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"In der Zwickmühle": Wie die Beteiligten den Startunfall am Norisring bewerten
Ein wilder Startunfall am Norisring sorgt für eine Unterbrechung und reißt gleich drei Piloten aus dem Rennen - Was die Beteiligten sagen und wer die meiste Schuld trägt
(Motorsport-Total.com) - Eng, enger, Norisring: Ein wilder Startunfall prägte das zweite DTM-Rennen auf dem Stadtkurs in Nürnberg und führte nicht nur zu einer Unterbrechung, sondern riss mit Schubert-BMW-Star Marco Wittmann sowie den beiden Abt-Lamborghini-Piloten Mirko Bortolotti und Nicki Thiim gleich drei Favoriten aus dem Rennen.

© Alexander Trienitz
Marco Wittmann und die beiden Abt-Piloten schieden beim Startunfall aus Zoom
Wie es dazu kam? "Typisch Norisring, erste Kurve, vier Autos nebeneinander", kommentiert Unglückspilot Thiim, der bereits am Vortag in der ersten Runde umgedreht worden war, bei ran.de. "Wenn man dahinten startet, das ist halt so, das ist ein Staueffekt, da ist nicht zu viel zu machen."
Neben den drei prominenten Ausfällen war auch Jules Gounon in die Kollision verwickelt. Der Winward-Mercedes-Pilot fuhr ganz links und galt zunächst als möglicher Verursacher. Doch wie kam es überhaupt zu dem Zwischenfall? "Ich weiß es ehrlich gesagt nicht genau", gibt sich der Franzose bei ran.de schuldlos.
Eine Einschätzung, die im Anschluss an das Rennen auch die Sportkommissare teilten. Sie stuften den Vorfall als klassischen Rennvorfall in der ersten Kurve ein und konnten "keinen alleinigen Verursacher ermitteln", wie es in der offiziellen Begründung heißt.
Gounon ist "einfach geradeaus gefahren"
Gounon schildert seine Sicht der Dinge so: "Zuerst wurde ich am Start sehr heftig getroffen, was mich etwas angeschoben hat. Dann bin ich auf den Randstein gefahren, um Rast vor mir auszuweichen, wegen des Gedränges. Und plötzlich habe ich gespürt, dass jemand neben mir war."
"Ich bin einfach geradeaus gefahren und weiß nicht, was danach passiert ist", betont Gounon. Damit weist er zurück, den BMW von Wittmann abgedrängt und so den Unfall ausgelöst zu haben. "Ich sehe nur, dass meine komplette rechte Seite beschädigt ist."
"Es ist der Norisring, es ist eng, überall sind Mauern", erklärt der Franzose. "Wenn man von hinten startet - so wie wir alle - will man schnell wieder nach vorne. Wir sind alle frustriert, denke ich, wegen eines schlechten Qualifyings. So läuft es eben."
Doppelausfall ist für Abt "niederschmetternd"
Gounon hatte immerhin das Glück, als Einziger der vier unmittelbar betroffenen Fahrer das Rennen überhaupt fortsetzen zu können. Für das Abt-Team hingegen wurde der Vorfall mit einem Doppelausfall zum Desaster. "Ich wurde von beiden Seiten eingedrückt und ja, leider zwei kaputte Autos, das ist nicht so gut", bilanziert Thiim.

© Alexander Trienitz
Kurz vor dem Unfall: Die drei Unglückspiloten fahren nebeneinander durch die Kurve Zoom
"Das Heimrennen haben wir uns anders vorgestellt", räumt der Däne ein. Auch Abt-Sportdirektor Martin Tomczyk ordnet die Kollision als typischen Norisring-Zwischenfall ein: "Hier am Norisring kann so etwas leider öfter passieren, das Risiko ist einfach höher, weil es eben eine sehr enge Kurve ist."
Dass gleich beide Abt-Fahrzeuge betroffen waren, sei "natürlich schon niederschmetternd, weil wir das Rennen letztendlich nicht weiterführen konnten", betont Tomczyk. Auch für Marco Wittmann war das Heimspiel in Nürnberg vorzeitig beendet.
Wittmann sieht sich "in der Zwickmühle"
"Ich war sowieso in der Zwickmühle", analysiert der BMW-Pilot im Gespräch mit Motorsport-Total.com. "Ich glaube, der Schuldloseste von allen war mit Sicherheit ich. Für mich war das ein bisschen schwer zu sehen. Ich habe die Videos im Anschluss jetzt gesehen, aber keine Onboards."
Trotzdem vertritt Wittmann eine klare Position: "Für mich sah es ein bisschen so aus, dass Jules [Gounon] von links nach rechts gekommen ist und Platz gehabt hätte, weiter links zu bleiben. Rechts waren die zwei Abt-Lamborghini, die dann aber auch nicht vom Gas gegangen sind, sondern voll stehen haben lassen und mich somit dann effektiv in die Wand gedreht haben."
Die Situation sei für den zweifachen DTM-Champion "schwer zu akzeptieren", auch wenn es sich formal um einen typischen Vorfall am Norisring handelt. Dennoch mahnt Wittmann zu mehr Rücksichtnahme: "Manchmal sollte man sich ein bisschen mehr Platz zum Überleben lassen."
Und weiter: "Vielleicht auch mal vom Gas gehen, wenn es eng wird", richten sich seine Worte vor allem an Thiim und Bortolotti. "Aber in dem Fall war ich natürlich der Leidtragende." Auch Teamchef Torsten Schubert zeigte sich betroffen: "Das ist schade, weil es hier sein Heimrennen war, und dann so ein frühes Aus - das ist natürlich ganz unangenehm."

© Alexander Trienitz
Dörr-McLaren-Pilot Timo Glock sah "auf einmal nur Teile fliegen" Zoom
Am Samstag habe noch alles "sehr diszipliniert" gewirkt, so Schubert. "Heute hat natürlich jeder versucht, gleich ein bisschen weiter nach vorne zu kommen in der ersten Kurve. Das ist hier das Thema, aber da muss man mit leben, das sind eben Rennsachen."
Auch Glock mit Folgeschaden ausgeschieden
"Wir hatten es die letzten zwei Jahre eigentlich sehr gut", betont der BMW-Teamchef rückblickend. Er verweist darauf, dass es in den Vorjahren durchaus noch chaotischere Szenen gegeben habe: "Da denke ich, waren die Fahrer bis jetzt sehr diszipliniert, jedenfalls die letzten zwei Jahre."
"Zum Glück war ich davor", kommentiert ein BMW-Pilot im Gespräch mit ran.de. "Ich habe gesehen, dass Marco quer in der Wand stand, das Auto ziemlich beschädigt war. Ich hoffe, ihm geht es gut, aber ich habe nicht gesehen, was genau passiert ist."
Auch Timo Glock war in das Durcheinander verwickelt, konnte den Unfallhergang aber kaum einordnen. "Nicht wirklich, also ich war ganz innen auf der Innenseite, musste innen sogar abkürzen, um Gounon auszuweichen und bin zurückgefahren", schildert der Dörr-McLaren-Pilot.
"Auf einmal habe ich nur Teile fliegen sehen, ein Auto quer rüber, was dann mein Auto hinten rechts getroffen hat", berichtet der frühere Formel-1-Pilot. Sein Rennen war infolge eines daraus resultierenden technischen Defekts ebenfalls vorzeitig beendet.


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