• 21.11.2008 10:17

  • von Pete Fink

Die IndyCar-Gerüchteküche: Vier auf der Kippe

Die US-Finanzkrise trifft natürlich auch die IndyCar-Serie - bei Newman/Haas, KV Racing und Rahal/Letterman gibt es vor der Saison 2009 große Fragezeichen

(Motorsport-Total.com) - Die Finanzkrise in den USA geht auch an den IndyCar-Teams nicht spurlos vorüber, was derzeit vor allem noch unter der Oberfläche brodelt. Betroffen sind mit Newman/Haas/Lanigan-Racing, KV Racing und Rahal/Letterman-Racing zunächst drei IndyCar-Teams, einige andere Mannschaften könnten aber bald folgen.

Titel-Bild zur News: Oriol Servia Will Power

Oriol Servia und Will Power haben bei KV Racing keine guten Aussichten für 2009

Bei Newman/Haas wurde für die Saison 2009 bislang noch kein Fahrer bekannt gegeben. Eine Rückkehr von Hauptsponsor McDonalds erscheint trotz des Todes von US-Schauspieler und Newman/Haas-Mitbesitzer Paul Newman als beschlossene Sache, denn Newman unterhielt enge Verbindungen zum McDonalds-Konzern.#w1#

Allerdings wird gemutmaßt, dass der McDonalds-Dallara 2009 von US-Youngster Graham Rahal gefahren wird, nachdem dieses Auto in der IndyCar-Saison 2008 noch von Justin Wilson bewegt wurde. Denn offenbar hat Newman/Haas bislang noch keinen Sponsor für ein zweites IndyCar-Fahrzeug finden können.

Dies sind natürlich schlechte Nachrichten für den langen Briten, der damit sein IndyCar-Cockpit verlieren könnte. Gleiches gilt für den Fall, dass sich Sébastien Bourdais mit dem Gedanken einer Rückkehr in die USA tragen sollte, denn der Franzose fuhr mit McDonalds-Geldern für Newman/Haas vier ChampCar-Titel in Folge heraus.

Auch KV Racing ohne Sponsor

Graham Rahal

US-Youngster Graham Rahal wird 2009 wohl das McDonalds-Auto fahren Zoom

Eine noch unangenehmere Situation ergibt sich beim KV-Team von Kevin Kalkhoven und Jimmy Vasser. Dort stehen sogar beide Cockpits auf dem Spiel, nachdem Hauptsponsor Craig Gore die Streichung des IndyCar-Rennens in Surfers Paradise mit ansehen musste.

Gore unterhielt bei KV Racing das Team-Australia-Auto, das von Will Power gefahren wurde: "Ich habe gesagt, dass 2008 mein letztes Event gewesen ist, wenn man sich nicht einigen kann", erklärte Gore nach dem diesjährigen Surfers-Rennen. "Das war kein Bluff."

Der zweite KV-Dallara des Spaniers Oriol Servia hatte schon über weite Strecken der IndyCar-Saison 2008 keinen Hauptsponsor, und wurde aus der Privatschatulle des Internet-Milliardärs Kevin Kalkhoven finanziert. Wie es bei KV 2009 weitergehen wird, steht derzeit in den Sternen.

Auch von Rahal-Letterman-Racing (RLR) gibt es nichts Gutes zu berichten: Spätestens seit die IRL Mitte dieser Woche einen Vertrag mit der brasilianischen Ethanol-Agentur APEX verkündete war endgültig klar, dass sich der bisherige RLR-Sponsor EPIC (Ethanol Promotion and Information Council) zurückziehen wird.

Noch ist Zeit zur Sponsorensuche

Ryan Hunter-Reay Rahal Letterman Ethanol

Kein Ethanol mehr: Ryan Hunter-Reay wurde bei Rahal Letterman entlassen Zoom

Pilot Ryan Hunter-Reay wurde daraufhin offensichtlich auf die Straße gesetzt: "Das ist frustrierend und mental sehr schwer zu verarbeiten", erkläre Hunter-Reay gegenüber der New Yorker 'Stargazette'. "Du machst einen guten Job und dann weißt du nicht, ob du einen anderen Job bekommen wirst. Justin, Will, Oriol und ich standen auf dem Bankett zusammen und haben übereinstimmend feststellen müssen, wie lächerlich das Ganze ist."

Hunter-Reay sprach dabei das IndyCar-Siegerbankett von Las Vegas an, auf dem die Titelträger der Saison 2008 geehrt wurden. Dies war die Abschlussfeier der ersten wiedervereinigten IndyCar-Saison, und angesichts der aktuellen Finanzkrise muss man sich einmal vor Augen halten, welche Auswirkungen diese Krise wohl gehabt hätte, wenn die beiden US-Serien noch immer getrennt voneinander fahren würden.

Glück im Unglück wäre wohl ein passender Terminus, der jedoch noch eine ganz andere Bedeutung erlangen könnte: Denn erstens wird bis zum Frühjahr 2009 noch wertvolle Zeit vergehen, in der möglicherweise der eine oder andere Sponsor gefunden werden kann.

Und zweitens gibt es da noch die Personalie Helio Castroneves und dessen Steuerprozess, der fünf Wochen vor dem Saisonauftakt beginnen wird. Nicht wenige Szenebeobachter sind der Meinung, dass Roger Penske seinen Starpiloten befristet freistellen wird, denn dem Brasilianer droht eine Haftstrafe. Das wäre die Chance für einen der vier IndyCar-Piloten, zumindest übergangsweise in einem Top-Auto zu sitzen.