Michael Andretti kritisiert Aero-Kits: "Man kann nur verlieren"

Nachdem Familienoberhaupt Mario Andretti die Aero-Kits der aktuellen IndyCars bereits vor der Rennpremiere kritisiert hatte, legt nun Sohn Michael Andretti nach

(Motorsport-Total.com) - In der IndyCar-Saison 2015, der ersten mit den herstellerspezifischen Aero-Kits, ist ein Viertel der Rennen zurückgelegt. Bisher fällt der Vergleich zwischen Chevrolet und Honda glasklar zu Gunsten der GM-Marke aus. Drei Siege und drei Pole-Positions für Chevy-Piloten stehen einem (glücklichen) Sieg eines Honda-Piloten gegenüber.

Titel-Bild zur News: Michael Andretti

Michael Andretti hat an den aktuellen IndyCar-Entwicklungen wenig Spaß Zoom

James Hinchcliffe aus dem Team von Sam Schmidt war es, der beim von zahlreichen Gelbphasen geprägten Regenrennen in New Orleans für den einzigen Honda-Lichtblick im bisherigen Saisonverlauf sorgte. Ein Qualifying wurde an jenem Wochenende aufgrund von Unwetter nicht ausgetragen, weshalb das bisher klar dominante Chevy-Paket "nur" drei Pole-Positions auf der Habenseite hat. Dennoch startete auch in New Orleans ein Chevy-Pilot von ganz vorn, weil sich die Startaufstellung anhand der Punktewertung ergab.

Für Michael Andretti, seines Zeichens CART-Champion des Jahres 1991 und heute Teambesitzer von Andretti Autosport, liegt es auf der Hand, weshalb Honda gegenüber Chevrolet so klar zurückliegt. Der Boss des vermeintlichen Nummer-eins-Teams von Honda führt es auf die Aero-Kits zurück. Schließlich sind sowohl das Basis-Chassis (Dallara DW12) als auch die Reifen (Firestone) für alle IndyCars gleich. In puncto Motorleistung geht man im IndyCar-Fahrerlager von keinem großen Unterschied zwischen Chevy und Honda aus.

Zweigeteiltes Feld: Chevy dominiert

"Ich habe das vom ersten Tag an kommen sehen und schon damals gesagt 'Jungs, es wird ein Haufen Geld ausgegeben und man hantiert mit unserem Produkt herum", wird Michael Andretti von 'Motorsport.com' zitiert. Mit Produkt meint der Teambesitzer von Andretti Autosport das Racing in der IndyCar-Serie, das er als "das beste überhaupt" bezeichnet - zumindest bis Ende der Saison 2014.

Start zum IndyCar-Rennen in Long Beach 2015

IndyCar-Alltag 2015: Chevy gibt klar den Ton an, Honda versucht Anschluss zu halten Zoom

Warum man die Aero-Kits überhaupt eingeführt hat, ist Michael Andretti genauso schleierhaft wie Vater Mario Andretti, der seine Kritik am Vorgehen der IndyCar-Verantwortlichen bereits in der Winterpause deutlich machte. "Man kann in diesem Szenario nur verlieren", ist auch Michael Andretti nicht erst seit ein paar Tagen überzeugt und sieht sich nach den ersten vier Rennen der Saison 2015 bestätigt: "Jetzt haben wir ein zweigeteiltes Feld. Die Hersteller und Teams haben Millionen von Dollars ausgegeben. Ich kann aber nicht erkennen, dass dadurch auch nur ein Zuschauer mehr den Weg auf die Tribüne gefunden hätte."

Nicht nur um die Zuschauerzahlen an den Rennstrecken, auch um die Zuschauerzahlen vor den TV-Geräten muss man sich bei IndyCar ernsthafte Sorgen machen. So notierten beispielsweise am vergangenen Wochenende sogar die O'Reilly Spring Nationals der NHRA-Dragster-Piloten in Houston mehr Fernsehzuschauer als der Honda Indy Grand Prix of Alabama der IndyCar-Piloten in Birmingham.

Hoffnung auf den Speedway-Kit von Honda

Beim NHRA-Event schalteten nach Angaben von 'SportsTVRatings.com' im Schnitt 399.000 in den USA ansässige Fernsehzuschauer ein. Beim IndyCar-Event waren es im Schnitt nur 300.000 TV-Zuschauer. Zum Vergleich: Beim Toyota Owners 400 der NASCAR-Topliga Sprint-Cup in Richmond, das wetterbedingt von Samstagnacht auf Sonntag verschoben werden musste und damit parallel zum IndyCar-Rennen lief, schalteten landesweit 1,068 Millionen TV-Zuschauer ein.

Speedway-Kit von Honda

Was kann Honda mit dem in dieser Woche präsentierten Speedway-Kit ausrichten? Zoom

Nicht nur für die Honda-Teams wie Andretti Autosport, auch für die IndyCar-Verantwortlichen wird es von entscheidender Bedeutung sein, inwiefern Honda mit dem in dieser Woche präsentierten Speedway-Kit den Kampf gegen die Chevy-Fraktion aufnehmen kann. Am Sonntag geht auf dem Indianapolis Motor Speedway im Rahmen einer mehrstündigen Testsession der erste direkte Vergleich zwischen den Speedway-Kits der beiden Hersteller über die Bühne. Anders als Honda hat Chevy von seiner Variante nach wie vor keine Fotos veröffentlicht.