• 05.08.2010 17:23

  • von Roman Wittemeier

Exklusiv: Pescarolo vor dem Neustart!

Das Team Pescarolo Sport geht Mitte September in die Liquidation, aber Henri Pescarolo plant den Neubeginn: Auto ersteigern und los geht's!

(Motorsport-Total.com) - Die Fans von Henri Pescarolo dürfen neue Hoffnung schöpfen. Zwar wird das glorreiche und phasenweise sehr emotionale Projekt Pescarolo Sport in wenigen Tagen Geschichte sein, doch plant der 67-Jährige noch einmal einen Neuanfang - der französische Vollblutracer kommt zurück! "Mitte September werden die restlichen Besitztümer von Pescarolo Sport versteigert", sagt der Le-Mans-Rekordteilnehmer im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com'.

Titel-Bild zur News:

Henri Pescarolo gibt noch lange nicht auf: Das Team ist tot, der Neustart geplant

Zur Versteigerung stehen viele Werkzeuge und ein kompletter Prototyp aus dem Jahr 2009. "Der andere Wagen gehörte dem Team gar nicht mehr. Der gehört schon lange Sora. Ich habe keine Ahnung, was die damit vorhaben", sagt Pescarolo, der sein Team an Sora-Chef Jean Py im Glauben verkauft hatte, dass der ihn aus der finanziellen Misere führen würde. Doch Py ließ ihn hängen, der Schuldenberg wuchs immer weiter an. Seither bezeichnet Pescarolo seinen ehemaligen Geschäftspartner nur noch als "Bandit".#w1#

Zum Zeitpunkt des Verkaufs habe Pescarolo Sport Verbindlichkeiten von rund 800.000 Euro gehabt. Der Sponsorenmarkt war zu jener Zeit denkbar schlecht, wichtige Geldgeber zögerten in den Verhandlungen um ein weiteres Engagement. Pescarolo musste handeln, um sein "Kind" - wie er es selbst nennt - abzusichern und sich und seiner Familie wieder mehr Nächte mit erholsamem Schlaf zu ermöglichen. Aber dann ging alles schief: Sora und die luxemburgische Gesellschaft Genii wollten von Zukunftsplänen plötzlich nichts mehr wissen.

Das Team häufte unterdessen einen Schuldenberg an, der Gerüchten zufolge im Bereich zwischen vier und sechs Millionen Euro liegt. "Der Einsatz des Peugeot 908 in Le Mans war nicht klug", sagt Pescarolo rückblickend. "Aber Jean Py wollte es unbedingt. Das Team hat dieser Einsatz 2,8 Millionen Euro und noch mehr gekostet. Das war nämlich der Betrag, den Peugeot allein für das Auto sehen wollte. Die Einsatzkosten kamen dann noch hinzu."

Nun wird der 67-jährige Franzose noch einmal von vorne beginnen. "Das Team existiert jetzt nicht mehr, meine Leute stehen auf der Straße. Die waren so viele Jahre bei mir", erklärt Pescarolo wehmütig. Allerdings fügt er mit einer freudigen Note in der Stimme hinzu: "Wir wollen den Neuanfang. Die Werkshallen gehören mir. Ein Freund wird den Wagen und die Werkzeuge ersteigern. Ich selbst darf es aus rechtlichen Gründen nicht."

Benoit Treluyer

Teurer Peugeot-Schrott: Benoit Treluyer zerstörte den Kunden-908 in Le Mans Zoom

Mit dem Pescarolo-Judd von 2009 will der Haudegen dann wieder auf die große Bühne zurück. "Wir brauchen noch etwas mehr Geld, damit wir das Auto an die neuen Regeln anpassen können. Vielleicht setzen wir sogar ein ganz anderes Auto ein. Das steht noch nicht fest. Ich will zumindest erst einmal dafür sorgen, dass meine 17 Leute wieder einen Job bei mir haben. Pescarolo Sport darf das Team dann nicht mehr heißen, aber vielleicht Henri-Pescarolo-Team oder so etwas."

Man merkt dem Sportwagen-Urgestein deutlich an, dass der Schmerz über den Untergang seiner Mannschaft nun etwas nachlässt. Die Euphorie angesichts neuer Chancen gewinnt langsam die Oberhand. Auf der Internetseite 'pescarolo2011.com' erfährt der 67-Jährige täglich die Unterstützung von Fans und auch von großen Namen aus der Szene. "Das tut gut", sagt er. "Hoffentlich zahlt sich das bei der Suche nach Geldgebern aus."

Nahezu der komplette Fahrerkader von Peugeot tut seine Unterstützung für den Landsmann öffentlich kund, auch die Verantwortlichen der Werksmannschaft sind auf Pescarolos Seite. "Der Name Pescarolo steht seit über 40 Jahren für den Langstreckensport", sagt Peugeot-Sportchef Olivier Quesnel gegenüber 'Motorsport-Total.com'. "Ich wäre froh, wenn Henri zurückkommen könnte. Wenn ich ihm irgendwie helfen kann, dann werde ich das tun."

Christophe Tinseau, Jean-Christophe Boullion

Der Pescarolo-Judd war ein schneller Benziner im Jahr 2009 Zoom

Die Beziehung zu Peugeot hat 2009 zwar extrem gelitten, aber man hält dennoch immer noch zusammen. "Die haben ihre 2,8 Millionen Euro für den 908 nie gesehen, nachdem wir den Wagen im Rennen zerstört hatten", sagt Pescarolo. Sein damaliger Geschäftspartner Jean Py habe die Rechnung nicht bezahlt. "Mein Verhältnis zu Olivier Quesnel ist aber immer noch sehr freundschaftlich. Ich will nicht ausschließen, dass wir wieder mal einen Peugeot einsetzen."

Auch bei der deutschen Konkurrenz freut man sich über die mögliche Rückkehr des Urgesteins. "Uns als Team verbindet mit dem Henri eine tiefe Freundschaft. Er hat schon mit unseren Autos von Joest Racing als Pilot in Le Mans gewonnen. Der ist viele, viele Jahre bei uns gefahren. Unser Verhältnis ist immer noch sehr eng", sagt Joest-Technikchef Ralf Jüttner auf Nachfrage von 'Motorsport-Total.com'.

"Es hat wehgetan zu sehen, dass er in diesem Jahr draußen war. Die Wirtschaftskrise 2009 hat einige hart getroffen. Pescarolo war immer ein Künstler, der sich mit kleinen Budgets durchgeschlagen hat. Es war immer erstaunlich, wie er es geschafft hat, mit diesen Budgets auf solch hohem Niveau zu agieren. Wir haben immer Hochachtung dafür gehabt", so Jüttner weiter.

"Henri ist der Prototyp der Prototypenszene." Ralf Jüttner

Der Joest-Technikdirektor spricht vielen Fans aus der Seele: "Wir hoffen inständig, dass Henri wieder in die Puschen kommt. Er gehört dazu. Wenn wir irgendwie können, werden ihm dabei helfen. Das ist unser Wunsch. Er verkörpert das Ideal des privaten Sportwagen-Engagements. Er ist sozusagen der Prototyp der Prototypenszene. Solche Leute braucht der Sport. Denen muss man die Möglichkeit verschaffen, wieder dabei sein zu können."

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