• 03.09.2008 17:28

  • von Stefanie Szlapka

Titelkampf: Vier Kandidaten und vier Helfer

Zwei Audi- und zwei Mercedes-Piloten haben noch Chancen auf den Titel, dazu kommen noch jeweils zwei Helfer - Rechenspiele dürfen beginnen

(Motorsport-Total.com) - Mit Barcelona, Le Mans und Hockenheim stehen den Piloten noch drei Rennen in dieser Saison bevor. Realistisch haben nur noch vier Fahrer Chancen auf die Meisterschaft: Timo Scheider, Paul di Resta, Jamie Green und Mattias Ekström. Wobei Scheider mit 54 Punkten und neun Zählern Vorsprung auf Green und di Resta und zehn Zählern auf Ekström die besten Karten auf den Gesamtsieg hat. Bei noch 30 zu vergebenen Punkten kann allerdings noch viel passieren.

Titel-Bild zur News: Timo Scheider

Timo Scheider hat derzeit die besten Chancen auf den DTM-Titel 2008

Audi und Mercedes haben beide noch zwei Eisen im Feuer. Dementsprechend bleiben auch bei beiden Herstellern zwei weitere Piloten in aktuellen Fahrzeugen übrig, die ihren Kollegen im Titelkampf unterstützend zur Seite stehen könnten. Bei Audi ist für Martin Tomczyk und Tom Kristensen der Meisterschaftszug eindeutig abgefahren. Gleiches gilt für Bernd Schneider bei Mercedes. Dessen Teamkollege Bruno Spengler dagegen will mit seinen 31 Punkten noch nicht endgültig aufgeben.#w1#

Auch die Plätze spielen eine Rolle

Timo Scheider hätte es mehr als verdient, von seinen Teamkollegen unterstützt zu werden. Schließlich hatte er in der vergangenen Saison mehr als einmal im Sinne des Teams gehandelt und gute Positionen hergegeben. Schon damals hoffte er: "Vielleicht bin ich auch einmal in dieser Situation und dann hoffe ich, dass mir die anderen auch helfen." Aber er ist auch realistisch: "Neun Punkte sind ein guter Vorsprung, aber keiner, mit dem wir uns zurücklehnen können. Wir müssen hart kämpfen."

Mit seinem zweiten Saisonsieg in Brands Hatch hat er sich auch noch einen weiteren Gefallen getan. Schließlich ist es nicht abwegig, dass es zu einem Punktgleichstand am Ende der Saison kommen kann. In Brands Hatch konnte Scheider in Sachen Anzahl der Siege mit seinen Rivalen Green und Ekström gleichziehen. Auf Scheiders Konto stehen noch drei zweite Plätze - mehr als bei den anderen beiden. Jedoch konnte di Resta bisher ebenfalls drei zweite Plätze holen. Der Schotte hat zwar bisher nur einen Sieg, aber das kann sich noch ändern. Rechenspielchen sind also schon fast vorprogrammiert.

Titelverteidiger Ekström muss von hinten keine Gefahr mehr fürchten - er blickt nur noch nach vorn. Als fairer Teamkollege macht er sich aber auch Gedanken über den Vorsprung Scheiders: "Der Vorsprung kann sehr schnell weg sein, da braucht in einem Rennen nur etwas zu passieren. Das muss nicht einmal die Schuld des Fahrers sein. Wir müssen uns jetzt alle konzentrieren." Aber jeder, der den Schweden kennt weiß: Gibt es für ihn selbst eine Chance auf den Sieg, wird er sie ergreifen.

Die zwei Gleichen

Auf ein heißes Duell bei Mercedes dürfen sich die Fans auf jeden Fall freuen. Mit seinem guten Rennen und dem zweiten Platz in Brands Hatch konnte sich di Resta auf den zweiten Rang punktgleich mit Green setzen, der an dem Wochenende nur Vierter wurde. Der Schotte hatte sich in den letzten Rennen immer weiter nach vorne geschoben. Doch er weiß, dass es in den letzten Rennen nicht einfach werden wird: "Timo muss in den nächsten Rennen nur rund drei Punkte pro Rennen holen. Das wird sehr knapp."

Für Green ist allein diese gute Ausgangsposition ein Erfolg. Viele hatten ihn Mitte der Saison 2007 schon abgeschrieben, bis er mit den Siegen in Barcelona und Hockenheim seinen Durchbruch erlebte. "Unser Paket hat gut funktioniert, wenn man bedenkt, dass wir zehn Kilogramm schwerer waren", gibt sich Green optimistisch. "Beim nächsten Rennen sind wir wieder gleich schwer. Ich rechne nicht mit der Hilfe von den anderen, ich schaue auf mich und dass ich das Beste aus meinem Auto heraushole. Auf jeden Fall muss ich mich besser qualifizieren, als ich es dieses Wochenende getan habe."

Vier kleine Helferlein

Doch da gibt es noch vier weitere Fahrer, die in einem aktuellen Boliden sitzen. Pro Hersteller zwei, die sich mit ihrer Rolle als Wasserträger anfreunden müssen. Natürlich können auch die Jahreswagen ein Wörtchen mitreden. Doch auch bei ihnen ist die Richtung klar. Zudem haben die vergangenen Rennen gezeigt, dass sie es kaum in die Spitzengruppe schaffen. Dort werden aber die Punkte vergeben und dort kann man sie anderen abknüpfen.

Ein fast unverbesserlicher Optimist ist Bruno Spengler. Der Kanadier hat jetzt immerhin schon einen Rückstand von 23 Punkten, doch er will einfach noch nicht aufgeben: "Es ist schwer für mich jetzt in der Meisterschaft. Aber es kann immer etwas passieren in der DTM. Mein Ziel ist jetzt: Volle Attacke, vorne fahren und gewinnen." Schließlich wird ja erst nach Hockenheim endgültig angerechnet und bis dahin werden noch 30 Punkte vergeben.

Aber der Kanadier ist auch Realist genug, um zu wissen, dass andere in der Meisterschaft besser stehen: "Sollte sie Situation kommen, dass ich ihnen helfen muss, dann werde ich das für mein Team tun. Doch zuerst konzentriere ich mich auf mich." Doch Spengler als Meister käme fast einem Wunder gleich. Dafür wäre er zu sehr auf die "Hilfe" seiner Konkurrenten in Form von Fehlern und Ausfällen angewiesen.

Rein rechnerisch hätte auch noch Martin Tomczyk Chancen auf den Titel, aber bei 28 Zählern Rückstand sogar noch weniger als Spengler. Wie schon so oft in den vergangenen Jahren stellt er sich wieder in den Dienst des Teams: "Wir fahren für das Team und es ist immer schöner, wenn vier Ringe gewinnen als ein Stern." Trotzdem trauert er um eine weitere verpasste Möglichkeit, selbst ganz oben zu stehen: "Es ist zwar schade, dass ich nicht das Ziel verfolgen konnte, um die Meisterschaft zu fahren, aber dafür haben wir zwei andere gute Fahrer."

So ist es für ihn keine Frage, seine Teamkollegen Scheider und Ekström zu unterstützen. Wobei er dem Deutschen durchaus zutraut, die Meisterschaft alleine zu managen: "Timo ist wirklich auf einem Superniveau momentan und wenn er das beibehält, wird es für uns umso einfacher."

Timo Scheider ist in der glücklichen Lage einen taktischen Vorteil zu haben. Green und di Resta müssen mindestens um zwei Plätze vor dem Deutschen ins Ziel kommen, um ihn in der Tabelle zu überholen. Und sie müssen dabei noch darauf achten, sich nicht gegenseitig die Punkte zu stehlen. Jetzt bleibt nur noch zu hoffen, dass Barcelona 2008 nicht zum Déjà-vu von 2007 wird und die Meisterschaftskandidaten plötzlich im Kies stehen.