• 03.06.2007 22:10

Farfus: "Sieg gehört den Schnitzer-Jungs"

Nur einen Tag nach seinem schweren Crash feierte BMW Pilot in Pau seinen zweiten Saisonsieg vor Teamkollege Andy Priaulx

(Motorsport-Total.com) - Augusto Farfus (BRA) vom BMW Team Germany hat den achten Lauf der FIA World Touring Car Championship gewonnen. Auf dem "Circuit de Pau" feierte der 23-Jährige vor BMW Team UK Pilot Andy Priaulx (GBR) und Tiago Monteiro (POR/SEAT) seinen zweiten Saisonsieg. Im Vormittags-Rennen hatte Farfus den siebten Platz belegt. Porteiro war der bestplatzierte Fahrer der BMW Länderteams und überquerte dicht gefolgt von Priaulx als Fünfter die Ziellinie.

Titel-Bild zur News: Augusto Farfus

Augusto Farfus wird an das Wochenende in Pau wohl noch lange denken

Für Farfus war der Triumph der krönende Abschluss eines turbulenten Wochenendes. Sein spektakulärer Unfall im Qualifying hatte der Einsatzmannschaft von Schnitzer Motorsport eine arbeitsreiche Nacht beschert. Gerade rechtzeitig zum Warm-up am Sonntagmorgen war der stark beschädigte BMW 320si WTCC wieder einsatzfähig - und Farfus fuhr prompt die Bestzeit. Zudem wurde der BMW Werksfahrer aufgrund einer Strafe aus Valencia in der Startaufstellung für den ersten Lauf vom dritten auf den 13. Platz zurückversetzt. Allen Unwägbarkeiten zum Trotz fuhr Farfus zwei fehlerlose Rennen und bedankte sich so für die Arbeit des Teams.#w1#

Müller ging leer aus

Farfus' Teamkollege Jörg Müller (Hückelhoven), der vor den Rennen auf der 2,760 Kilometer langen Strecke die Fahrerwertung angeführt hatte, blieb mit den Plätzen elf und zehn in Pau ohne Punkte. Damit hat Priaulx nun die alleinige Führung in der Weltmeisterschaft übernommen. Der 32-Jährige ist der einzige Pilot in der Tourenwagen-WM, der bisher in allen acht Saisonläufen Punkte errungen hat. Hinter dem Titelverteidiger, der 42 Zähler auf dem Konto hat, liegt Farfus mit 40 Punkten auf Platz zwei. Müller belegt mit elf Punkten Rückstand auf Priaulx den dritten Platz. BMW konnte zudem die Führung in der Herstellerwertung ausbauen. Insgesamt stehen für die Marke nun 106 Punkte zu Buche.

Das erste Rennen verlief weniger ereignisreich als erwartet. Lediglich fünf Piloten schieden auf dem anspruchsvollen Stadtkurs vorzeitig aus. Darunter befand sich allerdings Alessandro Zanardi (ITA) vom BMW Team Italy-Spain. In der zwölften Runde touchierte er auf Rang zwölf fahrend die Streckenbegrenzung und musste mit beschädigter Vorderradaufhängung die Box ansteuern. Am Start hatte der 40-Jährige mehrere Positionen gutmachen können. Gleiches galt für seine Markenkollegen.

Farfus' Jagd nach vorn

Farfus gelang von allen der größte Sprung nach vorn. Am Ende der ersten Runde fuhr er bereits an neunter Position und übte Druck auf den vor ihm liegenden SEAT-Piloten Jordi Gené (ESP) aus. Auch Porteiro zeigte einen guten "fliegenden" Start. Der 23-Jährige verbesserte sich vom achten auf den sechsten Platz und überholte unter anderem Priaulx, der sich als Siebter ans Heck des Spaniers heftete. Müller rückte vom 16. auf den 14. Rang vor.

Überholmanöver blieben im engen Leitplankenkanal erwartungsgemäß Mangelware. Dass es möglich ist, in Pau zu überholen, bewies jedoch Farfus. Geduldig wartete er auf seine Chance, ehe er in der 16. Runde an Gené vorbei ging. Durch den Ausfall von Nicola Larini (ITA/Chevrolet) im 13. Umlauf hatten die BMW Piloten bereits kampflos einen Platz gewonnen, so dass Farfus nun auf dem siebten Platz unterwegs war, den er bis ins Ziel verteidigte.

Darüber hinaus brachte Larinis Ausscheiden Porteiro auf Rang fünf. Der WTCC-Neuling hielt im Anschluss dem Dauerdruck von Priaulx stand und machte nach 19 Runden sein bestes Saisonergebnis perfekt. Müller beendete das Rennen auf der elften Position. Mit drei Autos in den ersten beiden Reihen hatten sich die BMW Länderteams aufgrund der umgekehrten Startreihenfolge eine gute Ausgangsposition für Lauf zwei erarbeitet.

Vorentscheidung am Start

Polesitter Farfus und Priaulx legten schon am Start den Grundstein für den Doppelsieg, als beide an Gené vorbeigingen. Bis zum Schluss blieb das Duo eng beieinander. Priaulx zeigte sich zwar immer wieder im Rückspiegel von Farfus, startete aber keinen waghalsigen Überholversuch. Schließlich kamen die beiden Markenkollegen mit knapp fünf Sekunden Vorsprung auf Monteiro ins Ziel. Auch Porteiro lag kurzzeitig auf Podestkurs. Er verteidigte am Start den vierten Platz und eroberte in der elften Runde sogar den dritten Rang von Gené. Wenige Kurven später endete Porteiros Rennen jedoch abrupt, als ihm beim Überfahren eines hohen Randsteins vorne links der Dämpfer brach.

Zanardi erwischte vom Ende des Feldes einen guten Start und fuhr schon auf Platz 13, als das Safety-Car in Runde drei nach einem Unfall auf die Strecke fuhr. Insgesamt vier Autos schieden bei dieser Karambolage ausgangs der Start-Ziel-Gerade aus. Als das Rennen im siebten Umlauf wieder freigegeben wurde, setzte Zanardi seine Aufholjagd fort. Müller kam nach einem Überholversuch gegen Tom Coronel (NLD/SEAT) kurz von der Ideallinie ab, und der Routinier nutzte die Chance zum Überholen. Am Ende reichte es dennoch nicht für Punkte: Zanardi musste sich mit Rang neun zufrieden geben, Müller wurde Zehnter.

Reaktionen:

Augusto Farfus (BMW Team Germany): "So kurz nach dem Rennen habe ich noch nicht begriffen, was an diesem Wochenende alles passiert ist. Bis Samstagabend war nicht klar, ob ich überhaupt antreten kann. Das Team hat jedoch fantastische Arbeit geleistet. Dieser Sieg gehört den Schnitzer-Jungs. Im ersten Lauf habe ich mich auf Platz sieben vorgearbeitet. Der Start ins zweite Rennen lief perfekt, und ich konnte an der Spitze mein Tempo fahren. Andy hat Druck gemacht, aber es ist hier nun einmal höllisch schwierig zu überholen. Das war ein unglaubliches Wochenende."

"So kurz nach dem Rennen habe ich noch nicht begriffen, was an diesem Wochenende alles passiert ist." Augusto Farfus

Andy Priaulx (BMW Team UK): "Mit 55 Kilogramm Zusatzgewicht hatte ich es auf dieser Strecke gewiss nicht leicht. Umso glücklicher bin ich über die elf WM-Punkte. Im ersten Lauf hatte ich aufgrund des Gewichts keine Chance, Félix anzugreifen. Also habe ich mich darauf konzentriert, keine Fehler zu machen. Im zweiten Rennen ergab sich dieselbe Situation mit Augusto. Ich stand in dieser Saison noch nicht ganz oben auf dem Treppchen, aber die Meisterschaft ist wichtiger. Der erste Sieg wird kommen."

Charly Lamm (Teammanager, BMW Team Germany): "Es sieht ganz so aus, als hätten wir an diesem Wochenende für die Schlagzeilen gesorgt. Nach Augustos Unfall hat die Mannschaft alles gegeben, um ihm den Start zu ermöglichen. Deshalb ist sein Sieg auch ein ganz spezieller Erfolg für uns. Fahrer und Mechaniker haben große Moral bewiesen. Ich bin sehr stolz auf das Team. Bei den kommenden Rennen in Brünn wird auch mit Jörg wieder zu rechnen sein. Dort hat er bisher immer gut abgeschnitten."