• 20.03.2013 23:18

  • von Pete Fink

Wie der IndyCar-Champ beinahe in der NASCAR gelandet wäre

IndyCar-Champion Ryan Hunter-Reay hat eine schwierige Karriere hinter sich und wäre vor einigen Jahren um ein Haar in der NASCAR gelandet

(Motorsport-Total.com) - Ryan Hunter-Reay geht mit großem Optimismus in seine Titelverteidigersaison. "Die Tests liefen gut und ich bin sehr zuversichtlich, dass unser Team eine gute Richtung für die neue Saison eingeschlagen hat", gab der Andretti-Pilot wenige Tage vor dem Saisonauftakt 2013 in den Straßen von St. Petersburg zu Protokoll. Speziell aus seiner Meistersaison nimmt der 32-Jährige einiges mit: "Ich habe viel über das Thema Konstanz gelernt und was es braucht, eine kleine Siegesserie zu starten. Auch den Druck im Titelkampf habe ich kennengelernt und wie ich so etwas in positive Energie umsetzen kann."

Titel-Bild zur News: Ryan Hunter-Reay

Ryan Hunter-Reay geht als Titelverteidiger in die neue IndyCar-Saison Zoom

Es ist mittlerweile seine vierte Saison im Team von Michael Andretti und das ist für Hunter-Reay und dessen Historie immer noch keine Selbstverständlichkeit. Denn er erlebte in seiner Karriere auch genügend Tiefs, um die Höhepunkte richtig einschätzen zu können. "Alle großen Champions haben nie aufgegeben und das ist meiner Meinung nach ein wichtiger Punkt hinter seinem Erfolg", schätzt Andretti seinen Starpiloten ein. Und Hunter-Reay musste in der Vergangenheit einige Male kämpfen.

Als 22-Jährigem gelang im der Sprung zu den ChampCars, als er ab 2003 für Stefan Johansson und ein Jahr später für Keith Wiggins fuhr. 2005 war er dann Teamkollege von Timo Glock bei Rocketsports, wurde für die letzen beiden Saisonrennen in Surfers Paradise und Mexiko City durch den heutigen Sprint-Cup-Piloten Michael McDowell (Parsons-Ford) ersetzt, der damals kaum 20 Jahre alt war.

Plötzlich blieben für Hunter-Reay, seines Zeichens bereits zweifacher ChampCar-Rennsieger, die US-Formelsport-Türen verschlossen. In der Saison 2006 bestritt er zwei A1GP-Rennen für Team USA in Neuseeland, zudem wurde er in ein Driver-Development-Programm von Chevrolet aufgenommen. Auch in diesem Kreis befanden sich damals der blutjunge Joey Logano (damals 16 Jahre alt, heute NASCAR-Pilot bei Roger Penske) und Landon Cassill (damals 17 Jahre alt, heute ebenfalls im Sprint-Cup unterwegs).

Rahal rettet die Karriere

Seine heutige Ehefrau Beccy ist eine jüngere Schwester vom damaligen NASCAR-Piloten Robby Gordon und daher kam Hunter-Reay auch früh mit dem Car of Tomorrow in Kontakt. Er saß einige Male hinter dem Steuer des Gordon-Dodge. Zudem testete er 2006 in der Truck-Serie und in der damaligen Busch-Serie (heute Nationwide) und fuhr einige Grand-Am-Rennen. Auf dem kalifornischen Irwindale Speedway trat er auch zu einem Stock-Car-Rennen der Late Models an.

"Leicht war das nicht", erinnerte er sich am Rande der Barber-Testfahrten. "Es ging damals nur darum, den Glauben an dich nicht zu verlieren. Sogar als ich kein Cockpit hatte, wusste ich, dass ich gewinnen kann, wenn ich nur die richtige Chance bekomme." Und während man in der NASCAR entscheidend zögerte, schlug Bobby Rahal zu. Allerdings erst im Sommer 2007, als man bei Rahal/Letterman den erfolglosen Jeff Simmons ersetzte und Hunter-Reay eine zweite IndyCar-Chance bekam.

Ryan Hunter-Reay

Ryan Hunter-Reay 2007: IndyCar-Comeback im Team von Bobby Rahal Zoom

Von September 2005 bis Juli 2007, also fast zwei Jahre lang, war der amtierende IndyCar-Champion weg vom Fenster. Im Rahal-Honda mit der Startnummer 17 fuhr er in den letzen sechs Saisonrennen 2007 dreimal in die Top 10. Rahal engagierte Hunter-Reay prompt für die Saison 2008 und der gebürtige Texaner mit Wohnsitz in Florida bedankte sich mit dem Sieg in Watkins Glen 2008. In der Gesamtwertung landete er auf Rang acht, doch auch das nutzte nichts.

Teamleader bei Andretti

Hauptsponsor American Ethanol stieg aus und Rahal beendete seine IndyCar-Aktivitäten. Hunter-Reay stand also erneut auf der Straßen und konnte sich wenige Tage vor Saisonbeginn 2009 ein Cockpit als zweiter Vision-Pilot sichern. Völlig überraschend fuhr er zum Saisonauftakt 2009 in St. Petersburg auf Rang zwei. Nachdem sich Foyt-Stammpilot Vitor Meira beim Indy 500 im Mai 2009 am Rücken verletzt hatte, übernahm er bis zum Saisonende den Foyt-Dallara mit der Startnummer 14.

Zur Saison 2010 schien Hunter-Reay erneut auf der Straße zu stehen und nahm daher ein Teilzeitangebot von Michael Andretti an, das bis zum Indy 500 galt. Aber ein zweiter Platz in Sao Paulo und sein Sieg in Long Beach überzeugte IndyCar-Titelsponsor IZOD dazu, sein Engagement am Andretti-Dallara mit der Startnummer 37 auszuweiten. Das war's. Hunter-Reay fuhr in Toronto noch einmal auf das IndyCar-Podium und arbeitete sich seither vom Notnagel zum Teamleader bei Andretti Autosport hoch.

Ryan Hunter-Reay

Sein vielleicht wichtigster Sieg: Long Beach 2010 sichert den Andretti-Vertrag Zoom

Die Krönung erfolgte im September 2012 mit seinem ersten IndyCar-Titel. "Wenn diese Meisterschaft eines bewirkt hat, dann bin ich jetzt noch erfolgshungriger geworden", droht Hunter-Reay. In St. Petersburg hat er noch nie gewinnen können, was er am kommenden Sonntag nachzuholen gedenkt. "St. Pete ist für mich das Heimrennen und eines meiner Lieblingsevents des gesamten Jahres", unterstreicht er. "Ich freue mich darauf, endlich wieder Rennen fahren zu können."