Teamvorschau Formel E 2015/2016: Die Sorgenkinder

Aguri, Andretti und Trulli: In der heutigen Teamvorschau für die neue Saison der Formel E dreht sich alles um die bisherigen Sorgenkinder

(Motorsport-Total.com) - Am Samstag startet die Formel E in Peking in ihre zweite Saison. Für das neue Jahr hat sich in der Elektrorennserie einiges geändert. Zwar ist das Auto im Grunde noch das gleiche wie in der ersten Saison, doch über den Sommer durften die Teams den ersten Entwicklungsschritt in Angriff nehmen: den Antrieb. Es gibt verschiedene Konzepte, die sich die zehn Teams für 2015/2016 ausgedacht haben. Wir stellen euch in den Tagen vor dem Saisonauftakt die Rennställe noch einmal genauer vor. Heute: die Sorgenkinder!

Titel-Bild zur News: Simona de Silvestro

Wenn gefahren wurde, dann nicht lange: Die Sorgenkinder der Formel E Zoom

Land: Japan
Fahrer 1: Antonio Felix da Costa (Portugal)
Fahrer 2: Nathanael Berthon (Frankreich)
Teamchef: Mark Preston
Fahrzeug: SRT01_E
Platzierung Vorjahr: 7. (66 Punkte)

Das Team Aguri startet mit ungünstigen Vorzeichen in die neue Saison. Der Rennstall von Gründer Aguri Suzuki, der unter Super Aguri bereits in der Formel 1 an den Start gegangen war, hatte als einziger beschlossen, mit dem alten Material der ersten Saison an den Start zu gehen. Gegenüber der Konkurrenz, die allesamt ein neues Paket entwickelt haben, ist man damit erst einmal im Hintertreffen.

Bei den Japanern hat man sich dieses Manko allerdings als neues Credo auf die Fahnen geschrieben: "Wir wollen uns eher darauf konzentrieren, das Vorhandene zu konsolidieren", sagt Teamchef Mark Preston vor der Saison. Deswegen behält das Team auch Antonio Felix da Costa an Bord, der schon im Debütjahr für Aguri unterwegs war und in Buenos Aires den einzigen Sieg herausfahren konnte - auch wenn der Portugiese am Saisonende wohl aussetzen muss, weil sich Termine mit der DTM überschneiden.


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Als zweiten Piloten verpflichtete man den Franzosen Nathanael Berthon, der in der GP2-Serie bis auf einen Sieg in vier Jahren keine Bäume ausreißen konnte und neu in der Serie ist. Doch Berthon ist optimistisch: "Ich denke, wir können eine sehr gute Saison erwarten. Aguri hat in der Sommerpause daran gearbeitet, das bewährte Paket zu verbessern." Dass man nicht chancenlos sein wird, erwartet auch das Team selbst, denn "auch wenn man beim Antrieb begrenzt ist, können wir dennoch an anderen Aspekten des Autos arbeiten", sagt Preston.

"Es gibt so viele Parameter, von daher glaube ich nicht, dass wir groß im Nachteil sein werden. Im Gegenteil: Zu Beginn des Jahres werden wir im Vorteil sein", glaubt der Teamchef. Denn während die Konkurrenz eventuell noch mit den Kinderkrankheiten zu kämpfen haben wird, hat Aguri ein bekanntes und bewährtes Paket am Start. Doch im Laufe der Zeit müssten sich die entwickelnden Teams einen Vorteil erarbeiten.

Andretti

Land: USA
Fahrer 1: Simona de Silvestro (Schweiz)
Fahrer 2: Robin Frijns (Niederlande)
Teamchef: Roger Griffiths
Fahrzeug: SRT01_E
Platzierung Vorjahr: 6. (119 Punkte)

Wie Aguri, so setzt auch das Andretti-Team in der zweiten Saison auf den bewährten McLaren-Antrieb - das allerdings unfreiwillig. Denn die Amerikaner hatten eigentlich vor, mit dem neuen ATEC-01 der eigens gegründeten Technologieabteilung an den Start zu gehen, doch die Saisonvorbereitung war ein einziges Debakel. An den ersten fünf Testtagen in Donington traten vermehrt Software-Probleme auf, sodass man kaum zum Fahren kam und die Reißleine ziehen musste.

Einen Tag vor Testschluss rüstete man auf die alte Technologie zurück und geht daher nun mit einem Handicap in die neue Saison. Doch wie Aguri, so hofft man auch im Lager des amerikanischen Traditionsteams auf dicke Punkte bis Weihnachten. Dafür sorgen soll unter anderem Simona de Silvestro, die schon beim Saisonfinale in London im Einsatz war und nun eine Vollzeitanstellung bekommt.


Formel E: Team Andretti vor Saison 2

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Im vergangenen Jahr setzte das Team gleich acht verschiedene Piloten ein, manche teilweise nur für ein Rennen, doch das soll nun vorbei sein: "Der Plan ist, dass wir Simona das ganze Jahr über im Auto behalten", bestätigt Teamgründer Michael Andretti und lobt die Schweizerin: "Sie ist technisch versiert und schnell. Man hat definitiv noch nicht das Beste von ihr gesehen. Wenn sie erst einmal Erfahrung im Auto hat, wird sie bei den Besten sein."

Im zweiten Cockpit des nun blauen Autos wird vorerst der Niederländer Robin Frijns Platz nehmen, der sein Debüt in der Serie feiern und erstmals seit seinem GP2-Engagement für Hilmer vor zwei Jahren wieder in einem Formelboliden fahren wird. "Wir fühlen, dass wir mit ihm und Simona ein starkes Team auf die Beine gestellt haben", sagt Andretti. Und die Entwicklung wird parallel auch weiter laufen, denn die dritte Saison soll wieder mehr werden als nur ein Übergangsjahr.

Trulli

Land: Schweiz
Fahrer 1: Vitantonio Liuzzi (Italien)
Fahrer 2: Salvador Duran (Mexiko)
Teamchef: Lucio Cavuto
Fahrzeug: Motomatica JT-01
Platzierung Vorjahr: 10. (17 Punkte)

Das größte Sorgenkind vor der anstehenden Saison ist zweifelsohne das Trulli-Team. Schon in der abgelaufenen Saison war das Team um den ehemaligen Formel-1-Sieger Jarno Trulli das Schlusslicht, weil man die Probleme mit dem Antrieb nicht in den Griff bekam. Immer wieder betonte man, wie sehr man dem neuen Antrieb von Motomatica entgegenfiebere, doch die Vorbereitung war ein Schuss in den Ofen.

Bereits vor den offiziellen Testfahrten in Donington konnte man keinen einzigen Meter zurücklegen, und auch beim gemeinsamen Test in Großbritannien blieben die Garagentore meist geschlossen. Immer wieder wurde das Rollout des Schweizer Teams verschoben, und erst am letzten Testtag konnte Vitantonio Liuzzi einige wenige Runden drehen, ohne jedoch eine Zeit zu setzen.


Formel E: Team Trulli vor Saison 2

Salvador Duran und Vitantonio Liuzzi stehen mit dem Trulli-Team vor einer schwierigen Aufgabe. Weitere Formelsport-Videos

Einen Rückschritt auf die Technologie der ersten Saison hatte man bislang kategorisch ausgeschlossen, weil man von seinem neuen Antrieb überzeugt ist. "Beim Projekt für die nächste Saison haben wir mehr Kontrolle. Wir sollten dadurch das Auto und die Probleme besser verstehen", meinte Teamgründer Jarno Trulli im Sommer. Für das Team muss man hoffen, dass dies im Laufe der Saison auch der Fall sein wird.

Trulli selbst hat sich mittlerweile vom aktiven Rennfahrerleben zurückgezogen und wird die Formel E 2015/2016 nur von der anderen Seite des Kommandostands aus mitverfolgen. Als erfahrenen Piloten hat man dafür Vitantonio Liuzzi im Team behalten, der bereits die zweite Saisonhälfte mit dem Team bestritt. An seiner Seite wird der Mexikaner Salvador Duran fahren, der zuvor für Aguri unterwegs war.