waren", wie er betont: "Dadurch werden die Rennwochenenden natürlich nicht gerade einfacher, aber in diesem Jahr geht es mir ohnehin nicht um Ergebnisse. Es ist ein komplett neuer Sport für mich und mehr als alles andere geht es mir darum, das richtige Verhältnis zwischen Arbeit und Freude zu finden."

Derzeit keine MotoGP-Rückkehr geplant

An eine Rückkehr in die MotoGP-Szene denkt der zweimalige Champion der Königsklasse auf zwei Rädern jedenfalls nicht. "Am Schluss war es einfach lächerlich", blickt der Australier zurück und geht ins Detail: "Wenn du Single bist und das Leben aus dem Koffer gut findest, dann ist es okay. Wenn du aber eher Familienmensch bist, laugt es dich einfach aus."

"Die Autorennen genieße ich derzeit wirklich", versichert Stoner im Gegenzug und unterstreicht abermals: "In diesem Jahr geht es mir in erster Linie darum, den Spaß am Rennfahren wiederzufinden." So sieht es auch John Surtees, bis heute der einzige Mensch der Welt, der sowohl auf dem Motorrad als auch am Steuer eines Formel-1-Boliden den WM-Titel errang. "Ich sprang damals mehr oder weniger direkt vom Motorrad in die Formel 1. Doch es geht nicht um WM-Titel oder Siege. Unterm Strich geht es darum, eins mit dem Fahrzeug zu werden. Der Moment, in dem du das behaupten kannst, ist ein ganz besonderer", so der Brite gegenüber 'Autosport'.

So kommt Surtees in Bezug auf Stoners Tourenwagen-Ambitionen zum Schluss: "Casey ist gerade dabei herauszufinden, ob er das als Hobby oder aber als etwas Ernsthaftes betreiben möchte." Im Hinblick auf das MotoGP-Fahrerlager fügt der 79-Jährige hinzu: "Er wird vermisst, doch er hat es sich verdient, seine Entscheidung so zu treffen."