• 19.05.2012 12:13

  • von Dominik Sharaf

Entwicklungsreifen spalten das Fahrerfeld

Welchen Vorteil gewähren individuell abgestimmte Reifenmischungen auf der Nordschleife? Piloten sprechen von bis zu zehn Sekunden pro Runde

(Motorsport-Total.com) - Fahrer und Veranstalter beschwören beim 24-Stunden-Rennen die "Balance of Performance", die für Ausgeglichenheit unter den Spitzenfahrzeugen sorgen soll. Doch anscheinend genießen einige Teams einen großen Vorteil: Der ist schwarz, rund, aus Gummi und heißt Entwicklungsreifen. "Das ist Wahnsinn. Ich durfte sie einmal testen. Da habe ich gedacht, ich bin in einem ganz anderen Film", erklärt Nordschleifen-Spezialistin Sabine Schmitz gegenüber 'Motorsport-Total.com'.

Titel-Bild zur News: Dunlop-Reifen

Machen die Reifen beim 24-Stunden-Rennen in der Eifel den Unterschied?

Am Wochenende muss sie mit dem Abbelen-Porsche auf gewöhnlichen Pneus ausrücken. Die Entwicklungsreifen sind Prototypen auf Felgen: Sie werden von den Herstellern speziell für ein Fahrzeug angepasst. Und die zusätzliche Arbeit der Ingenieure zeigt Wirkung. "So ein Reifen macht zehn Sekunden aus. Wenn wir die hätten, wären wir vorne an der Spitze dabei", glaubt Manuel Lauck, der mit dem Michelin-Kundenmodell keine Chance für den P4/5 Competizione sieht.

Grip in jeder Lebenslage

Diejenigen, die mit dem vermeintlichen Wunderprodukt fahren, sehen das anders. Marc Lieb kontert: "Absoluter Blödsinn. Zwischen Entwicklungsreifen und Kundenprodukt ist kein allzu großer Unterschied." Der Porsche-Pilot sieht dennoch einen Bonus, wenn auch einen bedeutend kleineren: "Der Entwicklungsreifen mag auf der Nordschleife pro Runde um zwei oder drei Sekunden schneller sein. Der große Vorteil ist aber die Haltbarkeit, die Konstanz", meint er.

Wie auch immer die von der Bereifung hervorgerufene Zeitdifferenz in Zahlen aussehen mag - offensichtlich spüren die Piloten einen Unterschied, den Schmitz so beschreibt: "Schneller auf der Geraden, man kann bedeutend später bremsen. Die Traktionskontrolle springt fast gar nicht an. Es gibt Grip in jeder Lebenslage - bombastisch." Ist das 24-Stunden-Rennen für einen Teil der ambitionierten Teams also schon verloren, ehe die erste Minute angebrochen ist?

Gibt es mit Kundenreifen eine Chance?

Marc Hennerici, der an einen Vorteil von "deutlich mehr als vier Sekunden" glaubt, sieht diesen im dichten Verkehr zwar weitgehend verpufft. Aber: "Das habe ich schon von Strietzel Stuck gelernt: Der wichtigste Faktor beim 24-Stunden-Rennen ist Fahrbarkeit des Autos, ein einfaches Handling. Genau das steigerst du mit dem Reifen enorm", meint der Timbuli-Pilot. Er fährt ein Produkt von der Stange.

Abschreiben will Hennerici den Eifelmarathon deshalb noch lange nicht: "Wir wollen überhaupt nicht herumheulen. Der Michelin-Kundenreifen ist immer noch besser als die Entwicklungsreifen von einigen anderen Herstellern", gibt sich der Mayener kämpferisch, während Schmitz die Situation dezent frustriert: "Der eine hat den Vorteil, der andere guckt in die Röhre."


Fotos: 24-Stunden-Rennen Nürburgring


Entwicklungsreifen als notwendiges Übel

Pierre Kaffer möchte erst abwarten, wie sich die Situation am Samstag und Sonntag darstellt. "In der Praxis muss man unterscheiden. Ich würde mit einem Entwicklungsreifen nicht anfangen, im Schwedenkreuz außen herum zu überholen", gibt er zu Bedenken. Im Mercedes SLS der Heico-Mannschaft ist er auf Entwicklungsreifen unterwegs. Dabei glaubt Kaffer, dass es nicht unbedingt eine Alternative zu den Über-Pneus gibt.

"In unserem konkreten Fall mit Hankook mussten wir von Anfang an Reifen für dieses Rennen entwickeln. Einfach die von Ferrari nehmen und auf den SLS schnallen - das ist nicht so einfach", beschreibt er die Notwendigkeit. Kaffer weiter: "Bei Mamerow-Racing habe ich die Situation erlebt, dass wir mit Kundenreifen gefahren sind. Und ich glaube, da waren wir doch sehr gut unterwegs."

"Wir waren auch mit Kundenreifen gut unterwegs." Pierre Kaffer

Schubert und der Joker für die Nacht

Differenzierter stellt sich der Fall Schubert-BMW dar. "Wir arbeiten mit Dunlop zusammen und deswegen habe ich nie einen Entwicklungsreifen fahren dürfen", sagt Dirk Adorf. Doch das scheint nur die halbe Wahrheit zu sein. Der Hanauer Hersteller legt mit seiner Formulierung von einer "maßgeschneiderten Konstruktion" selbst nahe, dass die Z4 GT3 der Oscherslebener auf Spezialmaterial rollen.

Gemischtes Fahrerfeld - nicht nur was das Design, auch was die Reifen angeht Zoom

Adorfs Teamkollege Uwe Alzen wird konkreter, was die Reifen angeht: "Sie kommen selbst bei kalten Bedingungen schnell auf Temperatur. Das bringt uns auf jeden Fall einen Vorteil, da wir von Anfang an attackieren können." Offensichtlich verfügt Schubert also über ein Dunlop-Modell mit weicherer Mischung, das gerade in der Nacht einen Vorteil bringen könnte.

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