• 29.07.2013 15:55

  • von Dominik Sharaf

Abenteuerreise DTM: Russland, China und dann?

Ein neues Logistikkonzept macht den Aufbruch der europäischen Serie in die Neue Welt möglich: Dort warten geschotterte Autobahnen, aber keine Motorsport-Kultur

(Motorsport-Total.com) - In der Vergangenheit hat die DTM schlechte Erfahrungen gemacht mit der Expansion ins Ausland. In ihrer zweiten Ära will sie aus Fehlern gelernt haben und geht mit der europäischen Basis-Serie neue Wege. Erste Station auf dem Weg nach Osten ist der Moscow Raceway, wo die Serie am kommenden Wochenende ihre Russland-Premiere feiern wird. 2014 - das steht bereits fest - kehren die Tourenwagen nach China zurück. Dennoch macht Hans-Werner Aufrecht klar: "Die Basis bleibt Deutschland."

Titel-Bild zur News: Ralf Schumacher in Moskau

Ralf Schumacher machte die Menschen in Moskau schon vorab heiß auf die DTM Zoom

Der Chef der DTM-Dachorganisation ITR will an bewährten Standorten wie Hockenheim, dem Nürburgring oder dem Norisring festhalten und weiter eine beträchtliche Anzahl an Rennen im Geburtsland des Championats bestreiten. Derzeit sind es sechs: "Ich kann mir nicht vorstellen, dass diese Zahl sinkt, sondern eher, dass das eine oder andere Auslandsrennen hinzukommt oder sich auswechselt." Kandidaten gibt es viele und das nicht nur auf den begehrten Wachstumsmärkten in Asien.

Im Gespräch ist auch ein Saisonlauf in Abu Dhabi, wo erstmals bei Nacht gefahren werden könnte. Mit drei spanischen Fahrer klang im Paddock auch eine Rückkehr auf die iberische Halbinsel bereits an, die Streckenverantwortlichen im französischen Dijon buhlen um die DTM - von den Spin-Off-Serien in Japan und Nordamerika ganz zu schweigen. Es klingt paradox, dass diese Internationalisierungswelle ausgerechnet durch eine Serie rollen soll, die allenthalben auf Einsparungen bedacht ist. Der Schlüssel zum Aufbruch ist ein gemeinsames Logistikkonzept der Hersteller.

DTM will Motorsport-Kultur fördern

Aufrecht erklärt: "Es ist uns endlich gelungen, ein Logistikkonzept zu erstellen, dass es uns erlaubt, tatsächlich mit geringen Kosten ins Ausland zu gehen. Das hat die Möglichkeit geschaffen, wieder nach China zu kommen." Konkret geht es dabei nach Informationen von 'Motorsport-Total.com' um eine Einigung auf bestimmtes Equipment, das zu einem Rennen verschifft beziehungsweise eingeflogen wird. So soll verhindert werden, dass sich die Wettbewerber einen teuren Wettkampf um die beste Ausstattung an entlegenen Orten liefern.


Fotos: DTM-Präsentation in Moskau


Bei Audi ist man zufrieden, diesen Weg eingeschlagen zu haben: "In China zu fahren ist für uns extrem wichtig. Das sieht man an der WEC (Langstrecken-Weltmeisterschaft, Anm. d. Red.), die DTM ist ein weiterer Baustein", erklärt Rennleiter Dieter Gass und meint, nicht trotz, sondern eben wegen der noch fehlenden Tourenwagen-Kultur in das Reich der Mitte gehen zu müssen. "Dort gibt es noch keine reife Motorsport-Struktur. Deshalb müssen wir dazu beitragen, dass dort etwas aufgebaut wird", so Gass, der auf Audis nationalen GT-Markenpokal verweist.

Hinzu kommt, dass die Premium-Marken nicht nur mit ihren Produkten die Volksrepublik erobern, sondern auch mit ihrer Produktion. "BMW-Mitarbeiter auf den Tribünen sehen zu können ist für uns eine tolle Geschichte", findet Jens Marquardt. Die Münchener schließen sich dem Pioniergeist der Kollegen aus Ingolstadt an: "Es ist wichtig, den Motorsport zu entwickeln. Wir brauchen Leitmotive wie ein DTM-Rennen." Die Serie hat sich auf fünf Jahre vertraglich an China gebunden, das Saisonfinale bleibt jedoch anders als 2010 in Hockenheim.

Wie groß ist die Begeisterung in Russland?

Wo genau in China gefahren wird, ist noch unklar. Der Kandidatenkreis reduziert sich auf die südliche Millionenstadt Guangdong und Schanghai. Ein anderer Stadtkurs als beim ersten Abstecher scheint eine reelle Option, die Formel-1-Bahn unweit der Metropole hingegen nicht. Seine überdimensionierten Tribünen und sein abgelegner Standort sprechen gegen den International Circuit. Letzteres Argument hat die DTM jedoch nicht abgeschreckt, den Moscow Raceway 70 Kilometer vor den Toren der russischen Hauptstadt in ihr Programm aufzunehmen.

Die Vorfreude bei den Verantwortlichen ist groß: "Nachdem, was ich gehört habe, kribbelt es wirklich", sagt Aufrecht über die Stimmung bei den Gastgebern und schwärmt von der DTM-Präsentation im Moskowiter Stadtzentrum: "Wenn wir das, was auf dem Roten Platz los war, auch nur annähernd an die Strecke bekommen, dann wird das wirklich toll." Gass und Marquardt sind sich einig, einen der weltweit wichtigsten Märkte zu beschreiten, dabei aber in Sachen Motorsport klein anfangen zu müssen.

Abenteuer Logistik

Wolfgang Schattling hingegen hat bereits mitbekommen, dass das russische Herz zumindest für die nationalen Piloten schlägt: "Ein Witali Petrow - ich hätte nicht gedacht, dass er so populär ist", staunt der Mercedes-DTM-Projektleiter über den Ex-Formel-1-Piloten, der die Rennpremiere am kommenden Wochenende unterstützt und auch am Kreml bereits vor Ort war: "Er hat eine unglaubliche Begeisterung ausgelöst und sieben TV-Interviews an einem Tag gegeben. Ich kann nur hoffen, dass er gute Werbung gemacht hat", so Schattling weiter.

"Das ist für uns alle ein großes Abenteuer." Jens Marquardt

Mit dem Rennfahren alleine ist es allerdings längst nicht getan, wie Marquardt weiß: "Ein Land wie Russland logistisch zu erobern ist auch spannend. Da fährt nicht einfach ein Lkw in Richtung Oschersleben und parkt, bis aufgebaut werden kann." Zollschranken, Schotterstraßen und andere Unwegbarkeiten warten, berichtet der BMW-Verantwortliche: "Ich war wirklich froh, als ich eine SMS bekommen habe, dass der Schnitzer-Tross über die Grenze ist. Ich habe Bilder von den russischen 'Autobahnen' gesehen: Das ist für uns alle ein großes Abenteuer."

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