• 15.05.2013 16:26

  • von Roman Wittemeier

LMP2 und DP: Wie soll das gehen?

Die Daytona-Prototypen und die aktuellen LMP2-Fahrzeuge sollen in der zukünftigen USCR gemeinsam die Topklasse bilden: Level 5 will den Test

(Motorsport-Total.com) - Ab dem kommenden Jahr werden keine LMP1-Prototypen mehr in der amerikanischen Langstreckenszene mitmischen. In der neuen Serie "United SportsCar Racing" (USCR), einem Zusammenschluss von Grand-Am und American-Le-Mans-Series (ALMS), wird die Topklasse aus Daytona-Prototypen und LMP2-Fahrzeugen bestehen. Die Szene fragt sich: Wie soll das gehen? Wie wird man die beiden komplett unterschiedlichen Fahrzeugarten auf ein gemeinsames Niveau bringen können?

Titel-Bild zur News: Tucker

Die LMP2-Autos (hier von ESM und Level 5) sind aktuell schneller als DPs Zoom

Die Macher der USCR sind zuversichtlich, dass man durch leichte Anpassungen an den Daytona-Prototypen und einer Drosselung der LMP2 zum Ziel gelangen wird. Wie genau diese Anpassungen aussehen werden, ist allerdings noch unklar. Das Problem: die beiden Fahrzeugarten sind bisher nicht vergleichbar, weil sie nie gemeinsam in Wettbewerben unterwegs waren. Das könnte sich im August ändern. Level 5 möchte beim Grand-Am-Lauf auf dem Kansas Speedway einen Testballon starten und mit mindestens einem LMP2-Auto mitfahren.

"Unsere Absicht ist es nicht, dort in irgendeiner Weise den Wettbewerb zu verzerren. Wir sind aber der Ansicht, dass man viel daraus lernen könnte, wenn die beiden Fahrzeugtypen mal gemeinsam in einem Rennen fahren", erklärt Level-5-Teamchef David Stone gegenüber 'Speed.com'. Den Lauf in Kansas hat man sich ausgesucht, weil der Level-5-Stammsitz in der Nähe liegt und Teambesitzer Scott Tucker in Kansas wohnt.

Level 5 will in Kansas fahren

"Ich finde, man könnte bei einem solchen Einsatz viel für die zukünftigen Einstufungen lernen. Man bekäme mal ein realistisches Bild von den Unterschieden zwischen LMP2 und Daytona-Prototyp - zumindest ein konkreteres Bild, als wenn man einen LMP2-Wagen nur ein paar Runden in Daytona drehen lässt", erklärt Stone. Der Vorschlag von Level 5 liegt den Verantwortlichen der Grand-Am vor. Eine Reaktion lässt noch auf sich warten. Fest steht jedoch, dass die Idee nicht überall gut ankommt.

Gewisse Sorgen hat beispielsweise Starworks-Teamchef Peter Baron. Der Amerikaner fürchtet, dass der Level-5-Einsatz durchaus Auswirkungen auf das Grand-Am-Rennergebnis haben könnte. Der LMP2 von Tucker und Kollegen würde außerhalb der Wertung fahren. Aber was passiert, wenn der Level-5-Wagen mit einem Grand-Am-Fahrzeug kollidiert? "Die Idee an sich ist nicht schlecht. Aber so etwas sollte man besser auf der Road America machen, wo wir eine offene Testsession für Prototypen haben", sagt Baron. "So etwas muss nicht in einem Wettbewerb passieren, wo viele Teams um wichtige Punkte kämpfen."


Fotos: ALMS in Laguna Seca


"Ich bin sicher, dass sich die Verantwortlichen von Grand-Am und ALMS ausreichend Gedanken darüber machen, wie man die beiden Fahrzeugtypen unter einen Hut bekommen kann. Aber ein Test unter realen Bedingungen könnte vielleicht Aspekte aufzeigen, an die man sonst eventuell nicht denken würde", argumentiert Stone. "Man würde viel konkretere Hinweise darauf bekommen können, was auf dem Weg ins Jahr 2014 getan werden muss."

Dass es umfassende Anpassungen im Sinne der Chancengleichheit geben muss, ist allen Beteiligten klar. Bei einem Treffen der aktuellen Teamchefs von Mannschaften mit Daytona-Protoypen wurde deutlich, dass die Angst herrscht, die Umstellungen könnten zu teuer werden. "Wir müssen den Aufwand für alle so gering wie möglich halten", ist sich ALMS-Boss Scot Elkins der Gefahren bewusst. "Wir müssen mit aller Vorsicht etwas schaffen, was dann auch einige Jahre in dieser Form bestehen bleiben kann."

Nur LMP2 ist Le-Mans-kompatibel

"Wir haben unseren Schritt in die LMP2 unter der Maßgabe unternommen, dass wir mit diesen Autos ein paar Jahre lang fahren können", sagt Extreme-Speed-Motorsport-Boss Scott Sharp. "Es ist vieles in Bewegung. Können wir erwarten, dass sofort im ersten Jahr des Zusammenschlusses alles perfekt läuft? Wahrscheinlich nicht", sagt der ehemalige IRL-Vizechampion. Chris Dyson fügt bei 'Speed.com' an: "Wir müssen in aller Ruhe einen gemeinsamen Nenner finden, der nicht allzu hohe Kosten verursacht."

Michael shank

Daytona-Prototypen haben mehr Power und weniger Abtrieb als ein LMP2 Zoom

"Ich persönlich finde den LMP2 attraktiver. Das liegt daran, dass wir allein damit die Serie weltweit offen und kompatibel halten", erklärt Dyson. "Wenn wir die LMP2-Autos nicht großartig verändern, dann können beispielsweise Teams aus der WEC oder aus den anderen ACO-Serien mit ihren Prototypen bei unseren Rennen in Sebring, Daytona oder beim Petit Le Mans mitfahren." Sharp meint: "Wenn man mit seinem amerikanischen Team mal in Le Mans fahren will, dann muss man einen LMP2-Wagen nehmen."

Die Techniker der Serien ALMS und Grand-Am prüfen derzeit, was für eine Angleichung der beiden Fahrzeugtypen notwendig ist. Ein Morgan-Nissan drehte erste Referenzrunden in Daytona, um den Speed der LMP2-Klasse darzustellen, demnächst wird ein solches Fahrzeug im Windshear-Windkanal aerodynamisch genauestens analysiert. Viele Beobachter gehen davon aus, dass die leistungsstärkeren Daytona-Prototypen aerodynamisch überarbeitet werden müssen, um auch nur annähernd das Tempo der LMP2-Autos mitgehen zu können.

Die technischen Unterschiede zwischen LMP2 und Daytona-Prototyp (DP) sind erheblich. Auch wenn die dritte Generation der DPs äußerlich recht modern wirkt, so findet man unter der Haube jedoch veraltete Technik mit unter anderem Gitterrohrrahmen und Stahlbremsen. Die LMP2-Autos sind aerodynamisch viel weiter entwickelt und sind außerdem erheblich (über 100 Kilogramm) leichter. Die seriennahen DP-Triebwerke mit maximal fünf Liter Hubraum leisten rund 50 PS mehr als jene in den LMP2-Autos.