Tom Dillmann: Vom Meisterteam auf die Ersatzbank

Für Tom Dillmann sollte sich 2014 die große Meisterschaftschance ergeben, doch in der GP2 ist der Franzose nur noch Edel-Reservist - Neue Karriere bei Porsche?

(Motorsport-Total.com) - 2014 sollte das Jahr des Tom Dillmann werden. Der Franzose hatte sich mit guten Leistungen für eine Weiterverpflichtung beim Meisterteam Russian Time empfohlen und wollte in dieser Saison den großen Sprung in der GP2-Serie schaffen, doch stattdessen muss sich der Franzose als Gelegenheitsfahrer durch die Saison schleppen. Denn nach dem plötzlichen Tod von Russian-Time-Teamchef Igor Mazepa und der folgenden Trennung von der Oscherslebener Motopark-Truppe war auch der Deal mit Dillmann hinfällig.

Titel-Bild zur News: Tom Dillmann

Tom Dillmann ist in der GP2 nur noch Ersatz, dabei allerdings erste Wahl Zoom

"Es war enttäuschend, weil 2014 wirklich das Jahr sein sollte, in dem ich die Chance habe, mein Können zu zeigen", reflektiert der Franzose gegenüber 'The Checkered Flag'. "Ich hatte nur eine halbe Saison Erfahrung, als wir 2013 angefangen haben. 1,5 Saisons Erfahrung zu haben und bei einem guten Team zu sein, war meine Chance zu beweisen, wie gut ich bin. Ich glaube, dass wir zusammen mit Motopark ein Titelkandidat hätten sein können."

Doch Russian Time setzte lieber auf die Dienste der in der GP2 bekannten iSport-Mannschaft und auf die Fahrer Mitch Evans und Artjom Markelow. Für Dillmann blieb nur die Rolle des Ersatzpiloten: In Spanien ersetzte der 25-Jährige den verletzten Andre Negrao bei Arden, seit Hockenheim ist er für Alexander Rossi bei Caterham involviert. Anscheinend ist der Franzose mittlerweile die erste Anlaufstelle, wenn ein kurzfristiger Ersatz gesucht wird, was er durchaus als Qualität sieht.

Joker Dillmann sticht

"Das zeigt, dass ich eine gute Wertschätzung im Fahrerlager genieße. Nicht nur in Sachen Speed, sondern auch in Sachen Feedback. Alle Teams und Ingenieure, mit denen ich gearbeitet habe, sind sehr zufrieden, darum seht ihr mich auch noch in der GP2", sagt er. Sein Können hat Dillmann auch in dieser Saison schon unter Beweis gestellt. Bei seinem einmaligen Einsatz für Arden fuhr er gleich auf das Podest und sorgte auf einen Schlag für 14 der bisherigen 17 Teampunkte, den Caterham stellte er in Budapest und Hockenheim in die erste beziehungsweise zweite Startreihe.


GP2-Serie in Budapest

"Ich denke, das war gut. Ich habe das Maximum aus dem Material in den Qualifyings und den Rennen herausgeholt und habe Arden und Caterham mit guten Resultaten geholfen und ihnen gutes Feedback gegeben, um ihr Auto zu verbessern", ist Dillmann sehr zufrieden mit seinen gezeigten Leistungen. Überrascht davon ist er allerdings nicht: "Um ehrlich zu sein, könnte ich auch eine gute Leistung abliefern, wenn ich ein Jahr lang kein GP2-Auto angefasst hätte. Ich weiß, was ich im Auto tun muss. Es ist wie Fahrradfahren, das verlernt man nicht."

Neue Karriere bei Porsche?

Ob er noch zu weiteren Einsätzen kommen wird, steht allerdings nicht fest. Trotz Angeboten von mehreren Teams entschied sich Dillmann in Hockenheim und Budapest für ein Engagement bei Caterham, doch was nach der Sommerpause ist, wird sich erst zeigen, wenn die Fahrer in Spa eintrudeln. Ein festes Cockpit kann sich der Franzose aufgrund des fehlenden Budgets nicht leisten, weshalb auch der Weg in die Formel 1 für ihn wohl zum Stocken kommt.

Tom Dillmann

Zuletzt durfte sich der Franzose als Ersatz von Alex Rossi bei Caterham verdingen Zoom

Stattdessen hält er sich derzeit als Werksfahrer im französischen Porsche-Carrera-Cup fit. Doch das Notprogramm könnte sich für ihn als neue Karriereleiter entwickeln. "Ich möchte ein Werksfahrer sein", bestätigt Dillmann seinen neuen Plan. "Ich fahre nun für Porsche und mein nächstes Ziel ist, die Porsche-Leiter weiterzuverfolgen. Das ist einer der besten Wege für einen Fahrer wie mich, der nicht das passende Budget hat, ein Profirennfahrer zu werden."

Das ultimative Ziel stellt für Dillmann nun der Einsatz in einem LMP1-Porsche dar, nachdem sich der Traum von der Formel 1 wohl zerschlagen hat. Das bedauert der Franzose: "Ich sage nicht, dass ich Formel-1-Material bin, aber ich glaube, dass ich das Talent habe. Allerdings muss ich es erst noch beweisen, was ich bislang aber nicht habe. Aber ich hatte auch nie eine faire Chance. 2014 sollte diese Chance sein." Doch wer weiß, wann der Telefonhörer im Hause Dillmann das nächste Mal klingelt.