• 18.05.2012 10:53

  • von Dominik Sharaf

Motorsport-Blockbuster oder Lotto am Ring?

Top-40-Qualifying spaltet die Gemüter: Während zusätzliche Spannung und ein Plus an Sicherheit das Format auszeichnen könnten, gibt es wohl auch einen Glücksfaktor

(Motorsport-Total.com) - Es ist die Innovation beim diesjährigen 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring. Und wie jedes Novum im Motorsport stößt das Top-40-Qualifying in der Eifel auf Fürsprecher und Kritiker - auch innerhalb der Markenlager. Beispiel Porsche: Während Timbuli-Pilot Marc Hennerici das Format im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com' als "saugeil" bezeichnet, sagt Manthey-Fahrer Marc Lieb: "Ich halte nicht allzu viel davon."

Titel-Bild zur News: Patrick Huisman, Klaus Abbelen

Stau auf der Nordschleife? Das befürchten einige Fahrer im Top-40-Qualifying

Die 40 besten Teams treten am Freitagnachmittag in einem Einzelzeitfahren über zwei Runden gegeneinander an und ermitteln die Startpositionen. Dabei sind die jeweils zehn Trainingsschnellsten der drei in dieser Saison absolvierten VLN-Läufe vorqualifiziert. Da einige Teams die Norm doppelt beziehungsweise dreifach erfüllen, blieben vor Beginn des Wochenendes 17 Teams übrig, die ihren Platz fix gebucht hatten. Die Startreihenfolge wird ausgelost.

Besser für die mediale Vermarktung

Kernargumente der Fürsprecher ist ein Plus an Spannung: "Jeder will seine Muskeln zeigen, deshalb ist es für die Fans bestimmt interessant", so Marcel Fässler, der in einem Phoenix-Audi ins Lenkrad greift. Hennerici argumentiert, dass "man medial einfach sehr viel aus diesem Format herausholen" und die Autos präsentieren könne. "Ich bin gespannt, wie es vom Fernsehen ausgeschlachtet wird", blickt er auf die Live-Übertragung bei 'Sport1'.

Pierre Kaffer sieht die Voraussetzungen für Spannung am Bildschirm gegeben: "Die ersten 40 Autos sind so entzerrt, dass man sich auf die einzelnen Starter konzentrieren kann", findet der Ex-DTM-Pilot. Und auch die sportliche Herausforderung fasziniert einige Fahrer: "Hier wird man zeigen können, was das Auto für ein Potenzial hat", glaubt Fässler und argumentiert: "Es kann keiner mehr sagen: 'Ich hatte Verkehr'." Und das bezweifeln die Skeptiker.

Losglück spielt eine Rolle

Auf die Zeitenjagd werden die Autos im Zehn-Sekunden-Abstand geschickt. "Wenn einer einen Fehler macht, oder du wirst hinter ein Cup-Fahrzeug gelost, dann wirst du schon nach den ersten fünf oder sechs Kurven geblockt", befürchtet Lieb, der auch eine Verzerrung durch einsetzenden Regen in Betracht zieht. "Da hätte man mehr davon, wenn man im normalen Verkehr eine halbwegs freie Runde erwischt. Deshalb finde ich das Format nicht so toll, wie es alle darstellen."

Auch Kaffer treibt es ein Sorgenfältchen auf die Stirn: "Da sehe ich ein kleines Problem. Ich hoffe, dass wir Losglück haben." Dirk Adorf kann sich vorstellen, dass sich das Problem von alleine löst: "Du fährst mit zehn Sekunden Abstand aus der Box, aber danach sagt dir niemand, wie schnell du fahren musste. Du hast also eine Runde lang Zeit, dich entsprechend zu positionieren", prognostiziert der Nordschleifenspezialist aus BMW-Reihen.

Machen langsamere Piloten Platz?

Auch Hennerici glaubt an eine Selbstlösung: "Wenn einer zehn Sekunden aufgeholt hat, dann würde ich ihn ohnehin vorbeilassen, weil er dermaßen viel schneller ist", argumentiert er. "Da hänge ich mich lieber in der zweiten Runde hinten dran und versuche, nochmal drei bis vier Sekunden zuzulegen", kalkuliert der Timbuli-Fahrer.

An dieser Selbstheilungskraft des Formats will Adorf nicht festhalten: "Wenn du hinter einem Cup-Porsche fährst und beispielsweise im Bereich Hohe Acht aufläufst, dann wird er 'nen Teufel tun und dich vorbeilassen. Dann hast du eben verwachst", so der 42-Jährige. Für Lieb ist die Problematik viel grundsätzlicher und mit der Starterzahl verknüpft: "Das kann man machen, wenn man 210 Autos hat. Bei 170 ist es absoluter Nonsens."


Fotos: 24-Stunden-Rennen Nürburgring


Plus an Sicherheit

Weniger strittig scheint die Tatsache, dass das neue Format für mehr Sicherheit und Frieden sorgt. Auch, weil die Vorqualifizierten Teams die regulären Qualifyingsessions mit 20 Minuten Verzögerung aufnehmen müssen. Es gab immer echte Schlägereien", erinnert sich Hennerici an Szenen, als alle Topfahrzeuge kurz vor einsetzendem Regen auf die Strecke wollten.

"Ich war dabei, als ein Ingenieur von mir - Laurent von Phoenix - im vergangenen Jahr eine Faust abbekommen hat. Da wurden Flips ab- und Leuten in die Füße gefahren", so der Mayener.

Kein Stau in der Coca-Cola-Kurve?

Auch BMW-Pilot Dirk Müller kennt solche Szenen: "Ich habe in den vergangenen Jahren schon viele wilde Sachen gesehen, speziell im Bereich Coca-Cola-Kurve. Das war teilweise wirklich kritisch", meint der Routinier. Auch Hennerici, der kürzlich mit der Veröffentlichung eines umfassenden Sicherheitskonzept für die Nordschleife von sich Reden machte, hält die Neuerungen für einen notwendigen Schritt: "Klares Kompliment an den ADAC Nordrhein, dass dort gehandelt wurde."

Uwe Alzen

Schubert am Limit? Dirk Adorf rechnet mit Vollgas-Runden Zoom

Allerdings ist unklar, wie sich der erhöhte Druck auf die Fehlerquote der Piloten auswirken und so die erhöhte Sicherheit doch wieder relativiert wird. "Auf der anderen Seite wird dann in dieser einen Runde sehr ans Limit gegangen. Ich kann nur hoffen, dass es gut geht", wünscht sich Adorf.

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