• 26.12.2013 13:33

  • von Dominik Sharaf

Aufrecht fordert echte Kerle: "Reicht nicht, dass man nett ist"

Der DTM-Boss ist froh, keine Paydriver in der Serie zu haben, will aber Piloten, die stärker polarisieren: "Spengler für den Stinkefinger zu bestrafen halte ich für falsch"

(Motorsport-Total.com) - Hans-Joachim Stucks DTM-Kritik war gemessen an den Umgangsformen in anderen Serien eine zaghafte Abrechnung mit der Tourenwagen-Serie. Die Aussagen des Präsidenten des Deutschen Motor Sport Bundes (DMSB) schlugen jedoch große Wellen und sind einer der Abseits-Momente der Saison 2013, die den Fans im Gedächtnis haften bleiben werden. Hans Werner Aufrecht, Chef des DTM-Dachverbandes ITR, hält sich zurück, wenn es um einen Konter gegen die Rennsport-Legende geht.

Titel-Bild zur News: Hans Werner Aufrecht

Hans Werner Aufrecht sieht Hersteller, TV-Partner und die Piloten in der Pflicht Zoom

Im Gespräch mit 'Speedweek' gibt sich der 74-Jährige defensiv: "Ein DMSB-Präsident muss sich überlegen, was konstruktiv ist und wie wir gemeinsam vorwärts kommen", so Aufrecht. "Das ist meiner Meinung nach nicht beachtet worden." Auch die Inhalte der Stuck-Schelte findet der Serienboss unberechtigt, schließlich hätten Fahrer wie Mike Rockenfeller und Bruno Spengler ihre vermeintliche Unprominenz nicht selbst zu verantworten. Aufrecht unterstreicht lieber die sportliche Ausgeglichenheit des Feldes.

In der Tat waren die Abstände in der DTM 2013 so klein wie selten zuvor. Praktisch alle 22 Piloten waren in der Ära nach Jahreswagen und Markenzweikampf mit Siegchancen ausgestattet, jeder Hersteller holte mindestens drei Lauferfolge. Für Aufrecht ein Qualitätsmerkmal, mit dem die Formel 1 nicht dienen kann: "Beim sechsten oder siebten Platz fängt das Elend schon an - mit eineinhalb bis zwei Sekunden Rückstand. Wie viele bezahlte Fahrer gibt es denn da noch?", fragt sich der gebürtige Baden-Württemberger.

Die DTM betont, keine so genannten Paydriver in ihren Reihen zu haben, sondern nur Piloten, die sich ihren Platz aufgrund ihres Talents und ihrer Fähigkeiten verdient haben. Diese Maxime infrage gestellt hatte zuletzt der Ex-Formel-1-Fahrer Witali Petrow, der im Gespräch mit russischen Journalisten behauptete, sich das Budget für einen DTM-Drive "innerhalb eines einzigen Tages" organisiert zu haben. "Bei uns werden alle Fahrer bezahlt", unterstreicht Aufrecht. "Jetzt fehlt es nur noch an Kleinigkeiten."


Fotostrecke: DTM Backstage 2013

Derzeit schiebe jeder die Schuld auf andere, wenn es um die leidige Typendiskussion geht. Aufrecht sieht neben TV-Partner 'ARD' und den Piloten selbst auch die Hersteller in der Pflicht. "Früher hat Mercedes im Fernsehen tolle Spots mit Mika Häkkinen geschaltet. Davon habe ich in diesem Jahr nichts gesehen, weder von Audi, noch von Mercedes oder von BMW", wundert er sich und fordert mehr Nachsicht, wenn polarisiert wird: "Es reicht nicht, dass man nett ist. Dass Bruno Spengler Mattias Ekström zurecht den Stinkefinger zeigt und dafür auch noch bestraft wird, halte ich für falsch. Wir müssen den Fahrern die Freiheit geben, zu sagen, was Sache ist."