Mid-Ohio: Dixon mischt sich in den Titelkampf ein

Scott Dixon macht mit seinem zweiten Saisonsieg Boden in der Meisterschaft gut - Will Power neuer Tabellenführer nach Ausfall von Ryan Hunter-Reay

(Motorsport-Total.com) - Mit seinem zweiten Saisonsieg und dem vierten Triumph auf seiner Spezialstrecke Mid-Ohio meldete sich Scott Dixon (Ganassi-Honda) im Kampf um den IndyCar-Titel 2012 zu Wort. Der Neuseeländer übernahm im Honda Indy 200 bei seinem zweiten und letzten Boxenstopp in der 57. von 85 Runden die Führung vom bis dahin auf Platz eins liegenden Will Power (Penske-Chevrolet) und gab diese bis ins Ziel nicht mehr ab.

Titel-Bild zur News: Scott Dixon

Scott Dixon gewann nach 2007, 2009 und 2011 zum vierten Mal in Mid-Ohio

"Ich weiß nicht, was es ist, aber auf dieser Strecke sind wir immer stark", so das Urteil von Dixon im Anschluss an seinen bereits vierten Mid-Ohio-Triumph nach 2007, 2009 und 2011. "Ein großer Dank geht heute an mein Team, das mich in Führung gebracht hat", spricht der Neuseeländer den schnellen Stopp seiner Ganassi-Crew an und hält fest: "Insgesamt war es einfach ein fantastischer Tag, der uns wieder ins Spiel gebracht hat." Bei noch drei ausstehenden Saisonläufen hat Dixon nur noch 28 Punkte Rückstand auf den neuen Tabellenführer Will Power und hat den Traum von seinem dritten IndyCar-Titel alles andere als aufgegeben.

Polesetter Will Power führte das Feld der 25 IndyCar-Piloten unter drohenden Regenwolken mit einem perfekten Start in die erste von 85 Runden. Auf dieser fiel Justin Wilson (Coyne-Honda; 18.) aufgrund eines Drehers ausgangs Turn 11 ans Ende des Feldes zurück und spielte anschließend keine Rolle mehr. Eine Gelbphase blieb jedoch aus, was sich auch in den verbleibenden 84 Umläufen nicht ändern sollte. Mid-Ohio war somit nur zwei Wochen nach Edmonton das zweite IndyCar-Rennen in Folge, das komplett unter Grün absolviert wurde.

Will Power verliert den Sieg in der Boxengasse

So lief im Honda Indy 200 alles auf die Frage hinaus, ob zwei oder drei Boxenstopps zum Erfolg führen würden. Die Spitzengruppe legte sich früh auf die Zwei-Stopp-Variante fest, indem der erste Boxenstopp bis kurz vor die 30. Runde hinausgezögert wurde. Beim zweiten Stopp in Runde 57 kamen der Führende Power und der Zweitplatzierte Dixon nur durch Zentimeter getrennt in die Boxengasse. Der Ganassi-Pilot hatte aber anders als der Penske-Fahrer eine freie Anfahrt auf seine Crew, was letztlich die Vorentscheidung im Kampf um den Sieg bedeuten sollte.

Will Power

Will Power übernahm auch mit Platz zwei die Führung in der Gesamtwertung Zoom

"Die Boxenplätze sind hier sehr eng. Ich hatte leider eine ziemlich winklige Anfahrt", konstatiert Power, dessen Crew unmittelbar vor der Nase der Ganassi-Jungs von Dixon wartete. So übernahm Mid-Ohio-Spezialist Dixon diesmal in der Boxengasse die Führung und konnte anschließend alle Angriffe des Penske-Piloten abwehren. "Auf der Strecke war er nicht zu packen. Er ist hier generell nur sehr schwer zu schlagen", hält Power fest. Der Australier kann sich damit trösten, mit Platz zwei wieder die Führung in der IndyCar-Gesamtwertung übernommen zu haben. Drei Rennen vor Schluss der Saison liegt Power nun fünf Zähler vor Andretti-Pilot Ryan Hunter-Reay.

Ausfall kostet Ryan Hunter-Reay die Tabellenführung

Hunter-Reay hielt sich über weite Strecken des Rennens knapp außerhalb der Top 5 auf und ging extrem sparsam mit seinen Spritvorräten um. Teamchef Michael Andretti wies den dreifachen Saisonsieger bereits früh über Funk an, den Push-To-Pass-Button möglichst zu meiden. Die Mühe war jedoch umsonst: In Runde 54 meldete Hunter-Reay seinerseits über Funk: "Wir haben ein Problem mit dem Motor." In der Folge fiel der Andretti-Pilot sukzessive zurück und wurde 15 Umläufe vor der Karierten Flagge sogar vom Führenden Scott Dixon überrundet.

Ein Passieren der Karierten Flagge war Hunter-Reay nicht vergönnt. Neun Runden vor Schluss musste er die Box ansteuern. Nach einem Check der Mechaniker ging der als Tabellenführer angereiste Andretti-Pilot zwar noch einmal auf die Bahn, musste wenig später aber endgültig an der Box aussteigen. "Genau das haben wir überhaupt nicht gebraucht", ärgert sich Hunter-Reay, in dessen Boliden erst vor zwei Wochen in Edmonton ein neues Chevy-Aggregat installiert wurde.

Ryan Hunter-Reay

Für Hunter-Reay ging es in der Tabelle nach einem Motorschaden abwärts Zoom

Besonders bitter für Hunter-Reay: Sieben der in Mid-Ohio in den Top 10 ins Ziel gekommenen Fahrer hatten einen Chevy-Motor im Heck. Trotz nun fünf Punkten Rückstand auf Will Power hat der Andretti-Pilot den Kampf um den IndyCar-Titel 2012 noch lange nicht aufgegeben "Wir können es immer noch schaffen, dürfen uns aber solche Tage wie heute nicht leisten", stellt Hunter-Reay klar.

Zwei Franzosen machen Platz drei unter sich aus

Hinter Sieger Scott Dixon und dem Zweitplatzierten Will Power kletterte Rookie Simon Pagenaud als Dritter auf das Mid-Ohio-Podium. Für den Franzosen in Diensten von Schmidt/Hamilton Motorsports war es nach Long Beach und Detroit bereits der dritte Podestplatz der laufenden Saison. "Es war ein unglaubliches Wochenende. Ich weiß, dass das jeder sagt, aber ich bin wirklich stolz auf mein Team", so Pagenaud in Anspielung auf die Strategie seines Teams, die ihn beim zweiten und letzten Stopp eine Runde vor dem Führungsduo Dixon/Power an die Box kommen sah. "Hinter diesen beiden Jungs als Dritter ins Ziel zu kommen, ist eine tolle Sache. Jetzt muss ich noch zwei weitere Stufen erklimmen", gibt sich der Franzose voller Vorfreude auf das anstehende Rennen in Sonoma, wo er den Rookie-Titel unter Dach und Fach bringen kann.

Simon Pagenaud

Simon Pagenaud steht nach Platz drei kurz vor dem Rookie-Titel Zoom

Dass es für Pagenaud am Ende zu einem Podestplatz reichte, hat er neben seiner Crew auch seinem französischen Landsmann Sebastien Bourdais (Dragon-Chevrolet; 4.) zu verdanken. Der vierfache ChampCar-Meister zeigte im Honda Indy 200 eine überzeugende Vorstellung und fuhr lange Zeit auf Kurs zu seinem ersten Podestplatz unter IndyCar-Regularien.

Von Platz sechs ins Rennen gegangen, fand sich Bourdais nach der ersten Runde der Boxenstopps auf Platz drei wieder und machte mit den schnelleren Firestone-Reds Jagd auf die vor ihm liegenden Power und Dixon, die im zweiten Stint beide auf die Blacks setzten. Nach dem zweiten Stopp hielt Bourdais mit einem knappen Abstand weiter Rang drei und schien sich seine Kräfte für eine Schlussattacke zu sparen. 20 Runden vor der Karierten Flagge kam der Dragon-Pilot aber in Turn 4 kurzzeitig vom rechten Weg ab und musste Pagenaud passieren lassen.

Hinchcliffe und Kanaan reiten mit drei Stopps durchs Feld

James Hinchcliffe (Andretti-Chevrolet) kam nach 85 Runden als Fünfter ins Ziel und war damit bestplatzierter Fahrer, der auf eine Drei-Stopp-Strategie gesetzt hatte. "Ausgehend davon, wo wir nach dem Qualifying zu finden waren, blieb uns nichts anderes übrig", sagt der Kanadier mit Blick auf seinen Start aus Reihe acht und unterstreicht: "Ich fuhr heute eine Qualifying-Runde nach der anderen." Nach diversen Zwischenfällen bei den zurückliegenden Rennen, war es für "Hinch" die erste Top-5-Platzierung seit Platz drei Mitte Juni in Milwaukee. "Es ist toll, wieder zurück zu sein", freut sich der Andretti-Pilot.

James Hinchcliffe

James Hinchcliffe fuhr mit einer Drei-Stopp-Strategie auf Platz fünf Zoom

Der ebenfalls auf drei Stopps setzende Tony Kanaan (KV-Chevrolet) lief hinter Hinchcliffe auf Platz sechs ein und war damit derjenige Fahrer im Feld, der im Vergleich zu seiner Startposition (18) die meisten Plätze gutmachte. Ryan Briscoe (Penske-Chevrolet; 7.), Marco Andretti (Andretti-Chevrolet; 8.), J.R. Hildebrand (Panther-Chevrolet; 9.) und Alex Tagliani (Herta-Honda; 10.) machten die Top 10 des Honda Indy 200 komplett, wobei sich Briscoe Platz sieben erst mit einem Überholmanöver in Turn 4 der letzten Runde gegen Andretti sicherte.

Takuma Sato (Rahal-Honda) kam zwei Wochen nach seinem zweiten Platz in Edmonton diesmal nur auf Rang 13 ins Ziel. Der Japaner wurde bereits früh im Rennen durch eine Speeding-Penalty zurückgeworfen. Satos langjähriger Formel-1-Weggefährte Rubens Barrichello (KV-Chevrolet) fuhr ein dezentes Rennen und lief auf Position 15 ein. Zwischen Sato und Barrichello schob sich in Person von Giorgio Pantano ein weiterer Fahrer mit Formel-1-Erfahrung. Der Italiener ersetzte im Ganassi-B-Team den verletzten Charlie Kimball und konnte sich im Verlauf des Wochenendes sichtlich steigern. Teamkollege und Lokalmatador Graham Rahal verpasste als Elfter knapp die Top 10.


Fotos: IndyCars in Mid-Ohio


Nichts zu holen für Castroneves und Franchitti

Ebenfalls nicht unter die ersten Zehn kamen Helio Castroneves (Penske-Chevrolet; 16.) und Dario Franchitti (Ganassi-Honda; 17.). Castroneves setzte nach seiner Rückversetzung auf Startplatz 23 früh auf drei Stopps im Rennen, konnte sich anders als James Hinchcliffe und Tony Kanaan mit dieser Variante aber nicht in Szene setzen. In der Gesamtwertung fiel der "Spiderman" auf Rang drei zurück.

Helio Castroneves

Helio Castroneves hat nun wieder mehr Arbeit auf dem Weg zum Titel Zoom

Franchitti hingegen fuhr aus Startreihe eins kommend lange Zeit auf Kurs zu einer Top-5-, wenn nicht gar Top-3-Platzierung. Unmittelbar nach dem dritten Stopp von James Hinchcliffe beschädigte sich der amtierende IndyCar-Champion am Heck des giftgrünen Andretti-Boliden aber den eigenen Frontflügel und kam nach einem fälligen Reparaturstopp nur auf Platz 17 ins Ziel.

Simona de Silvestro (23.) hoffte vor dem Start vergeblich auf Regen. Mit dem leistungsmäßig unterlegenen HVM-Lotus war für die Schweizerin auf trockener Piste einmal mehr nichts zu holen. Weiter geht es in drei Wochen auf dem kalifornischen Rundkurs in Sonoma. Dort wird dank Motorenhersteller Chevrolet auch Katherine Legge wieder mit von der Partie sein.