• 14.11.2008 14:28

  • von Britta Weddige

Finanzkrise: Kurs halten in unruhigen Gewässern

Wolfgang Ullrich und Norbert Haug über die weltweite Finanzkrise, die teilweise auch massive Auswirkungen auf den Motorsport hat

(Motorsport-Total.com) - Die Finanzkrise hat Bereiche des Motorsports eiskalt erwischt. Besonders deutlich macht sich das in der Formel 1 und in kleineren Serien bemerkbar. Die Situation hat die Formel 1 zu einem drastischen Sparkurs veranlasst. Großsponsoren wie Banken sind in finanzielle Schieflage gekommen, das Geld droht bald an vielen Ecken und Enden zu fehlen.

Titel-Bild zur News: Norbert Haug, Wolfgang Ullrich

Haug und Ullrich nehmen die Finanzkrise nicht auf die leichte Schulter

Auch die Automobilindustrie leidet, die Verkäufe sind klar zurückgegangen. Mit im Boot sitzen die Zulieferer, von denen einige inzwischen Kurzarbeit einführen oder ihre Beschäftigten in den Zwangsurlaub. Noch ist nicht abzusehen, wie weit die Spirale nach unten führt. Und ein weiterer Aspekt: Wenn die Menschen mehr auf ihr Geld achten müssen, sparen viele zuerst an Freizeitvergnügen wie dem Rennbesuch.#w1#

Wie ist die Lage in der DTM, einer Serie, die sich ganz auf Hersteller stützt? Auf die leichte Schulter wird die Finanzkrise auch hier nicht genommen, aber Panik herrscht bei weitem noch nicht: "Ich glaube, wir sind alle damit beschäftigt, dass sich momentan in der Finanzwelt sehr viel tut", sagte Audi-Sportchef Wolfgang Ullrich. "Ich denke aber, dass es falsch ist, sowohl privat als auch als Firma, überzureagieren. Man muss selbständig auf alle diese Aktionen sehr sauber reagieren und die Zukunft vorbereiten. Aber ich denke, dass ein großes Produkt und ein sehr gutes Produkt immer noch einen Vorteil gegenüber minderen Produkten haben. Deshalb ist die DTM sehr gut aufgestellt."

Dem pflichtet Mercedes-Sportchef Norbert Haug bei. Er hat vor allem keinerlei Sorge, dass die Fans beim Vergnügen DTM-Besuch sparen: "Wenn ein ausverkauftes Haus Krise ist, dann hilft die Krise der DTM, denn so voll wie in Hockenheim war es noch nie", so Haug. "Die DTM hat ein Preis/Leistungs-Verhältnis, das jeder Finanzkrise trotzt. Mehr Spaß für weniger Geld gibt es nicht für die ganze Familie. Und das scheint mir auch das Erfolgsrezept zu sein. Hier kommen mehr Leute als zum Grand Prix, allerdings auch zu einem Zehntel des Durchschnittspreises. Das wird auch eine kleine Rolle spielen. Es wird den Leuten sehr, sehr viel geboten."

Doch nicht nur die Fans, sondern auch die engagierten Automobilhersteller finden laut Haug in der DTM ein gutes Preis/Leistungs-Verhältnis vor: "Insgesamt sind die Budgets vernünftig und die Gegenwerte, die man in Publikationen und im Fernsehen, groß. Diese Gegenrechnungen können sich sehen lassen. Eine DTM zeitigt heute in Deutschland etwa ein Viertel der Druckauflage der verkauften Auflage der Formel 1. Auch die Fernsehzahlen bewegen sich in etwa auch in dem Bereich. Wenn die Formel 1 40 bis 50 Millionen generiert, dann schafft die DTM zehn oder zwölf Millionen. Für eine nationale Serie mit fünf Auslandsrennen ist das sehr bemerkenswert."

Das ist für Haug aber kein Grund, dass die Hersteller und die DTM nun sorglos weitermachen können wie bisher: "Es gibt fraglos eine Finanzkrise", räumte der Schwabe ein. "Aber mit harter Arbeit und guter Disziplin schafft man das. Es ist noch ein Klagen auf sehr hohem Niveau. Doch wir müssen uns darauf einstellen, dass es sehr, sehr schwierig wird und harte Zeiten kommen. Bei uns gilt für jeden Mechaniker, für jede Sekretärin, für jeden Topmanager: Wir praktizieren das Sparen, wir praktizieren effizientes Geldausgeben. So ist es bei uns und ich kann mir nicht vorstellen, dass es bei VW oder Audi anders sein sollte. Wir müssen in diesem Bereich ganz stringent arbeiten. Das tun wir auch und insofern sind wir sehr gut gewappnet."