• 08.09.2008 01:13

  • von David Pergler

Chicagoland: Castroneves siegt, Dixon ist IndyCar-Meister!

Helio Castroneves hat Scott Dixon im zweitengsten Finish aller Zeiten niedergerungen, doch der Neuseeländer ist der neue IndyCar-Champion 2008

(Motorsport-Total.com) - Das spannende Meisterschaftsfinale in Chicagoland ist mit einem spektakulären Höhepunkt zuende gegangen: In einem hauchdünnem Photofinish schlug Helio Castroneves (Penske) seinen Titel-Rivalen Scott Dixon (Ganassi) um geradezu lächerliche 0,0033 Sekunden, die zweitengste Siegesentscheidung der IRL-Geschichte. Doch das sollte "Spiderman" nichts mehr nützen, durch seinen zweiten Platz hat der Neuseeländer seinen zweiten IndyCar-Titel fest in Stein gemeißelt und sich die Champions-Krone 2008 aufgesetzt.

Titel-Bild zur News: Scott Dixon

Scott Dixon reichte Platz zwei zum IndyCar-Titel 2008

Niemand hat mehr ernsthaft an einen Titel von Castroneves geglaubt, doch der Brasilianer hat in Chicagoland eine unglaubliche Show geboten, welche den Neuseeländer ziemlich ins Schwitzen gebracht haben dürfte. Castroneves hat sich in Chicagoland durchaus den Titel "Man of the Race" verdient und führte trotz seines anfänglichen Handicaps die meisten Rennrunden an, während Dixon gleichzeitig den Haupteil des Meisterschaftsfinales im vorderen Mittelfeld feststeckte.#w1#

Teilweise lag gegen Rennmitte ein wenig die Sensation in der Luft, dass es für den Penske-Piloten doch noch zum Titel reichen könnte. Castroneves, der aufgrund seiner Strafe von ganz hinten ins Rennen gegangen war, legte mit einer gehörigen Portion Wut im Bauch einen Megastart hin, wühlte sich innerhalb der ersten Umläufe wie ein Berserker durch das Feld und es dauerte keine 30 Runden, bis er in den Top 10 angekommen war. Von dort aus kämpfte er sich weiter nach vorne und konnte nach der zweiten Boxenstoppwelle sogar die Führung übernehmen.

Dixons Titelchancen hingen am seidenem Faden

Helio Castroneves

Helio Castroneves war in Chicagoland der Mann des Rennens Zoom

Gleichzeitig war Dixon um einige Plätze zurückgefallen und an der Ganassi-Box dürften sich bei den Teamverantwortlichen allmählich einige Schweißperlen auf der Stirn gebildet haben. Streckenweise lag Castroneves nämlich an der Spitze und der Neuseeländer nur auf Platz acht - für den Ganassi-Piloten ein Alptraumszenario.

Doch Dixon konnte sich wieder fangen, erwischte seinerseits auch wieder den Anschluss an die Führung und lag auf Platz vier, als das Feld unter gelb 20 Runden vor Schluss zu seinem letzten Boxenstopps abbog. Dank seinen Mechanikern und der guten Lage seiner Box schaffte er von dort quasi in letzter Sekunde den Sprung an die Spitze zurück, nachdem er dank seiner Pole-Position zumindest die ersten paar Runden angeführt hatte.

Castroneves lag im Finalduell auf zwei - eine Zahl, welche "Spiderman" dieses Jahr wohl nicht mehr sehen kann. Der Penske-Dallara setzte alles daran, Dixon zumindest noch den Sieg zu entreißen, wenn schon der Titel verloren war. Parallel bogen die beiden Titelrivalen in die letzte Runde ein und jagten der Zielflagge entgegen. Das Ergebnis war derart knapp, dass zunächst Verwirrung herrschte, wer denn nun eigentlich das Rennen gewonnen habe.

Milka Duno führte teilweise das Rennen an

Scott Dixon

Scott Dixon ist der neue IndyCar-Champion 2008! Zoom

So war es nach den IRL-Strafen der vergangenen Tage ein versöhnliches Finale für die IndyCar: Dixon ist insgesamt verdient Meister geworden, Castroneves hat seinen zweiten Saisonsieg eingefahren, die Strafe von Detroit sollte bei der Endabrechnung keine Rolle mehr spielen und den Zuschauern wurde einer der spannendsten Zieleinläufe der Renngeschichte geboten.

Ryan Briscoe (Penske) war der dritte Mann auf dem Podium bei der Meisterfeier, Tony Kanaan (Andretti-Green) kann mit seinem vierten Platz recht zufrieden sein. Mehrmals konnte er auch, besonders zu Beginn des Rennens, die Führung unter Druck setzen. Will Power wurde dahinter starker Fünfter. Danica Patrick (Andretti-Green) war eigentlich das ganze Rennen solide in den Top 10 platziert, doch "Supergirl" verlor die vielversprechende Position wieder, als sie vorzeitig zum finalen Stopp kommen musste.

Um Runde 140 herum kam es zu einer kuriosen Szenerie im Rennklassement. Kurz zuvor war Ernesto Viso (HVM) aufgrund eines Plattfußes heftig in der Wand eingeschlagen, so dass das Safety-Car ausrücken musste. Die sich anbietende Boxenstopp-Phase wurde von fast allen Fahrern genutzt - bis auf Milka Duno (Dreyer-and-Reinbold)! Durch ihren Verzicht auf einen Stopp wurde die Venezolanerin auf Platz eins gespült und sammelte so die ersten Führungsrunden ihrer IRL-Karriere.

Hideki Mutoh ist nun "Rookie of the Year"

Milka Duno

Milka Duno holte ihr bestes Saisonresultat Zoom

Kaum war das Rennen wieder freigegeben, fackelten die Verfolger Castroneves und Briscoe nicht lange und entrissen Duno sogleich diesen Platz gar nicht gentlemanlike wieder. Zumindest reichte es für die Dreyer-and-Reinbold-Pilotin im Ziel zu Rang 14 und damit ihrem besten Saisonresultat.

Sarah Fisher, die dritte Rennamazone im Feld, musste nach einen heftigen Abflug das Rennen aufgeben. Ein gutes Rennen lieferte Dan Wheldon (Ganassi) ab. Der künftige Panther-Pilot, der bei Ganassi bald seinen Abschied feiern wird, war einer der größten Verfolger von Castroneves, mit dem er sich mehrmals um Position eins duellierte.

Am Ende aber sollte der Brasilianer siegen, der von ganz hinten nur 77 Runden benötigte, um sich an die Spitze zu setzen und der sich mit den meisten Rennrunden in der Tasche nicht den Vorwurf machen muss, es hätte an ihm gelegen - "Spiderman" hat sein Chicagoland-Soll voll und ganz erfüllt.

Mit 17 Punkten Vorsprung hat sich Dixon nach 2003 erneut die Meisterkrone aufgesetzt - angesichts eines derart knappen Resultat wird es so mancher Fan bedauern, dass in Surfers Paradise keine Punkte vergeben werden. Hideki Mutoh hat die Anfängerwertung für sich entscheiden können und ist nun "Rookie of the Year".