• 04.10.2011 14:44

  • von Roman Wittemeier

Albuquerque: Wie die DTM ein Leben verändert

Filipe Albuquerque privat: Wie sich das Leben des Audi-DTM-Piloten verändert hat und wie stolz er auf die Arbeit seiner Mutter ist

(Motorsport-Total.com) - Im Oktober 2010 saß Filipe Albuquerque im Zimmer seines Elternhauses in Portugal und musste befürchten, dass seine Rennkarriere möglicherweise ein Ende findet. Der große Traum drohte zu platzen. Doch es folgten ereignisreiche Monate, die eine komplette Kehrtwende brachten. "Unfassbar, wie sehr sich ein Leben innerhalb eines Jahres ändern kann", sagt der Rosberg-Pilot nach seinem zweiten Rang von Valencia im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com'.

Titel-Bild zur News: Filipe Albuquerque

Hofft auf neuen Vertrag: Filipe Albuquerque fühlt sich in der DTM wohl

"Genau vor einem Jahr saß ich zu Hause, mir war langweilig, weil ich kaum Rennen fahren konnte. Damals hatte ich nur acht Rennen in der italienischen GT-Serie. Jetzt ist alles besser. Ich bin 16 oder 17 Wochenenden unterwegs - nicht zu wenig, nicht zu viel. So ist es perfekt", sagt Albuquerque mit strahlenden Augen. Im Dezember 2010 hatte der Portugiese die Durststrecke mit einem Sieg beim Race of Champions beenden können, danach folgte die erfolgreiche Audi-DTM-Sichtung.

Albuquerque ist endlich wieder im Geschäft, so wie es vor einigen Jahren schon einmal der Fall war. 2004 hatte er als Red-Bull-Junior ein umfassendes Einsatzprogramm in gleich drei Serien. Der Aufstieg im Kader um Red-Bull-Berater Helmut Marko schien ihm gewiss. Doch plötzlich ließ man ihn fallen. "Auch aus politischen Gründen", sagt der leidenschaftliche Racer aus Coimbra, der anschließend Schwierigkeiten hatte, seinen Platz im Motorsport zu finden. Die DTM brachte die ersehnte Linderung der Sorgen.

Filipe Albuquerque

Nur noch eine Fernbeziehung: Der Audi-Pilot und seine Freundin Zoom

Albuquerque stellt für die DTM-Aufgaben sein großes Hobby hintenan. Die geliebten Rennen gegen Freunde mit ferngesteuerten Autos finden nur noch selten statt. "Ich habe es in diesem Jahr bisher nur zwei- oder viermal geschafft. Aber beim letzten Mal war es cool: Ich war nicht nur schneller als die anderen, sondern ich konnte auch meinen Wagen besser abstimmen. Und viel besser schrauben", lacht der Portugiese, der dem Rennsport alles unterordnet.

"Anfang des Jahres habe ich noch bei meinen Eltern in Coimbra gewohnt. Dann bin ich mit meiner Freundin zusammen in eine Wohnung in Lissabon gezogen", berichtet er. "Leider musste meine Freundin aber Anfang dieses Monats beruflich nach Brüssel ziehen. Also haben wir die Wohnung in Lissabon wieder aufgegeben. Ich wohne jetzt wieder in Coimbra und besuche sie möglichst oft in Brüssel."

"Wir müssen mal schauen, wie eine solche Fernbeziehung funktioniert. Fest steht, dass es sich keinesfalls auf meine Rennaktivitäten auswirken darf, denn die haben höchste Priorität. Das weiß sie auch", stellt der 26-Jährige klar. "Meine Eltern sind sehr stolz. Sie sehen, dass ihr kleiner Junge jetzt auf eigenen Füßen stehen kann. Sie freuen sich sehr für mich, weil ich meinen Traum verwirklichen konnte und nun vom Motorsport leben kann."


Fotos: DTM in Valencia


"Meine Mutter ist fasziniert. Sie sagt immer: 'Du fliegst quer durch die Weltgeschichte, so wie ich mich von einem Punkt der Stadt zum anderen bewege'. Das stimmt auch. Mein Radius ist sehr groß. Aber das ist natürlich für unsere Generation schon ganz normal", lacht Albuquerque. "Meine Mutter ist Ärztin im Krankenhaus. Sie pendelt zwischen unserem Haus und der Klinik - eine ganz andere Welt, ein anderes Leben. Meine Mutter sagt immer, mein Büro sei halt viel größer als ihres."

"Ich finde aber, dass beispielsweise die Arbeit meiner Mutter viel wichtiger ist als meine", sagt der Audi-Pilot mit nachdenklichem Gesichtsausdruck. "Als Ärztin hilft sie den Menschen. Ich habe beispielsweise einen Freund, der leider an Krebs erkrankt ist. Wir sind mit ihm zu meiner Mutter in die Klinik gegangen. Sie leisten dort dermaßen gute und wichtige Arbeit für Menschen in absoluten Notlagen. Im Motorsport ist es genau das Gegenteil: Hier siehst du nur junge, glückliche, fitte Leute. Mir ist es sehr wichtig, dass ich manchmal das genaue Gegenteil sehe. Das erdet mich. Ich bin so stolz auf meine Eltern."