• 17.05.2014 20:17

  • von Dominik Sharaf

Sousa gewinnt Nervenschlacht auf den Azoren

Für den Ford-Piloten aus Portugal war der Weg zum ersten ERC-Erfolg steinig: Haufenweise Technikprobleme und ein Herzschlagfinale gegen Peugeot-Star Abbring

(Motorsport-Total.com) - Der Triumph spielte sich 1.369 Kilometer entfernt von seinem Zuhause ab - und doch war der erste Gesamterfolg im Rahmen der Rallye-EM (ERC) ein Heimsieg für Ford-Pilot Bernardo Sousa. Am Samstag sicherte sich der Portugiese bei der fünften Saisonstation auf den Azoren Platz eins, nachdem er ein nervenaufreibendes Duell gegen Peugeot-Konkurrent Kevin Abbring mit einer Bestzeit auf der 17. und letzten Etappe für sich entschieden hatte. Am Ende trennten die beiden 6,2 Sekunden.

Titel-Bild zur News: Bernardo Sousa

Bernardo Sousa war reif für die Insel - und den ersten ERC-Erfolg seiner Karriere Zoom

Im Fiesta RRC hatte Sousa genau dann aufgedreht, als es zählte, schließlich schien der Niederländer am Schlusstag über weite Strecke der schnellere der beiden Rivalen zu sein, allerdings waren technische Probleme omnipräsent. Für die Niederlage Abbrings im brandneuen 208 T16 RS war auch eine Zehn-Sekunden-Strafe verantwortlich: Die Sanktion hatte er dafür aufgebrummt bekommen, dass er verspätet zum Start der elften Etappe erschienen war.

Die Peugeot-Crew hatte noch daran gearbeitet, das Problem mit der Servolenkung, das Abbring am Freitag viel Zeit gekostet hatte, in den Griff zu bekommen. Dritter wurde überraschend der 43-jährige Oldie Jean-Michel Raoux (Peugeot 207 S2000), der von Pech und Unvermögen der Konkurrenz profitierte.

Motor, Startvorrichtung, Reifenschaden...

Der Reihe nach: Schon am Vormittag hatten beide Piloten diverse Probleme zu beklagen. Als der Schlusstag der Rallye mit dem zwölften Abschnitt eröffnet wurde, zickte sowohl unter der Haube des Peugeot als auch unter der des Ford der Motor. "Manchmal habe ich Leistung, manchmal nicht. Vielleicht ist es die Einspritzung", schildert der schon zu diesem Zeitpunkt zweitplatzierte Abbring, der den Rückstand auf Sousa auf 10,7 Sekunden verkürzte, die Bestzeit aber Ricardo Moura (Ford Fiesta RS) überlassen musste.


Fotos: ERC auf den Azoren


Apropos Sousa: Der 27-jährige Lokalmatador stimmt in das Klagelied beim Thema Motor ein. "Keine Ahnung, ob das mit der Höhenlage zusammenhängt. Das kann schon ein Grund sein", rätselt der Portugiese. "Es fehlt einfach etwas an Leistung." Bei Sousa streikte auch die Startelektronik des Fiesta RRC: "Wir haben keinen weiteren Sensor, also gibt es nichts, was wir unternehmen könnten. Ich hörte, dass das Teil rund 1.000 Euro kosten soll. Ich verliere an jedem Start drei Sekunden. Ich spiele mit der Kupplung, aber da muss ich vorsichtig sein, sonst ist die demnächst auch im Eimer."

Raoux profitiert von Gryazin-Unfall

Ehe es in den Servicepark ging, setzten auf den Wertungsprüfungen 13 und 14 erneut Moura sowie der außer Konkurrenz wiedereingestiegene Mitfavorit Kajetan Kajetanowicz (Ford Fiesta RS) die Bestmarken. Die strauchelnden Gesamtführenden lieferten sich dahinter ein enges Duell, in dem Sousa seinen Vorsprung bis zur Reparaturpause auf 19,1 Sekunden vergrößerte - auch, weil Abbring nach einer Wasserdurchquerung Bekanntschaft mit einem Straßengraben machte: "Ich lenkte ein und es stand mehr Wasser als erwartet. Ich hatte Aquaplaning, rutschte nach außen und wir haben uns gedreht." Das Peugeot-Ass ärgert sich mächtig: "Das hätte nicht passieren dürfen."

Kevin Abbring

Kevin Abbring musste sich auf den Azoren mit Platz zwei begnügen Zoom

Abbring fand auf den Etappen 15 und 16 zurück zu alter Stärke. Mit zwei Erfolgen auf beiden Abschnitten verkürzte er den Rückstand auf Sousa auf 5,1 Sekunden, auch weil der einen Plattfuß zu beklagen hatte. Alle Podiumshoffnungen dahin waren für Vasily Gryazin: Bis dato mit komfortablem Vorsprung auf Platz drei liegend versenkte der erst 20-jährige Lette seinen Ford Fiesta S2000 in einer 90-Grad-Linkskurve neben der Fahrbahn. Der Schaden hielt sich in Grenzen, Weiterfahren aber ausgeschlossen. Raoux staubte ab: "Ich bin sehr glücklich und sehr überrascht."

Der Einfluss der Azoren-Rallye auf die ERC-Gesamtwertung hält sich in Grenzen, nachdem Skoda auf den Trip auf die Atlantikinseln verzichtet hatte. Es führt weiter der Finne Esapekka Lappi (98 Punkte) vor dem an diesem Wochenende glücklosen Peugeot-Piloten Craig Breen (69) und der Skoda-Hoffnung Sepp Wiegand (48). Der Sachse wird sich glücklich schätzen, dass der punktgleiche Gryazin ein gutes Azoren-Resultat leichtfertig in den Straßengraben warf.

Gesamtwertung nach 17 von 17 Wertungsprüfungen (Top 10):
01. Bernardo Sousa (Ford Fiesta RRC) - 2:43:56.7 Stunden
02. Kevin Abbring (Peugeot 208 T16 R5) +6,2 Sekunden
03. Jean-Michael Raoux (Peugeot S2000) +7:51.9 Minuten
04. Robert Consani (Peugeot 207 S2000) +9:18.8
05. Luis Rego (Mitsubishi Lancer Evo IX) +10:07.5
06. Ricardo Teodosio (Mitsubishi Lancer Evo IX) +10:11.2
07. Ruben Rodrigues (Mitsubishi Lancer Evo IX-R4) +10:15.8
08. Antonin Tlustak (Subaru Impreza R4) +11:15.5
09. Pedro Vale (Subaru Impreza WRX Sti) +11:39.1
10. Stephane Lefebvre (Peugeot 208 Vti) +12:05.2