• 07.06.2010 14:47

  • von Roman Wittemeier

Pescarolo: "Ich kämpfe weiter!"

Mit Hilfe der unzähligen Fans hofft Henri Pescarolo auf eine neue Chance 2011: "Der ACO muss Mut haben und neue Technologien zulassen"

(Motorsport-Total.com) - Henri Pescarolo nimmt zwar erstmals seit 33 Jahren weder als Pilot noch als Teamchef an den 24 Stunden von Le Mans teil, trotzdem ist sein Team allgegenwärtig. Hunderte Fans kleideten sich am Wochenende in grün, um ihre Unterstützung für das Team zu Ausdruck zu bringen. Pescarolo Sport war im Gerangel mehrerer Investoren unter die Räder gekommen. Für 2011 plant Henri Pescarolo jedoch ein Comeback an der Sarthe.

Titel-Bild zur News:

Henri Pescarolo wird 2010 nur als Beobachter in Le Mans sein

"Als ich am Sonntagmorgen durch das Fahrerlager ging und unter all den Lastwagen keinen einzigen von Pescarolo Sport entdeckte, da kamen mir fast die Tränen", sagt der Franzose gegenüber 'endurance-info.com'. "Ich wollte eigentlich gar nicht kommen, aber befreundete Journalisten von 'Eurosport' haben mich überzeugt." Die Fans der "Grünen" bäumen sich gegen das tragische Ende des Rennstalls auf. Pescarolo schaltete extra eine Internetseite mit dem Titel "Pescarolo 2011".#w1#

Pescarolo erfährt viel Unterstützung

"Allein am ersten Tag haben wir über 600 Sympathiebekundungen dort erhalten, und es werden immer mehr", berichtet Pescarolo stolz. Zu den Freunden des Le-Mans-Rekordteilnehmers gehören auch so berühmte französische Piloten wie Sébastien Bourdais, Franck Montagny, Stéphane Sarrazin oder Porsche-Werksfahrer Romain Dumas. "Es zieht auch international Kreise. Aber ob es letztlich etwas ändert? Mal sehen. Zumindest können wir mit einigen Leuten sprechen."

Die bisherigen LMP1-Autos von Pescarolo befinden sich im Besitz von Sora. Deren Geschäftsführer Jean Py hat sich bislang nicht zu Zukunftsplänen geäußert. "Ich weiß nicht, was er vorhat. Aber ich weiß eines ganz sicher: Ich muss Sponsoren finden, sonst geht gar nichts. Die Frage nach Autos stellt sich derzeit nicht. Ich wirke im Moment vielleicht sehr niedergeschlagen, aber ich gebe keinesfalls auf. Ich werde weiterkämpfen!"

Stimmen die aktuellen Einstufungen?

Pescarolo hat sich in den vergangenen Jahren immer wieder für Chancengleichheit an der Sarthe stark gemacht. Die anhaltende Dieselüberlegenheit war für den Franzosen unerträglich. "Wir müssen mal das erste Training abwarten um zu sehen, ob der ACO in diesem Jahr richtig liegt", meint der 67-Jährige. "Diskussionen gibt es derzeit schon in der LMP2 über die Power von Acura und Judd. Ich will es mir aus einer neutralen Position heraus anschauen. Eigentlich hat der ACO ein gutes Tool, um die Leistung der Motoren zu berechnen."


Fotos: 24 Stunden von Le Mans, Pre-Events


"Ich glaube aber, dass man sich wundern wird, wie viel des reglementbedingten Leistungsverlustes die Dieselteams schon wieder aufgeholt haben", schätzt Pescarolo. "Die Technolgie ist wahrscheinlich in ihrer Entwicklung immer schneller als der Veranstalter, der entsprechende Maßnahmen treffen muss. Damit möchte ich keinesfalls Audi oder Peugeot kritisieren. Deren Motorenleute gehören zweifellos zu den besten auf der Welt."

Zu wenige Dieselfachleute beim ACO

"Ich kritisiere allerdings, dass sich im Gremium für die Einstufung der Fahrzeuge keine echten Dieselexperten befinden", schickt Pescarolo einen kleinen Gruß in Richtung ACO. "Es gibt Fachleute, die haben diese Entwicklungen schon vor vier Jahren vorhergesehen. Ich glaube aber an eine gute Lösung in der Zukunft. Der ACO hat gemerkt, dass die Ungerechtigkeit die Privatteams gekillt hat. Wir waren nach drei Podestplätzen schließlich auch nur noch schmückendes Beiwerk."

Ab 2011 soll die Hybridtechnik Einzug halten. Für den ACO könnte es noch schwieriger werden, aufgrund der unterschiedlichen Antriebskonzepte eine passende Einstufung vorzunehmen. "Ich hoffe trotzdem, dass der ACO den Mut hat, auf neue Technologien zu setzen. Dann muss aber ein Mittel zur Chancengleichheit gefunden werden. Wenn sie ein einziges Konzept wollen, dann müssen sie es nur sagen. Dann passen sich alle an. Judd hatte auch einen Diesel in Vorbereitung, aber wir haben ihnen gesagt, dass der ACO die Balance schon hinbekommen wird."